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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum
Autoren: Jillian Hunter
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drei zählen?“
    „Können Sie bis drei zählen?“
    Er lachte trocken. „Sie wollen partout Ärger haben, wie?“
    Sie brach einen Farnwedel ab und fuchtelte ihm damit vor der Nase herum.
    „Habe ich Sie um Ihre Einmischung gebeten?“
    Eloise presste die Hand an die Rippen gegen das lästige Seitenstechen. Auf dem Weg in den Wintergarten, den letzten Ort, wo sie Thalia zu finden hoffte, kam ihr ein blonder junger Herr entgegen, der nervös an seiner Uhrkette nestelte. Percy Chapman, dachte sie verächtlich und gab vor, ihn nicht zu erkennen. Wenigstens war er nicht mit Thalia zusammen. Erst kürzlich hatte sie die beiden bei einer anderen Abendgesellschaft ertappt, als sie sich heimlich davonschleichen wollten.
    Beim Betreten des Gewächshauses fiel ihr Blick auf den Schatten eines Mannes, der mit Thalia zwischen ausladenden Farnsträuchern stand. In ihren Schreck mischte sich Zorn, als sie sein markantes Profil und die breiten Schultern erkannte. Es war der gut aussehende Charmeur, der sie schamlos auf der Terrasse geküsst hatte. Der Schurke hat keine Zeit verloren, um sich an ein nächstes Opfer heranzumachen, dachte Eloise erbost. Nun legte er Thalia auch noch den Schal um die Schultern, den er ihr vermutlich vorher abgenommen hatte.
    „Sie also!“, rief sie erzürnt, trat zwischen die beiden in den Farnwedeln und riss ihm den Schal aus den Händen. „Welche Überraschung! Das hätte ich mir denken können.“
    Er empfing Eloise mit einem nachsichtigen Lächeln. „Und ich hätte mir denken können, dass diese junge Dame Ihr verlorenes Schaf ist.“ Und dann blitzte ein spöttisches Funkeln in seinen blauen Augen. „Sie sind also der feuerspeiende Drache.“
    „Wie bitte?“ Thalia verengte die Augen. „Wen nennen Sie ein Schaf?“, fragte sie erzürnt.
    „Sie natürlich“, antwortete Drake, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    „Dafür verdienen Sie eine Ohrfeige.“ Thalia sah Eloise aufmunternd an. „Eloise, ich gestatte Ihnen, dem Herrn eine Ohrfeige zu geben.“
    „Ach, tun Sie es doch selbst“, entgegnete Eloise gereizt, immer noch ein wenig atemlos. Das Seitenstechen war weniger lästig als die Enttäuschung, ihren dunklen Verführer bei seinem nächsten Annäherungsversuch ertappt zu haben, ausgerechnet mit Thalia. Hatte er etwa sie gemeint, als er vorhin seine Pläne für den späteren Abend erwähnte?
    Der Schürzenjäger verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich herausfordernd an Thalia. „Wenn wir schon beim Thema körperlicher Züchtigung sind, so verdienen meiner Ansicht nach Sie eine Tracht Prügel. Walten Sie Ihres Amtes, gestrenge Drachengöttin.“
    „Mir scheint, man hat es beizeiten versäumt, Ihnen eine Tracht Prügel zu verabreichen. Wie können Sie es wagen, einer unschuldigen jungen Dame Avancen zu machen?“, entrüstete Eloise sich.
    „Wie bitte?! Ich habe die Kleine nicht einmal angefasst. Vielen Dank für Ihre schlechte Meinung über mich.“ Mit einem strengen Gesichtsausdruck sah er Thalia an. „Es wäre höchste Zeit, endlich mit der Wahrheit herauszurücken.“
    Thalia weigerte sich verbissen, auch nur ein Wort von sich zu geben.
    Eloise musterte ihn in unverhohlenem Argwohn. Er erwiderte ihren Blick unverwandt und aufsässig. Wem sollte sie nun glauben?
    „Tatsache ist“, begann sie tadelnd, „dass ich Sie beide hier vorfinde, wobei Miss Thornton einen deutlich erhitzten und zerzausten Eindruck macht. Oder wollen Sie das etwa leugnen?“
    Drake fühlte sich gekränkt, dem Verdacht ausgesetzt zu sein, einem kindischen Backfisch wie Thalia Thornton Avancen zu machen. Natürlich tat der hübsche Drache nur seine Pflicht, was gewiss kein Honiglecken war. Zweifellos wurde sie von ihrem Dienstherrn ausgenutzt und schlecht bezahlt. Sie könnte ihm leidtun, wenn er zu Gefühlen wie Mitleid fähig gewesen wäre. Allerdings weckte die entzückende Person ganz andere Gefühle in ihm.
    „Fragen Sie doch Miss Thornton“, antwortete er verstimmt. „Und wenn Sie schon dabei sind, fragen Sie auch nach dem aufgeblasenen Grünschnabel, der ihr vorhin das ganze Gesicht abgeschleckt hat.“
    Eloise presste die Lippen aufeinander. „Spricht der Herr etwa von Percy Chapman?“, fragte sie ihre Schutzbefohlene, die sich trotzig den Schal enger um die Schultern zog. „Ich bin tief enttäuscht, Thalia. Was haben wir besprochen, bevor wir das Haus verließen?“
    „Sie baten mich, nicht mit Percy zu tanzen. Das habe ich auch nicht getan“, verteidigte sie sich
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