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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum
Autoren: Jillian Hunter
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beneidenswerten Drake Boscastle zum Gönner erwählt hatte. Blieb nur zu hoffen, dass sie ihrer Reputation gerecht und er ihren Erwartungen entsprechen würde.
    Gabriel wandte sich brüsk ab, als Horace den Rückzug antrat. Er wirkte so bedauernswert in seiner selbstverschuldeten Schmach, dass Drake beinahe Mitleid mit ihm hatte. „Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie sich aus. Morgen brauchen Sie all Ihre Geistesgegenwart.“
    Horace schluckte schwer. „Mir wäre lieber, ich würde nicht mehr aufwachen.“
    Gabriel lachte verächtlich, und Drake schüttelte verständnislos den Kopf. „Ihr Bruder würde Sie für diese dumme Bemerkung vermutlich ohrfeigen. Und ich rede nur aus Respekt vor ihm mit Ihnen.“
    „Ich weiß“, sagte Horace zerknirscht und voller Selbstmitleid. „Darf ich Sie trotzdem um einen Gefallen bitten?“
    „Lass dich bloß nicht darauf ein“, warnte Gabriel spöttisch.
    „Ich leihe Ihnen kein Geld“, erklärte Drake kalt. „Ihre Schulden sind jetzt schon eine Schande für Sie.“
    „Das meine ich nicht.“ Horace dämpfte die Stimme. „Ich bitte Sie nur, meine Schwester nach Hause zu begleiten. Sie erinnern sich doch an Thalia, nicht wahr?“
    Drake verzog schmerzlich das Gesicht. „Meinen Sie etwa den verwöhnten Fratz, der alle Gäste mit einem Stock gegen das Schienbein schlug, als ich sie zum letzten Mal sah?“
    Horace brachte ein mattes Lächeln zustande. „Sie ist zwar immer noch ein verwöhnter Fratz, aber sie wird bald heiraten und hat in den letzten Jahren keinen Gast mehr mit einem Stock attackiert.“
    „Bedaure Thornton, aber ich habe noch eine Verabredung“, sagte Drake ablehnend und war sich sehr wohl bewusst, dass Gabriel sich glänzend amüsierte.
    „Ich bitte Sie doch nur, das Mädchen nach Hause zu begleiten“, seufzte Horace unglücklich. „Ich bringe es nicht übers Herz, ihr in die Augen zu schauen. Sie können sie doch auf dem Weg zu Ihrer Verabredung absetzen.“ Er drängte sich an Drake vorbei, der sich nicht von der Stelle rührte. Und dann fiel ihm noch etwas ein. „Ich rate Ihnen nur, seien Sie auf der Hut vor ihrer Gouvernante. Die Person gleicht einem feuerspeienden Drachen.“
    Drake bemerkte das schadenfrohe Grinsen seines Cousins. „Ich habe keine Ahnung, was er damit meint. Wo ist Thalia eigentlich?“
    Horace eilte mit gesenktem Blick und hochgezogenen Schultern zur Tür, verfolgt von den verächtlichen Blicken der anwesenden Herren. „Unten im Ballsaal“, murmelte er. „Wahrscheinlich lässt sie keinen Tanz aus.“
    Gabriel schnalzte mit der Zunge, als Horace verschwunden war. „Ich fürchte, wir beide stehen morgen alleine auf dem Duellplatz, Drake.“
    „Umso besser“, knurrte Drake mit einem grimmigem Lächeln. „Das gibt mir wenigstens Gelegenheit, dir deine ständigen Aufdringlichkeiten heimzuzahlen.“

3. KAPITEL
    Drake hüstelte vernehmlich und trat in den Schatten einer Palme im Wintergarten, um Thalia und dem jungen Mann, der sie küsste, Gelegenheit zu geben, sich aus ihrer Umarmung zu lösen. Doch das verliebte Paar ließ sich keineswegs stören, wie Drake unmutig feststellte.
    Schließlich klopfte er dem selbstvergessenen Romeo von hinten auf die Schulter. „Schluss jetzt! Es reicht.“
    „Noch nicht“, murmelte der Jüngling mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    Drake zog ihn unsanft am Arm zu sich herum und war keineswegs überrascht, Percy Chapman vor sich zu haben, einen arroganten Prahlhans, der sich ständig an junge Mädchen heranmachte. Hinter seinem burschikosen Charme verbarg sich eine gefühlskalte Menschenverachtung.
    Percys gereizter Unmut über die Störung wandelte sich augenblicklich in Respekt, als er den Störenfried erkannte. „Boscastle! Sie sind es. Sehen Sie denn nicht, dass ich beschäftigt bin?“
    „Schluss damit“, wiederholte Drake knapp.
    „Nun kommen Sie schon. Sie ist schließlich nicht Ihre Schwester.“ Aber er löste sich von Thalia, nahm ihre Hand von seinem Arm und setzte sein gewinnendes Lächeln auf.
    „Sie gehen jetzt“, befahl Drake kühl. „Und zwar alleine. Die junge Dame betritt den Ballsaal nicht in Ihrer Begleitung.“
    „Wenn Sie meinen.“ Percy zuckte gleichmütig mit den Achseln.
    Drake wandte sich unwirsch an Thalia, die mit störrisch gerecktem Kinn neben einem ausladenden Farngewächs stand, bückte sich nach ihrem Paisleyschal auf den Steinfliesen und hielt ihn ihr hin. „Legen Sie ihn um.“
    „Warum sollte ich?“
    Er zog eine Braue hoch. „Soll ich bis
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