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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
Autoren: Lynda Curnyn
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ein emotionales Chaos stürzen würde. Stattdessen rief ich Grace an, in New Mexico war es drei Stunden früher. Ich konnte nur hoffen, dass sie ihr Handy angeschaltet hatte.
    Das hatte sie, Gott sei Dank. „Hey, Angie, was ist los?“
    Vielleicht lag es an ihrer warmen, vertrauten Stimme, aber auf einmal begann ich loszuheulen. „Es ist wegen Nonnie, Grace. Sie ist im Krankenhaus. Sie hatte wahrscheinlich einen Herzanfall.“
    „O Gott, Angie. Hast du sie schon gesehen? Wie geht es ihr?“
    „Ich bin gerade auf dem Weg ins Kings County Hospital. Ich habe solche Angst, Grace. Was soll ich tun, wenn sie … wenn sie bereits tot ist, wenn ich ankomme? Meine Mutter klang ziemlich hysterisch.“
    „Du weißt doch, dass deine Mutter gerne überreagiert, Angie. Und außerdem ist Nonnie sehr stark. Sie ist eine Kämpferin. Weißt du noch, wie sie mit uns immer Armdrücken machte?“
    „Aber das ist lange her, Grace. Sie hat nicht richtig auf sich aufgepasst. Sie isst, was immer ihr schmeckt. Und sie macht, was sie will. Weißt du, sie hat sogar einen … einen Freund.“ Ich überlegte, ob ein nächtliches „Pokerspiel“ der Grund für den Anfall gewesen sein mochte.
    „Tatsächlich?“ Sie lachte. „Siehst du, ihr geht’s bald wieder gut. Eine Frau, die scharf genug ist, sich in diesem Alter noch einen Freund zu suchen, muss in gutem Zustand sein. Wer ist der Glückliche?“
    „Artie Matarrazzo.“
    „Mr. Matarrazzo? Das ist ja süß, Angie. Die beiden geben bestimmt ein herrliches Paar ab. Sie wird noch eine Weile unter uns bleiben. Sie hat doch noch so viel zu erleben!“
    „Aber vielleicht hat sie ein bisschen zu viel erlebt? Du weißt doch, dass sie vor ein paar Jahren einen Herzkatheter bekommen hat. Ihr Herz hält einfach nicht so viel aus.“
    Grace schwieg einen Moment, dann sagte sie: „Ich wünschte, ich könnte jetzt bei dir sein. Ich komme Montagabend zurück. Ich schau mal, ob ich einen früheren Flug bekomme.“
    „Nein, nein, das brauchst du nicht. Ich bin okay.“ Ich blickte aus dem Fenster auf die leeren Straßen. „Falls ich jemals dort ankomme.“
    „Wo ist Justin? Vielleicht solltest du ihn anrufen, Angie. Du weißt, dass er für dich da ist, wenn du ihn brauchst.“
    „Ich war heute in der Wohnung. Er ist inzwischen vermutlich in Las Vegas, aber ich weiß es nicht genau. Ich weiß überhaupt nichts mehr von ihm.“
    „Aber du weißt, dass du mich noch hast, oder?“
    „Ja, weiß ich.“ Die Lichter vom Kings County Hospital tauchten in der Ferne auf. „Wir sind fast da. Ich muss auflegen.“
    „Ruf mich an, wenn du mich brauchst, okay?“
    „Okay.“
    Ich hasste Krankenhäuser im Allgemeinen, und dieses im Besonderen, weil mein Vater in seinen letzten Tagen oft hier gelegen hatte. Die Erinnerung an ihn verängstigte mich noch mehr, als ich im Fahrstuhl zur Intensivstation fuhr.
    Als ich aus dem Fahrstuhl trat, sah ich fast meine gesamte Familie – und einen ziemlich elend dreinschauenden Artie Matarrazzo. Sonny lief mit einer Kaffeetasse in der Hand im Flur auf und ab. Er lächelte, als er mich sah. Dann, als ihm wohl einfiel, warum ich hier war, umarmte er mich nur schweigend. Wie ich erfuhr, hatte er Vanessa zu Hause gelassen, weil er sie kurz vor der Niederkunft nicht einem solchen Stress aussetzen wollte. Schließlich umarmte ich Joey und Miranda und wandte mich dann an Artie, der zu schluchzen anfing, als er seine Arme um mich legte und sagte: „Wir haben nur Karten gespielt, ehrlich!“
    Schließlich ging ich ins Zimmer meiner Großmutter. Es tröstete mich ein wenig, meine Mutter mit dem Rosenkranz in den Händen über das Bett gebeugt zu sehen.
    „Ma“, wisperte ich. Sie umarmte mich heftig und hielt dann meine Hand, als ich mich Nonnie zuwandte.
    Nonnie sah aus, als würde sie schlafen, und zwar ziemlich friedlich, wenn da nicht die Schläuche in ihrer Nase gewesen wären und die Drähte, die an ihrem Körper befestigt waren.
    „Wie geht es ihr?“
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Nicht gut.“ Ich sah die Besorgnis in ihrem Blick. „Gar nicht gut, Angela.“
    Zum Glück kannte ich meine Mutter gut genug, um ihren Unkenrufen keinen Glauben zu schenken. Als der Dienst habende Arzt zur Visite kam, nahm ich ihn zur Seite, um von ihm einen aussagekräftigeren Befund zu bekommen.
    „Die vorläufigen Untersuchungen haben ergeben, dass ihre Großmutter unter kongestiver Herzinsuffizienz leidet“, sagte er mit einem beruhigenden Lächeln. „Natürlich ist sie
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