Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
auch. Ich würde sagen: okay, okay, aber laß mich dabei sein.«
    »Ehrlich?«
    »Natürlich. Sie ist jung, sie will es probieren. Und wenn sie mich nicht mehr mag, versucht sie es sowieso.« Ich grinste. »Wenn du jemanden nicht besiegen kannst, solltest du dich mit ihm verbünden.«
    »Du bist ein Schlaumeier«, seufzte sie. »Ich wette, du würdest fluchen und vor Angst bibbern. Wahrscheinlich würdest du ihr eine runterhauen, oder?«
    »Oh nein«, versicherte ich, aber ich wußte, daß Dinah wahrscheinlich recht hatte und wechselte sicherheitshalber das Thema. »Du kannst dich ruhig ausziehen, du brauchst nicht in den Klamotten zu schlafen. So schnell kommt van Straaten nicht.«
    »Falls er überhaupt kommt. Wenn seine Frau klug ist, hält sie ihn davon ab.«
    »Wenn er klug ist, läßt er sich nicht von ihr abhalten. Glaubst du auch, daß er Betty geliebt hat?«
    »Ja«, nickte sie. »Normalerweise würde er das Risiko nicht eingehen, ein junges Mädchen als Nummer eins im Drogengeschäft einzusetzen und gleichzeitig ihren Fast-Ehemann zu betrügen. Ich denke, das war der Fehler, den er machte.« Sie streifte den Pullover über den Kopf, öffnete die Jeans, zog sie aus und deponierte sie über einen Kleiderbügel. »Das Häßlichste ist Marios Fuß und der Tod von Melanie. So nutzlos, so vollkommen idiotisch nutzlos.«
    »Melanie hat Jonny geliebt«, sagte ich. »Sie hat ihre eigenen Regeln gebrochen.«
    »Ich werde dick. Guck mal, hier am Bauch werde ich dick. Ich fühle mich zu sicher, zu geborgen, zu ruhig. Das geht nicht so weiter, Baumeister, ich bin in zwei Jahren eine Tonne. Und du wirst immer dünner.«
    »Daran kannst du Leistungen messen«, meinte ich. »Komm her, und stell dir etwas Unanständiges vor.«
    »Das geht nicht. Kein Mensch schläft in diesem Haus. Das können wir nicht bringen.«
    »Wir könnten ja unter den Decken verschwinden«, schlug ich vor.
    »Ich bin ein anständiges Mädchen«, sagte sie. »Jedenfalls jetzt noch. Und außerdem brauchen wir alle Kräfte und Nerven für unseren Liebling, den Jörn van Straaten.« Dinah löschte die kleine Lampe neben sich. »Schlaf ein wenig, Baumeister.«
    Aber ich schlief schon wieder nicht. Ich wanderte aus und hockte mich in die Küche, weil Monika mein Arbeitszimmer besetzt hatte.
    Gegen vier Uhr meldete sich die holländische Stimme mit der beruhigenden Nachricht: »Wir haben ihn wahrscheinlich wieder. Er ist im Haus seiner Familie. Er muß seinen Wagen irgendwo abgestellt haben. Auf jeden Fall war plötzlich ein Mann in dem Wohnzimmer, aber dann wurden die Vorhänge zugezogen, bevor wir ihn eindeutig identifizieren konnten. Wir warten den Morgen ab und lassen einen Teil unserer Leute seinen Porsche suchen. Ende.«
    Als ich die Treppe hinaufging, um mich endlich schlafen zu legen, stand Emma da und sah mich fragend an.
    »Er ist wahrscheinlich bei seiner Familie in Amsterdam und hat irgendwo seinen Wagen abgestellt. Er brauchte ja auch nur Vollgas zu geben, um deinen Leuten zu entkommen. Sie melden sich morgen früh. Willst du das Handy?«
    »Gott sei Dank. Ja, ich will dieses verdammte Folterinstrument.«
    Langsam näherte sich der Schlaf. Dinah griff nach meiner Hand und hielt sie fest. Vielleicht träumte sie von Sophie, denn sie lächelte ganz entspannt.
    Wann würde van Straaten kommen? Und wie? Was würde er antworten? Wir hatten drei Fragen für Monika formuliert, und sie hatte sie unzählige Male vor sich hingesagt.
    »Wenn du die dritte Frage gestellt hast«, so Emmas Befehl, »warte seine Antwort ab, und verschenke dann keine Sekunde. Du mußt sagen, du gehst mal pinkeln oder so. Da außer euch niemand in dem Haus ist, und er das wahrscheinlich vorher geprüft hat, wird er dich gehen lassen. Du mußt das Lokusfenster aufstoßen, es liegt etwas höher als ein normales Fenster. Du mußt hindurchgleiten, dich fallen lassen und eng an der Mauer bleiben. Eng an der Mauer.«
    »Was ist, wenn er dicht bei mir ist? Wenn er mich festhält oder so? Was ist, wenn er mir nicht vom Leib bleibt?« Monika hatte Angst gezeigt.
    »Du mußt ihn vorher stoppen«, antwortete Emma ganz gelassen. »Schrei ihn an. Schrei ihn am besten an, er soll dir vom Leib bleiben. Sag ihm, daß du ihn verachtest, daß du seine Berührung haßt. Dann stellst du die erste Frage. Du darfst ruhig stottern. Es ist sogar besser, wenn du stotterst.«
    »Was ist, wenn was schiefgeht?«
    »Es wird nichts schiefgehen«, hatte Emma versprochen. »Wenn er in das Haus kommt, mußt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher