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Ein Ami in Tirol

Ein Ami in Tirol

Titel: Ein Ami in Tirol
Autoren: Peter Steingruber
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sagte sie und gab ihm einen Nasenstüber. »Wirst schon noch schlau draus werden.«
    »Normalerweise schweigen die Frauensleute nicht wie die Gräber.«
    »Aber Ausnahmen bestätigen eben die Regel«, erwiderte Eva daraufhin und schob Christian zur Tür hin. »Wir werden uns bald wiedersehen.«
    »Frauensleut«, sagte Christian seufzend und ging.
    Wenig später kam der seltsame Gast herunter.
    »Nun?«, fragte er. »Haben Sie sich die Sache inzwischen überlegt, Miss Eva?« wollte er wissen und lächelte dabei verschmitzt. Sie gab dieses Lächeln zurück und tat dabei sehr geheimnisvoll.
    »Möchten S' heute nicht zum Essen bleiben?«, fragte sie, anstatt ihm eine Antwort zu geben. »Es gibt Hasenbraten, und ich weiß, dass Sie den doch so gern essen.«
    »Für mein Leben gern«, bestätigte er. »Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, liebste Miss Eva. Außerdem habe ich heute Nachmittag nur noch ein kleines Geschäft. Ich denke daran, übermorgen abzureisen. Wenn Sie also ...«
    »Über das Geschäftliche reden wir noch rechtzeitig«, blockte die junge Bäuerin liebenswürdig ab. »Setzen Sie sich doch. Mögen S' einen Wein? Einen guten Südtiroler hätte ich da.«
    »Auch hier sag ich nicht Nein«, erklärte er und nahm Platz.
    »Ein bissel dauert es schon noch mit dem Braten«, sagte sie schließlich, während sie das Weinglas auf den Tisch stellte. »Meine Nachbarn kommen übrigens auch«, berichtete sie dann wie beiläufig.
    »Na, wunderbar, dann kann ich dort vielleicht auch noch ein Geschäft abschließen?«
    »Das mag sein«, lockte Eva zuversichtlich und schenkte ein. Sie bemerkte, dass das Vergnügen des Mr. Brown zu wachsen schien. Zwischendurch warf Eva immer wieder einen Blick auf die Uhr.
    Der von Mr. James so heiß ersehnte Hasenbraten stand allerdings noch nicht auf dem Tisch, als Eva vom Nachbarhof her eine stramme Frau in Begleitung von Florian, Christian und Karl Brunner kommen sah. Der Amerikaner schwärmte eben von seiner Heimat, als mit einem Rums die Tür aufflog.
    »Da schau her, der Seppi!«, tönte eine markige Frauenstimme.
    Der Angesprochene verlor alle Farbe im Gesicht. »Wally ... Walburga«, stammelte er und hatte neben der Gesichtsfarbe plötzlich auch seinen Akzent verloren. »Wo kommst du denn her?«
    »Direkt aus Innsbruck!«, rief sie und schwenkte ihren Regenschirm. »Das hätt dir so gepasst, dich aus dem Staub zu machen und mich, mit dem Buberl hockenzulassen. Na wart, Freundl, dir werd ich heimleuchten, du Bazi, du hundshäuterner!«
    »Ich denke, dieser Mann ist Amerikaner?«, fragte Eva und spielte die Erstaunte.
    »Der?«, fragte Walburga und lachte meckernd. »Der weiß doch gar nicht, wo Amerika liegt, dieser Seifenheiner. Nein, aus Unterpettnau stammt er und heißt Josef Hinterhuber. Er ist nämlich mein Mann. Und alleweil, wenn ich ihn wieder aufgreifen muss, geht er für ein paar Monate in den Innsbrucker Ziegelstadl hinter schwedische Gardinen.«
    »Wally - ich - ich hab' doch gar nix gemacht«, stammelte jener Seppi.
    »Die Leut hat er beschissen«, sagte Florian. »Das halbe Dorf ist auf seine Sprüch hereingefallen.«
    »Und mein Geld?«, kreischte Emerenz, die vor wenigen Minuten hereingekommen war. »Wo ist mein Geld, du Saubazi. Hast mir versprochen, dass ich mit meiner inneren Schönheil eine reiche Amerikanerin werd. Mein Geld will ich. Auf der Stelle!«
    »Das ist schon da«, bemerkte Linda, die nun hereinkam. »Jedenfalls das meiste, so hoffe ich.« Sie stellte ein Köfferchen auf den Tisch. »Da ist das Geld drinnen, und wir können es den Leuten zurückgeben, wenn er nicht allzu viel davon verprasst hat.«
    »Das ist alles ein Irrtum«, gackerte Seppi in reinsten Tirolerisch. »Das kann ich genau erklären.«
    »Ja, auf der Polizei kannst das tun«, sagte Florian. »Dort kommt nämlich der Gendarm Ziegler mit seinem Kollegen und holt dich ab.«
    »Diesmal«, sagte Wally mit einem abgrundtiefen Schnaufer, »diesmal besuch ich dich nicht im Ziegelstadl. Und wenn du wieder daheim bist, leg ich dich an die Hundskette, damit du es weißt, du Depp, du bodenloser.«
    Es brach allgemeine Heiterkeit aus, während der verhinderte Amerikaner wie belämmert auf seinem Stuhl saß und sich offensichtlich noch nicht von seinem Schock erholt hatte.
    Nachdem der »Amerikaner« das Haus sozusagen zwangsweise und unrühmlich verlassen hatte, tauchte die Mutzenberger-Barbara auf. Dicke Tränen rannen ihr aus den Augen.
    »Das kann ich alles gar nicht glauben«,
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