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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
Autoren: Lynda Curnyn
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noch nicht ganz über den Berg. Deswegen behalten wir sie zunächst auf der Intensivstation. Wir überwachen sie diese Nacht und werden morgen noch ein paar Tests machen.“ Er schaute in den Flur. Meine Mutter, die inzwischen das Krankenzimmer verlassen hatte, presste mit einer Hand ein Taschentuch vor die Augen, während sie mit der anderen noch immer den Rosenkranz umklammert hielt. „Ihre Großmutter ist bei uns in guten Händen. Ich mache mir viel mehr Sorgen um Ihre Mutter. Vielleicht sollten Sie mit ihr nach Hause gehen und dafür sorgen, dass sie sich ausruht.“
    Ich war so erleichtert, dass ich ihn am liebsten geküsst hätte. Er sah auch ziemlich gut aus, und ich war mir sicher, dass Nonnie es mir verziehen hätte. Doch stattdessen ging ich wieder zurück in ihr Zimmer, küsste sie auf die kühle Stirn und sprach ein schnelles Gebet. Dann zerrte ich meine Mutter mit Hilfe von meinen Brüdern und Miranda aus dem Krankenhaus, in dem sie sonst vermutlich die Nacht verbracht hätte.
    Sonny fuhr uns nach Hause. Artie hatte sein eigenes Auto dabei. Ich war der Meinung, dass ein sechsundachtzigjähriger Mann gar nicht mehr Auto fahren sollte, und schon gar nicht im Dunkeln. Doch Joey und Miranda versprachen, ihm bis zu seinem Haus hinterherzufahren. Und als ich meine Mutter endlich davon überzeugt hatte, ins Bett zu gehen, verbrachte ich den Rest der Nacht schlaflos in meinem alten Kinderzimmer, umgeben von Fotos meines Vaters und dem Jesusbild an der Wand mir gegenüber.
    Morgens rief ich als Erstes im Krankenhaus an. Das Elektrokardiogramm und die Röngtenaufnahmen des Brustraumes hatten ergeben, dass das Herz wieder normal funktionierte und kein bleibender Schaden entstanden war. Meine Großmutter sollte schon am Nachmittag auf die Krankenstation verlegt und in ein paar Tagen bereits entlassen werden.
    Meine Mutter war natürlich nicht davon zu überzeugen, sie bestand darauf, auf dem Weg zum Krankenhaus an einer Kirche Halt zu machen, um eine Kerze anzuzünden.
    Offenbar hatte Ma um ein Wunder gebetet, denn als wir ins Krankenhaus kamen, saß meine Großmutter nicht nur aufrecht in ihrem Bett, sie spielte sogar Karten mit einem gut aussehenden jungen Mann.
    „Nonnie!“ rief ich erleichtert darüber, dass sie wach, munter und wieder in der Lage war, ihre kleinen Tricks zu spielen, so viele Asse, wie sie auf den kleinen Tisch vor sich legte.
    „Angela!“ Sie vergaß einen Augenblick ihre Karten und streckte mir ihre Arme entgegen.
    Ich ließ mich in ihre Umarmung sinken. Dann kam meine Mutter herein, küsste Nonnie kurz auf die Wange und nahm die Karten vom Tisch. „Was soll das, Ma? Dazu bist du nun wirklich nicht im richtigen Zustand!“ Doch an dem sanften Blick in ihren Augen konnte ich sehen, dass sie genauso erleichtert war, wie ich.
    Nonnie seufzte. „Gut, Oscar, wir müssen ein anderes Mal weiterspielen. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie mir zweimal Wackelpudding schulden.“
    Oscar stand lachend auf. „Okay, Mrs. Caruso, Sie haben gewonnen. Aber ich weiß nicht einmal, ob Sie Wackelpudding überhaupt essen dürfen.“
    „Dann nehme ich ein Snickers-Eis“, sagte sie mit einem tiefen Seufzen.
    „Schon gut, Mrs. C., schon gut.“ Er nickte uns lächelnd zu und verschwand.
    „Wie fühlst du dich?“ fragte meine Mutter.
    „Mir geht’s gut. Ich weiß nicht, worüber ihr euch alle so aufregt.“
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Ich gehe den Arzt suchen. Dann werden wir erfahren, wie gut es dir wirklich geht.“
    Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, wandte sich Nonnie an mich. „Angela, es ist so schön, dich zu sehen. In letzter Zeit warst du nicht gerade oft bei uns …“
    Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. „Tut mir Leid, Nonnie, ich …“
    „Mach dir keine Gedanken darüber! Du bist jung. Du musst ausgehen und dich amüsieren. Und du amüsierst dich doch, oder? Jetzt, wo Kirk nicht mehr da ist? Nicht, dass ich ihn nicht gemocht hätte, aber ich glaube, er war ein wenig zu langweilig für dich.“
    „Mir geht’s gut. Aber was ist mit dir, Nonnie? Ma sagt, dass du in letzter Zeit nicht gut auf dich aufgepasst hast. Nicht anständig gegessen hast. Und lange Nächte mit … mit Artie verbracht hast.“
    Sie verdrehte die Augen. „Deine Mutter sieht immer alles schwarz. Und im Übrigen war es gut, dass Artie bei mir war. Er hat den Notarzt gerufen. Deine Mutter war nämlich viel zu sehr damit beschäftigt, eine Panikattacke zu bekommen.“
    „Sie liebt dich, Nonnie. Sie
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