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Ein Engel fuer Charlie

Ein Engel fuer Charlie

Titel: Ein Engel fuer Charlie
Autoren: Cheryl St John
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Silver Angel bis zur nächsten Werkstatt abschleppen, damit er erst einmal überprüft werden kann. Ich werde mit dem Abschleppwagen mitfahren.“
    „Kommst du uns bald wieder besuchen?“ fragte Meredith.
    Starla wich Charlies Blick aus, aber in Merediths unschuldige Kinderaugen zu schauen, war nicht minder schwierig. „Vielleicht“, wich sie lahm aus, weil ihr nichts anderes einfiel. Was hätte sie auch sagen sollen? Charlie hatte sie ja noch nicht einmal nach ihrer Telefonnummer gefragt.
    Als sie den Truck erreicht hatten, kniete Starla sich nieder und Meredith umarmte sie. Charlie legte eine Hand auf Starlas Schulter, als ob auch er an dieser Umarmung teilhaben wollte. Dann hielt der Abschleppwagen einige Meter von ihnen entfernt, die entweichende Luft der Bremsen zischte, und der Fahrer stieg aus.
    „Es war ein wunderschönes Weihnachten mit euch“, sagte Starla und stand auf.
    „Danke für alles.“ Sie hauchte zum Abschied erst Meredith und dann Charlie einen Kuss auf die Wange. Charlies dunkle Augen gaben keine Gefühle preis, wenn da überhaupt welche waren, doch Meredith sah aus, als ob sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Starla schenkte den beiden ein letztes bebendes Lächeln und ging dann zum Fahrer des Abschleppwagens hinüber.
    Es dauerte eine Weile, bis der Fahrer Starlas Truck aus dem Graben geholt hatte, und da es heute besonders kalt war, brachte Charlie Meredith rasch ins Haus zurück und kehrte genau in dem Moment wieder, als sie neben dem Fahrer des Abschleppwagens Platz genommen hatte und sie losfahren wollten. Charlie hatte den Kragen gegen den bitterkalten Wind hochgeschlagen und hob zum Abschied die Hand. Sie erwiderte die Geste und schaute dann rasch nach vorne, als der Abschleppwagen sich in Bewegung setzte. Charlie sollte auf keinen Fall ihre Tränen sehen.
    Zwei Monate später saß Starla im Büro ihres Restaurants in Beachtree, Maine, und ging die Post und die Faxe durch, die gekommen waren. Erneut hatte einer der einflussreichsten Restaurantkritiker ihrem Restaurant drei Sterne gegeben.
    Sie lächelte. Mit so viel Erfolg hatte selbst sie nicht gerechnet. Ihr Restaurant war bereits jetzt für Wochen ausgebucht.
    Sie erhob sich und befestigte das Fax mit der Kritik neben einer Kinderzeichnung, die ein kleines Mädchen ihr vor zwei Monaten gegeben hatte, ans Schwarze Brett.
    Jetzt war es Ende Februar.
    Tränen brannten in ihren Augen, als sie das Bild anschaute. Ein mittlerweile vertrauter Schmerz rührte sich in ihrer Brust. An einem der Pins, mit dem das Bild befestigt worden war, hing ein pinkfarbener Plastikring. Sie nahm ihn ab und steckte ihn auf den kleinen Finger.
    Seit sie nach Weihnachten hierher zurückgekehrt war, verlief ihr Leben wieder in normalen Bahnen. Sie hatte sich die Fäden von der Wunde an ihrer Stirn ziehen lassen, eine blassrosa Narbe war alles, was äußerlich von jenen Tagen übrig geblieben war, die ihr Leben verändert hatten. Dieses Kinderbild, dieser Ring und das hölzerne Kästchen, das jetzt auf ihrem Nachttisch stand und das sie täglich berührte, waren alles, was sie aus jener Zeit besaß.
    Marian hatte ihr Fotos per EMail geschickt, und Starla hatte sie auch gespeichert, aber bislang nicht den Mut gehabt, sie sich anzuschauen. Sie wusste ohnehin, was darauf war, und wollte sich nicht unnötig noch mehr Schmerz aussetzen.
    Manchmal, wenn sie im Restaurant war, zuckte sie zusammen, wenn ein gut aussehender dunkelhaariger Mann eintrat. Doch es war nie Charlie. Es würde auch niemals Charlie sein. Es war einfältig, sich solchen Träumen hinzugeben.
    Charlie hatte seine Frau geliebt, und niemand konnte sie ihm ersetzen. Charlie hatte sich körperlich zu ihr, Starla, hingezogen gefühlt, aber einen Teil von sich hatte er zurückbehalten. Den Teil, der für immer seiner Frau gehören würde.
    Starla
    schluckte
    die
    aufsteigenden
    Tränen
    hinunter,
    als
    sie
    an
    die
    leidenschaftlichen Nächte mit Charlie dachte. Ja, er hatte sicherlich die Tage – und vor allem die Nächte – mit ihr genossen, aber mehr war es für ihn nicht gewesen. Sonst hätte er wenigstens nach ihrer Telefonnummer oder ihrer Adresse gefragt. Aus den Augen, aus dem Sinn – so einfach war das. Ob Meredith wenigstens noch ab und zu an sie dachte?
    Hör auf, ermahnte sie eine innere Stimme. Du hast dein eigenes Leben. Reiß nicht immer wieder deine Wunden auf. Es ist vorbei. Wann wirst du das endlich begreifen?
    Entschlossen wischte sich Starla die Träne ab, die jetzt
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