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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm
Autoren: Jacques Berndorf
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friedlicher Grüner mit einer heimlichen Liebe zu Maschinenpistolen – was häufiger vorkommt, als die Allgemeinheit annimmt.« Sie erstarrte einen Augenblick. »Habe ich Waffennarr gesagt?«
    »Hast du. Meinst du, dieser Albert bringt so etwas fertig?«
    Sie überlegte. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, er hat manchmal Schwierigkeiten, sich unter Kontrolle zu halten.« Sie hatte nun ganz schmale Lippen, rauchte nervös und sog den Rauch tief ein. »Wenn du mich fragst, ob er eine Winchester hat, muss ich antworten: Könnte sein, könnte durchaus sein. O Gott, wir haben oft gesagt, wenn Albert durchknallt, steckt er die Eifel in Brand.«
    »Wie heißt er eigentlich? Ich meine, Albert reicht mir nicht.«
    »Albert Tenhoven, ein Wort.«
    Eine Männerstimme rief: »Hallo? Ist hier jemand?«
    »Komm rauf«, rief ich. »Hier oben.«
    Rodenstock tauchte auf, erschrak leicht beim Anblick der Badenden, fing sich und sagte heiter: »Das ist doch mal ein guter Empfang.« Dabei grinste er wie ein Haifisch. »Rodenstock ist mein Name. Ich bin ein Freund vom Baumeister.«
    »Das ist gut«, nickte Wilma. »Dann darf ich euch bitten, mal rauszugehen. Ich ziehe mir rasch was an. Schließlich ist das hier keine gute Konferenzsituation.«
    »Da stimme ich zu«, meinte Rodenstock.
    Wir gingen hinaus und noch auf der Treppe legte ich los: »Ich habe ein Problem mit dir, mein Freund. Warum sagst du nichts und fängst heimlich an, den Fall zu recherchieren? Weil der edle Bundesnachrichtendienst dich gebeten hat, mich rauszuhalten?« Ich war wütend und wollte es hinter mich bringen.
    »Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst«, sagte er mild.
    Wir erreichten den Vorraum und ich schlug vor: »Lass uns das draußen erledigen, das geht Wilma nichts an.«
    »Du bist sauer, nicht wahr?«
    »Ich bin stinksauer«, nickte ich. »Und zwar auf dich, Rodenstock, nicht auf den Fall. Auf dich. Und du musst dir schon was Gutes einfallen lassen, um das zu ändern. Emma ist übrigens wieder zurück. Sie wollte erst nach s'Hertogenbosch und dann hierher.«
    Vor dem Haus stand eine Bank vor einem Tisch. Wir setzten uns. Rechts von mir wuchs ein kleiner Malvenbusch, das Rosa strahlte in der Sonne. Gleich daneben hatte die Hundskamille ein grelles Weiß aufgezogen und ihre goldene Mitte leuchtete.
    »Na gut«, murmelte er und sah mich nicht an, »sie haben mich gebeten, das für sie zu erledigen. Und sie wussten natürlich, dass wir beide in der Regel zusammenarbeiten und dass du häufig für Magazine schreibst. Also haben sie gesagt: Halt den Baumeister aus deinen Recherchen raus!«
    »Wenn du so sachlich bemüht daherschwafelst, tut das einfach weh«, erwiderte ich zornig.
    »Aber wieso denn? Das ist eine Behörde wie andere Behörden auch. Und die Leute müssen eben Vorkehrungen treffen, dass die Arbeit sicher verläuft.«
    »Ich bin also ein Unsicherheitsfaktor«, sagte ich bitter. »Du rennst immer weiter in die Scheiße, Rodenstock. Baumelte deine Seele am Garderobenhaken?«
    »Nun mach mal Pause«, begann er zu schimpfen. »Du weißt genau, dass der Fall Jakob Driesch eine große Story wert ist. Wann wird schon mal ein Bundestagsabgeordneter mit sechs Kugeln aus einer 44er-Winchester umgelegt? Das weißt du, das weiß ich, das weiß auch Kischkewitz von der Sonderkommission. Das ist der Haken.«
    Ich ließ ihn eine Weile zappeln, ich war mir sicher, dass er genau wusste, auf was ich aus war.
    »Sieh es doch mal so«, begann er erneut. »Da haben wir einen Mordfall. Du bist Journalist, du bist als Journalist bekannt, und zwar als guter Journalist. Oft haben wir beide zusammengearbeitet und du hast dich auf mich und mein Fachwissen berufen. Nun will dieses Fachwissen mal der Bundesnachrichtendienst nutzen – gegen Bezahlung. Und er fordert: Den Baumeister halten Sie aber schön raus. Gut, sage ich, ist gebongt. Was ist dagegen einzuwenden?«
    »Nicht viel«, sagte ich nach einer Weile. »Nicht viel. Nur, dass du unsere Freundschaft verraten hast, Rodenstock. Nie würde ich ein Detail aufschreiben, ohne dich vorher zu fragen, ob du einverstanden bist. Das war vor dem Fall Driesch so und ich hatte angenommen, es würde im Fall Driesch genauso sein. Wir konnten uns blind aufeinander verlassen. Und jetzt hast du zugestimmt, mich da rauszuhalten. Das finde ich schäbig.«
    Rechts stand ein uralter Apfelbaum, die Äpfel hatten schon die Rotfärbung angenommen und leuchteten wie kleine Lampions. Eine Grasmücke hüpfte durch die Zweige, ein
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