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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee
Autoren: Jacques Berndorf
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eine Aluminiumleiter an eine Luke über den Kühen gestellt. Wir kletterten hinauf und arbeiteten uns vor bis zu dem Fenster, das in der Stirnwand eingelassen war. Der ganze Hof lag vor uns. Links das Wohnhaus, rechts das kleine Gebäude, in dem zwei Wohnungen für Touristen untergebracht waren.
    »Sie ist schon drin«, sagte Rodenstock. »Ich kann sie sehen. Sie hat auch diesen gottverdammten Bademantel schon an.« Er zog seine Waffe aus dem Gürtel und schlug kurzerhand die Fensterscheibe ein. »Ich brauche ein freies Schußfeld«, sagte er erklärend.
    Da kam Jimmy. Er fuhr wirklich gekonnt, und schoß mit hoher Geschwindigkeit durch den Lindentunnel. Er schleuderte ein wenig, stellte das Auto genau vor das Gästehaus, sah sich kurz um und lief dann in das Wohnhaus.
    »Hoffentlich kommt Kremers nicht vor van Straaten«, betete ich. »Siehst du irgendwo Emmas Leute?«
    »Nein«, murmelte Rodenstock. »Sie wären auch ziemlich beschissen, wenn man sie sehen könnte. Ich vermute mal, sie hat sogar im Gästehaus welche.«
    »Haben sie Gewehre?«
    »Präzisionswaffen, Schnellfeuer, vermutlich. Die sägen einen Mann glatt in der Mitte durch.«
    »Wie hübsch«, sagte ich.
    Dann hörten wir den Hubschrauber. Seine Rotorblätter knallten, als müßten sie durch ein Luftloch rudern. Er kam ungefähr aus Richtung der alten Wehrkirche. Van Straaten ließ den Piloten direkt zwischen Wohn- und Gästehaus niedergehen, er war nicht weiter als dreißig Meter von uns entfernt, und die Luftwirbel nahmen uns den Atem. Van Straaten stieg nicht sofort aus. Wir beobachteten, wie er den Piloten bezahlte und ihm die Hand reichte. Dann kletterte er aus der Maschine.
    »Er muß sich unheimlich sicher fühlen«, flüsterte Rodenstock. »Mehren hat ihn also überzeugt.«
    Van Straaten machte ein paar Schritte aus dem Rotorbereich hinaus, drehte sich dann zu dem Piloten um und zeigte mit dem Daumen nach oben. Die Touren gingen hoch, die Maschine wippte und stieg dann schnell auf, senkte die Schnauze und flog davon. Obwohl sie noch laut zu hören war, wirkte die Szene plötzlich totenstill.
    Monika öffnete die zweiflügelige Fenstertür im Wohnzimmer der unteren Wohnung. Sie stand ein wenig breitbeinig und keifte: »Verdammt noch mal! Laß mich in Ruhe. Was willst du eigentlich hier?«
    Van Straaten antwortete nicht sofort, er hatte ein Problem. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich wette, er lächelte. »Wer ist denn in der Scheune verbrannt, Kleines?«
    »Scheiße«, erwiderte sie wesentlich leiser. »Meine Schwester, meine jüngere Schwester, Monika. Hau jetzt ab, ich will dich nicht. Ich will dich nie mehr. Du ekelst mich an, du kotzt mich an.«
    Bevor sie die Türflügel schloß, fragte sie klagend: »Eine Frage noch, du Schwein. Weshalb wolltest du uns töten lassen?«
    »Ich hatte doch gar keine Wahl«, sagte van Straaten gelassen. »Ole wollte mich töten, das hast du selbst gesagt. Ich war nur schneller und habe einfach die Kölner Gruppe eingesetzt. Aber du lebst doch, und wir könnten zusammen irgendwo hingehen und ...«
    »Halt doch deine Schnauze«, rief sie heftig und versperrte die Tür. Für Sekunden sahen wir noch ihren Schatten, wie er in die Tiefe des Wohnzimmers glitt.
    »Das war irre!« hauchte Rodenstock.
    Van Straaten stand vor dem Gästehaus und drehte sich langsam und bedächtig einmal um sich selbst. Emma hatte vermutet: »Er wird nicht zu Monika in das Haus gehen, ehe er nicht ganz sicher ist, daß ihm aus dem Wohnhaus keine Gefahr droht. Er wird das in jedem Fall zuerst abchecken. Es sollte in diesen Sekunden also niemand zu laut atmen.«
    Van Straaten lief mit schnellen Schritten zur Haustür des Wohnhauses und klingelte. Als keine Reaktion erfolgte, drückte er die Klinke nieder. Es war nicht abgeschlossen, er konnte ungehindert in das Haus, und er war offensichtlich gründlich, denn er blieb mehr als drei Minuten verschwunden. Dann erschien er wieder und starrte auf die Tür unter uns, die Tür zum Stall. Er öffnete sie und blickte sich aufmerksam um. Es dauerte eine Ewigkeit. Dann schloß er die Tür wieder und ging hinüber zu dem Gästehaus.
    »Mach mir auf«, sagte er leise. Wir konnten es gut verstehen, weil Emma ihren Leuten befohlen hatte, kleine Mikrofone in die harte Gartenerde zu drücken. »Mach mir auf, wir müssen reden.«
    Rodenstock hatte den Minilautsprecher in die Brusttasche seines Jacketts gesteckt, die Qualität war hervorragend.
    Wir hörten Monikas Stimme so laut, als hocke sie
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