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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley
Autoren: Jacques Berndorf
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zum Wasserfall ab und fährst bis zum bitteren Ende. Von dort geht es nach rechts zum alten Freibad von Nohn. Ein Wagen wartet zwischen Nohn und Stroheich, ein weiterer am Wasserfall. Was sie vorhaben, weiß ich nicht, aber du hast die besten Fahrer der Eifel am Arsch.«
    »Na klar«, höhnte ich.
    »Ich hab es mir gemerkt«, sagte Rodenstock kühl. »Du wirst nach meinen Anweisungen fahren.«
    »Noch was«, sagte Markus. »Du sollst beim CB-Funk auf Kanal 14 gehen. Sofort. Und jetzt haut ab. Ihr sollt beide Autos mitnehmen und eins irgendwo auf dem Weg nach Loogh einfach stehenlassen. Die Jungs fahren jetzt schon in ihre Positionen.«
    Dinahs und Emmas Miene waren eisig. Sie waren stinksauer, daß die Machos mal wieder alles regeln wollten.
    »Und sagt meiner Mutter, ihr Sohn ist tapfer gestorben«, murmelte ich und ging hinaus.
    Rodenstock folgte mir und brummelte: »Wieso habe ich mich eigentlich pensionieren lassen?«
    Das Wetter kam uns sehr entgegen. Es hatte sich bezogen, es würde regnen.
    »Na, klasse«, sagte ich giftig. »Es ist meine Spezialität, mit einhundertsechzig Sachen auf schlammigen Feldwegen um mein Leben zu fahren. Das wollte ich immer schon mal!«
    »Dann fährst du eben nur einhundertvierzig, und alles geht gut«, entgegnete er. »Außerdem stehst du in einer geradezu weltberühmten Tradition: Michael Schumacher gewinnt bei Regen immer!«
    Was soll man auf so einen Quatsch antworten?
    Ich richtete mich darauf ein, von irgend jemandem angefallen zu werden. Ich sah auch jemanden, eine schwarze, sehr schmale Figur, die hinter einer Hausecke stand.
    »Er wird nichts tun«, flüsterte Rodenstock. »Er wird warten, was wir unternehmen.«
    Ich marschierte zu meinem Auto und richtete mich ein. Wahrscheinlich zum erstenmal in meinem Leben schnallte ich mich an, bevor ich einen Hebel oder einen Knopf betätigte. Als das Ding lief, schaltete ich den CB-Funk auf Kanal 14, und wie eine Explosion tönte die Stimme eines Mannes: »... und wollte ich noch sagen, daß wir endlich mal zeigen können, was wir können. Und nun rufe ich Siggi, falls der faule Hund schon da ist.«
    »Ich bin da«, sagte ich in das Mikro. »Rodenstock ist vor mir, fährt jetzt auf die Straße hinaus. Ich folge. Wo steht ihr genau?«
    »Loogh. Ortsmitte, an der Abzweigung nach links in den Wald hoch. Wenn du durch bist, machen wir den Laden dicht. Hast du eine Freisprechschaltung?«
    »Habe ich nicht. Wozu denn auch?«
    »Damit du richtig Autofahren kannst, ohne das Scheißmikro zu halten«, sagte die Stimme väterlich. »Mußt du dir unbedingt einbauen lassen.«
    »Ich will so eine Situation aber nicht noch mal erleben«, betonte ich. »Und ich halte es für keine gute Idee, daß ihr in Loogh die Straße dichtmachen wollt. Die werden schießen.«
    »Bist du sicher?«
    »Sehr.«
    »Dann bremsen wir sie eben aus. Wo seid ihr jetzt?«
    »Wir biegen auf die Loogher Straße ein.«
    »Dann soll dein Freund die Karre stehen lassen. Da ist rechts ein Hof. Fahrt drauf! Und dann ab.«
    Ich gab Rodenstock ein Zeichen, und es klappte reibungslos. Aber als ich dann auf die Straße zurückschoß, waren die drei Porsches hinter mir.
    »Sie sind dran«, sagte ich.
    Rodenstock nahm mir das Mikro weg. »Sie sind hundert Meter hinter uns«, erzählte er gelassen.
    »Das ist gut«, sagte die Stimme. »Die zwei Kilometer bis Loogh dürft ihr nichts vorbeilassen. Nehmt einfach die Straßenmitte und gebt Vollgas.«
    Ich gab Vollgas, zog quietschend in die erste Rechtskurve und dachte flüchtig, daß ich wahrscheinlich als Sechzehnjähriger von solchen Aktionen geträumt hatte. Jetzt war ich sechsundvierzig und hielt nicht mehr ganz soviel davon.
    »Sie sind hinter uns«, sagte Rodenstock monoton. »Zwei fahren nebeneinander.«
    »Laß sie doch«, meinte die Stimme gönnerhaft. »Die werden schon noch sehen, wie weit sie damit kommen.« Und dann, nach weiteren zwanzig Sekunden: »Phantastisch, Siggi, ich sehe dich. Tu mir einen Gefallen, schalte die Nebelscheinwerfer zu. Du brauchst das im Feld und im Wald. So ist es gut. Haile Selassi eins, Haile Selassi zwei. Siggi kommt in einem Höllentempo auf die Kurve zu. Macht euch ein bißchen dünn.«
    »Hat der Haile Selassi gesagt?« fragte ich.
    »Oh Gott, langsam«, hauchte Rodenstock und legte sich nach hinten, als wollte er die Festigkeit der Rückenlehne seines Sitzes prüfen.
    Ich bremste in schnellen Intervallen. Es war eine ekelhafte Kurve, und sie war zu einer Zeit gebaut worden, als man es toll fand,
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