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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee
Autoren: Jacques Berndorf
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gedrückt und zeichnete das Gespräch auf. »Lassen Sie mich mal ein bißchen träumen. Kremers hat Ihnen gesagt, Sie sollen jeden Kontakt mit Kunden notieren, mit Namen, mit Autokennzeichen, mit Wohnort, mit Alter, mit Kindern, warum und wieviele. Das ist doch so, oder?«
    »Na ja, klar. Er will die Szene im Landkreis trockenlegen. Und deshalb braucht er den totalen Überblick.«
    »Was zahlt er Ihnen?«
    »Den Sprit, klar, dann kriege ich tägliches Bewegungsgeld von einhundert Mark. Garantie im Monat zweitausend.«
    »Was ist mit dem Stoff, den Sie weiterverkaufen?«
    Er wollte nicht antworten.
    »Hören Sie, Jimmy, machen wir uns nichts vor, die Sache fliegt sowieso auf. Also, was machen Sie mit Ihren Gewinnen?«
    »Die kann ich behalten«, gestand er tonlos.
    »Passen Sie auf«, hämmerte ich ihm ein, »Business as usual. Seien Sie normal erreichbar, notieren Sie jeden Kontakt, verhalten Sie sich normal, steigen Sie auf jeden Kunden ein, auf jede Bestellung. Falls van Straaten anruft, dann ...«
    »Der ruft nie an. Kremers auch nicht. Wir treffen uns immer.«
    »Regelmäßig?«
    »Nein, nach Bedarf. Wenn ich ihn sehen will, rufe ich in seinem Büro an und bestelle schöne Grüße von seiner Frau, er soll mal zu Hause anrufen. Dann treffen wir uns.«
    »Wo?«
    »Auf der Straße von Dreis-Brück nach Heyroth. Da gibt es einen Waldweg nach links in einer scharfen Kurve. Kann ich mal was fragen?«
    »Sicher können Sie das.«
    »Wird Kremers verhaftet?«
    »Mit absoluter Sicherheit«, sagte ich.
    »Können Sie denn meinem Vater ... ich meine, wenn mein Vater das erfährt, schmeißt er mich zu Hause raus.«
    »Sie müssen es ihm sagen, da führt kein Weg daran vorbei. Sie werden ein wichtiger Zeuge sein. Jetzt passen Sie auf! Wenn ich mich das nächste Mal melde, dann nur kurz. Sie müssen anschließend Kremers zu einem Treffen bitten. Aber nicht auf dem Waldweg, sondern auf einem Bauernhof. Schreiben Sie das ruhig auf. Die Leute heißen Adolphi mit ph. Sie müssen Kremers einen Grund dafür angeben. Sagen Sie, Sie haben enormen Krach mit Ihrem Vater, und Adolphi ist Ihr Fluchtpunkt. Glauben Sie, das wird gehen?«
    »Ich hoffe es, ja, es wird gehen«, sagte er. »Muß ich dann dort hinfahren?«
    »Na sicher«, sagte ich. »Er muß dort Ihr Auto stehen sehen.«
    »Hoffentlich geht das gut«, seufzte Jimmy.
    »Das hängt auch von Ihnen ab«, erwiderte ich.
    Um zwei Uhr tauchte Emma in einem sehr kostbar wirkenden Morgenmantel auf und stöhnte: »Ich kann nicht schlafen. Und Rodenstock schläft auch nicht. Dinah und Monika sind auch noch wach.«
    »Ich habe sowieso noch eine Frage. Die Antwort ist nicht so wichtig, aber in s'Hertogenbosch wolltest du uns erzählen, wie van Straaten Menschen ausnützt. Und wir haben dich aus dem Thema geschmissen. Wie macht er es denn?«
    »Legal, sehr legal«, sie lächelte und hockte sich auf die Sofakante. »Er macht es brutal und rücksichtslos, wie harte Manager es machen sollen. Er hat auf dem Antiquitätensektor Mitbewerber aus dem Weg gedrückt, indem er in kritischen Phasen anonyme Anzeigen gegen sie laufen ließ. Meistens wegen Steuerhinterziehung. Er hat sich in Familien von Konkurrenten hineingeschlichen, bis er alles über ein bestimmtes Geschäft wußte. Dann hat er einen günstigen Augenblick abgewartet und das Geschäft übernommen. Er hat laufend angebliche Schwarzkonten in Liechtenstein oder der Schweiz, in Luxemburg oder sonstwo auf der Welt anonym angezeigt. Da sowohl Polizei wie Steuer auf diese Anzeigen eingehen müssen, verschaffte er sich Konkurrenten gegenüber einen zeitlichen Vorsprung. In einem Fall in Hongkong, als es um die Einrichtung eines ganzen Luxushotels ging, hat er unserer Meinung nach einen Mitbewerber töten lassen. Wir sind da ziemlich sicher, aber zu beweisen war wie immer nichts. Bist du unsicher? Denkst du, er kann vielleicht doch ein netter Kerl sein?«
    »Nein, nach Ole und Betty denke ich das nicht mehr.« Um drei Uhr verschwand sie, um einen weiteren Schlafversuch zu unternehmen, und ich legte mich auf das Sofa und starrte in das tintenschwarze Fenster zum Garten hin. Um sechs Uhr morgens wurde der Trierer Volksfreund ausgetragen. Unsere Meldung stand auf der Eifelseite 1. Der Countdown hatte begonnen.

ZEHNTES KAPITEL
    Um sechs Uhr hockten alle in meinem Jeep, verschlafen und gähnend, und nach zehn Kilometern schliefen die drei Frauen wieder. Nur Rodenstock starrte in die Lichtbahn der Scheinwerfer. »Was wird van Straaten denken, wenn er
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