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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee
Autoren: Jacques Berndorf
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du so gut wie nackt sein und nichts am Körper haben als Bettys Bademantel. Van Straaten ist ein Macho. Er wird nie auf die Idee kommen, daß eine Frau bei zehn Grad minus splitternackt über einen Eifler Bauernhof rennt. Glaub mir, ich habe darüber nachgedacht, er wird dich in aller Ruhe zum Klo gehen lassen.«
    Ich schlief ein und wurde erst um zehn Uhr wach, als Dinah mich an der Schulter faßte und sagte: »Du mußt aufstehen, es scheint loszugehen.«
    »Was ist denn?«
    »Van Straaten hat seine Familie verlassen. Er ist auf dem Weg zu seinem Porsche. Das vermuten sie wenigstens.«
    »Okay.« Es fiel mir schwer, aber ich stand auf. Ich zog mir Jeans und einen dicken Pullover an; um van Straaten zu übertölpeln, brauchte ich nicht rasiert zu sein.
    Wir warteten.
    Das Handy klingelte, Emma sagte ganz ruhig: »Ja?« Dann hörte sie zu und murmelte: »Okay, dann.« Sie schaute uns an. »Er ist nicht zu seinem Porsche gegangen, sondern in ein Kaufhaus. Vorne rein und wahrscheinlich hinten hinaus. Sie haben ihn verloren.«
    »Scheiße!« fluchte Rodenstock. »Und jetzt?«
    »Er wird ein Taxi nehmen«, vermutete sie. »Die Taxizentralen haben für diesen Fall einen Code, die Fahrer kennen sein Foto. Falls er kein Taxi nimmt, kann man davon ausgehen, daß er versucht, zum Flughafen durchzukommen. Auf dem Flughafen befinden sich vier Leute an den wichtigen Punkten. Reicht dir das, Rodenstock?« Sie wirkte jetzt eindeutig spöttisch.
    »Wenn ich van Straaten wäre«, meinte er, »würde ich all das, was du jetzt ausführst, erahnen. Und ich würde mich entsprechend vorbereitet haben.« Er stand auf und ging hinaus, er war im höchsten Maße verunsichert.
    Bis ein Uhr geschah nichts. Dann befragte Emma ihre Leute in Amsterdam. Sie sprach schnell und abgehackt und kappte schließlich die Verbindung wieder. »Er ist nirgendwo aufgetaucht. Er ist einfach verschwunden.«
    »Wie kann er das bei so vielen Babysittern?« fragte ich.
    Fünfzehn Minuten später war Mehren am Telefon, und rief verärgert und erregt: »Was ist denn da passiert? Ich dachte, ihr wollt mich steuern, ihr Arschlöcher. Und was ist? Da landet auf meiner Wiese ein Hubschrauber, und dieser Scheißholländer steigt aus, um mich zu besuchen.«
    »Sag ihm, was ausgemacht war«, drängte ich. »Spul das Programm ab. Du hast ihn noch nie gemocht, du magst ihn auch jetzt nicht. Sei ein Ekel, behandle ihn unfreundlich. Er wird dich fragen, ob Betty vielleicht noch lebt. Erzähl ihm, was wir vereinbart haben. Sag, daß du dieser Hure alles zutraust und daß sie wahrscheinlich bei einem Kollegen namens Adolphi ist. Wie weit ist er noch entfernt?«
    »Sechzig Meter vielleicht. Junge, ihr habt vielleicht eine Scheißorganisation.«
    »Dinah, los mit Emma und Monika. Ihr müßt rüber zu Adolphis. Van Straaten hat einen Hubschrauber gechartert, er ist schon in Jünkerath. Vollgas.« Ich rief Jimmy an. »Jetzt mußt du zeigen, was du kannst. Mach Kremers Dampf, schick ihn sofort los. Behaupte von mir aus, sein und dein Leben hängen davon ab. Und gib ihm keine Zeit zu fragen, klar?«
    Meiler gab nur einen erstickten Laut von sich und legte auf. Ich fragte mich, was geschehen würde, wenn Kremers gar nicht in seinem Büro war. Um das Chaos zu perfektionieren, würde es genügen, wenn er versunken auf irgendeinem Lokus hockte und mit seiner Verdauung zufrieden war.
    »Wir müssen los!« drängte Rodenstock.
    Wir hatten es nicht weit. Ich raste die Lindenstraße entlang und querte die Schnellstraße, dann durch den Tunnel, den zwei Linden bildeten und der schneeweiß war. Ich fuhr nicht auf den Hof Adolphis, sondern dran vorbei und parkte hinter dem langgestreckten Stall neben Dinahs Wagen. Ich bemerkte, daß Rodenstock plötzlich eine Waffe in der Hand hielt und den Schlitten faßte, um ihn zurückzuziehen.
    »Bist du verrückt?« fragte ich ihn erregt.
    »Nicht die Spur«, sagte er. »Ich hab das Ding noch nie ernsthaft benutzt. Heute kann Premiere sein. Es ist für Emma, verstehst du?«
    »Das hört sich gut an«, nickte ich.
    Die Stalltür knarrte, und Adolphi kam heraus. Er lächelte etwas verkrampft. »Geht es los?«
    »Sieht so aus«, sagte ich. »Sind deine Frau und dein Kind vom Hof?«
    »Aber ja. Eure Plätze sind ja klar, oder?«
    »Na sicher, kein Problem. Und halt dich um Gottes willen raus, sei bloß kein Held.«
    »Ich guck mir einen Western im Fernsehen an.« Er grinste kurz und verschwand dann.
    »Wir müssen hier hinauf«, erklärte ich. Adolphi hatte
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