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Ein Engel fuer Charlie

Ein Engel fuer Charlie

Titel: Ein Engel fuer Charlie
Autoren: Cheryl St John
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sein Herz gar nicht so gebrochen war, wie alle dachten. Und irgendwo in seinem rabenschwarzen Herzen hegte er den Verdacht, dass ihr Tod für ihn sogar eine Erleichterung gewesen war.
    So, jetzt war es gedacht, und für diesen schrecklichen Gedanken musste er sich bestrafen. Er war schlecht und hatte ein einsames, unglückliches, unerfülltes Leben verdient. Seine Selbsterkenntnis drückte ihn so nieder, dass er auf die Knie sank.
    Ja, es stimmte. Er war über Kendras Tod erleichtert gewesen.

15. KAPITEL
    Ein Schrei der Verzweiflung und der Wut bahnte sich den Weg aus seinem Herzen und drang aus seiner Kehle. Charlie schlug mit der Faust auf den Boden.
    Die Wahrheit war ein so dunkles und hässliches Geheimnis gewesen, dass er lange nicht in der Lage gewesen war, ihr ins Gesicht zu schauen. Was war er für ein Mensch, wenn er beim Tod seiner Frau ein Gefühl der Befreiung empfand? Bei dem Verlust eines Menschen, den er einst geliebt hatte, einer Frau, die seine Adoptivfamilie ihm anvertraut hatte.
    Was für ein Mensch musste er sein?
    Fast eine Stunde verging, in der er regungslos am Rande seines Tomatenbeetes knien blieb. Die Beine taten ihm weh. Seine Schultern brannten von der Sonne.
    Seine Kehle war trocken und heiser. Aber langsam lichtete sich das Dunkel, das vor ihm gelegen hatte.
    Er war auch nur ein Mensch. Kein schlechter und auch kein gefühlloser. Nur ein Mann, der als Waise bei einer Adoptivfamilie aufgewachsen war und glaubte, den Phillips sein Leben zu verdanken.
    Langsam erhob er sich.
    Er hatte um Kendra getrauert. Nur nicht so, wie es alle von ihm erwartet hatten – so wie er geglaubt hatte, trauern zu müssen. Und er konnte lieben. Er hatte, ganz früher einmal, seine Frau geliebt. Und er vergötterte seine Tochter.
    Ja, und er konnte nun Leidenschaft empfinden. Er begehrte Stark, wie er noch nie zuvor eine Frau begehrt hatte. Doch seine Schuldgefühle hatten es nicht zugelassen, dass er sich das eingestand. Denn Kendra hatte nie diese Gefühle in ihm geweckt.
    Er liebte und begehrte Starla, wie er noch nie eine Frau geliebt und begehrt hatte. Jetzt, da alles offen vor ihm lag, konnte er es endlich zugeben.
    Aber es war zu spät. Starla hatte ihn bereits verlassen und lebte das Leben, das sie für sich selbst gewählt hatte.
    Gott, er bewunderte sie dafür. Sie war jetzt irgendwo in Maine und lebte ihren Traum, bereitete Hummer zu und wählte die außergewöhnlichsten Gewürze für ihre Suppen aus.
    Charlie schaute zum Bach hinüber. Die Frösche schwiegen. Er hörte die Bienen summen und in der Ferne das Dröhnen eines Flugzeugs. Er war hierher gezogen, um den Menschen und ihren Erwartungen zu entkommen. Dabei hatte er noch größere Erwartungen als andere an sich selbst gestellt. Wie hätte er Leidenschaft für eine Frau empfinden sollen, die er wie eine Schwester liebte?
    Jetzt, da er über seinen üppigen Garten schaute, über das weite grüne Land, war es schwer, sich vorzustellen, wie das Land aussah, als es unter einem Meter Schnee verborgen gelegen hatte und der Himmel kalt und grau gewesen war.
    Nur die Vorstellung von Starla war noch ebenso lebendig und frisch wie im Winter.
    Er liebte diese wunderbare Frau, diese ätherische Schönheit, die in einer Winternacht in sein Leben gekommen war und alles verändert hatte. Es war nicht Starlas Schuld, dass er für Kendra nicht das Gleiche empfunden hatte. Und er würde endlich damit aufhören, sich selbst anzuklagen.
    Es gab Dinge, die waren einfach so, wie sie waren. Die konnte man nicht ändern.
    Mit dem Gefühl, plötzlich von einer Zentnerlast befreit zu sein, erhob sich Charlie, stellte das Wasser ab und rollte den Gartenschlauch zusammen.
    Er würde duschen, Meredith anrufen und dann in der Stadt essen gehen. Sich selbst von Schuld freizusprechen, machte Riesenappetit.
    Aber zuerst würde er den Sheriff anrufen, um Adresse und Telefonnummer des Fahrzeughalters des Silver Angel herauszufinden. Starlas Vater könnte ihm sicherlich verraten, wo er seine Tochter finden könnte. Mit etwas Glück konnte er sich noch heute ins Flugzeug nach Maine setzen. Dieses eine Mal würde er sein Leben selbst in die Hand nehmen.

16. KAPITEL
    Spät am Abend am selben Tag fuhr Charlie mit dem Mietwagen vor Starlas Restaurant vor. Da auch die Handynummer von Starlas Vater in der Auskunft aufgelistet gewesen war, hatte er den Mann sofort erreichen können. Nachdem er sich als Charlie McGraw zu erkennen gegeben hatte, war Starlas Vater sofort sehr freundlich
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