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Ein Ami in Tirol

Ein Ami in Tirol

Titel: Ein Ami in Tirol
Autoren: Peter Steingruber
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nichts«, beharrte Eva.
    »Ich geh lieber in die Speisekammer und schneid mir ein Trumm Schinken ab«, entschloss sich Alois. »Das ist gescheiter und schmeckt besser als euer Pampf.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst«, gab Eva nach und seufzte. Sie wandte sich an ihre Schwester. »Dabei ist die Suppe doch wirklich nicht schlecht, oder?« wollte sie wissen.
    »Man kann sie essen.«
    »Oha, was heißt denn das nun schon wieder? Willst du vielleicht sagen, weil ich heute die Suppe gekocht habe, ist sie ...«
    »Mach hin«, unterbrach Linda. »Sonst sind wir am Dreikönigstag noch nicht fertig mit dem Zeug da.«
    Damit arbeiteten die Schwestern eine ganze Zeitlang schweigend vor sich hin. Alois war mit dem Schinken zurückgekehrt, schlurfte zum Tisch und schob ungerührt die Bügeldecke zur Seite.
    »Heh, heh, Vater, was soll denn das? Ich muss bügeln!«
    »Und ich muss essen«, knurrte er grantig. »Das kann ich ja schlecht auf dem Fußboden machen, oder. Richtet euch endlich die vordere Kammer als Bügelstube ein, damit man da herunten mit dem Gelumpe verschont bleibt.«
    »Die vordere Kammer wird vermietet, das weißt du, Vater«, sagte Eva streng.
    »An wen denn?«. fragte er und kicherte dabei kauend. »Wer verirrt sich denn in unser Nest?«
    »Es wird schon wer kommen«, sagte Eva zuversichtlich. »Die vom Verkehrsamt haben unsere Adresse.«
    »Die vom Verkehrsamt sind Rindviecher, das kannst ihnen sagen«, schimpfte der Palauer. »Wer sich auf die verlässt, der ist verlassen.«
    »Vater, ich bitt dich gar schön!«, mahnte Eva. »Lass das keinen hören.«
    »Von mir aus tät ich es ihnen ins Gesicht sagen«, erklärte der Altbauer. »Drüben in Altwang geht es schon lange hoch her. Nur bei uns ist die Katz verreckt.«
    »Das wird schon noch, Vater.«
    »Ja, wenn einmal ein Wunder geschieht!«
    Der Tag des Schützenfestes war herangekommen. Auch auf dem Palauerhof herrschte bereits am Morgen Aufregung. Alois bekam sein gewohntes Weißwurstfrühstück nicht, und der Kaffee war auch anders ausgefallen, als er es erwartet hatte.
    »Zum Donnerwetter noch eins!«, begann er schließlich zu schimpfen. »Ist denn gar keiner im Haus, der sich um mich kümmern kann?«
    Ein etwas abenteuerliches Wesen betrat die Stube. Es hatte rötliches Haar, das zu strammen Zöpfen geflochten war. Aus einem sommersprossigen, runden Gesicht strahlten braune Augen fast etwas dümmlich.
    »Hast mich gerufen, Bauer?«
    »Dich nicht, Emerenz. Wo sind, verflixt noch einmal, meine Töchter? Irgendwo müssen die doch schließlich stecken.«
    »Beim Putzen werden sie sein«, bekannte die Hausmagd, die seit etwa vier Jahren ihre Hilfsdienste treu und fleißig auf dem Hof verrichtete. Manchmal musste man ihr gewisse Handgriffe ein paarmal erklären, doch wenn sie begriffen hatte, ließ es sich gut mit ihr an. »Sie missen sich doch herrichten für's Schützenfest, Bauer.«
    »Und nach meinen Weißwürsten fragt gewiss niemand? Der Kaffee schmeckt auch wie Spülwasser. Es ist ein Graus!« Er schob wie angewidert den Teller von sich.
    »Den Kaffee hab' ich gekocht.«
    »Fast hätt ich's mir denken können«, brummte der Palauer.
    »Soll ich dir Weißwürscht kochen, Bauer?«, fragte naiv die rundliche Magd.
    »Kochen? Bist du wahnsinnig, du Schaf, du dämliches?«, rief Alois. »Weißwürste lässt man ziehen, sonst platzen sie.«
    »Aha!«, meinte sie und nickte heftig mit dem Kopf. »Hernach zieh ich sie halt. Aber meinst nicht, dass sie dabei vernanderreißen?«
    »Hol eine von meinen Madln, aber geschwind«, stöhnte der Bauer entnervt. »Hast du auch den Schinken geschnitten?«
    »Mit Verlaub - ja«, sagte Emerenz und deutete einen Knicks an.
    »Viel zu dick, davon kriegt man ja die Maulsperre«, bemängelte er grantig. »Aber jetzt geh. Wenn nicht eine von den beiden binnen fünf Minuten hier ist, geh ich hinauf und hol sie mir.«
    Erschrocken huschte Emerenz hinaus, während Palauer nochmals einen Schluck aus der Kaffeetasse nahm und daraufhin das Gesicht verzog, als hätte er Essig getrunken.
    »Was grantelst denn wieder umeinander, Vater?«, fragte Eva, die wenig später in die Stube trat.
    »Schütte den Kaffee weg«, ordnete er an. »Und meine Weißwürste will ich. Was gibt es heut mittag zu essen?«
    »Langsam, Vater«, versuchte Eva die ärgerlich ungeduldigen Fragen zu bremsen. »Musst schon entschuldigen, dass es heut nicht, wie sonst ist ...«
    »Bei uns ist nie etwas wie sonst!«, wetterte er.
    »Sonst bekommst du sonntags immer
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