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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley
Autoren: Jacques Berndorf
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sofort, also es ...«
    »Schon gut, schon gut«, murmelte Emma und schloß für Sekunden die Augen. »Du hast Harro umgelegt, und es ging weiter mit Irmchen und Jonny. Dann hat Eggenrot gesagt, er könne dich nicht mitnehmen nach Mallorca. Nicht unter diesen Umständen. Und zwar ganz einfach deshalb: Wenn du unter Mordverdacht gerätst, würde er eben auch unter Verdacht geraten und nichts dagegen unternehmen können. Ende einer Freundschaft.« Emma starrte auf ihre Hände im Schoß und drehte an dem Ring.
    »Ende einer Freundschaft«, bestätigte Jessica Born. Sie sah gegen die Decke, drehte sich und rollte auf den Rücken. »Dann kam heute Baumeister mit dem Vertrag, den wir Harro angeboten hatten. Wieso hast du keine Kopie von dem Vertrag gemacht, Jessica? fragte mich Timo. Ich hatte keine Kopie gemacht, weil ich keine brauchte. Nicht bei dem, was ich vorhatte. Und er sah mich an und wußte plötzlich alles. Er ist eben klug.«
    »Ein winziger Fehler«, murmelte Emma.
    »Richtig«, sagte Jessica Born. Sie fummelte immer noch an und in ihrer Handtasche herum. »Das mit dem Zyankali war Zufall. Ein Kosovo-Albaner wollte es verscheuern. Ich kaufte es. Fünfzig Mark das Fläschchen. Ich dachte: Vielleicht brauche ich es mal.«
    »Da war aber noch etwas, nicht wahr? Andy wollte auch nicht mehr. Andy dachte: Jessica macht zu viele Fehler.«
    Sie nickte still.
    »Und jetzt schwebst du sozusagen im Nichts«, flüsterte Emma.
    Jessicas Kopf kam langsam hoch. Sie sah uns der Reihe nach an. Dann hielt sie sich eine winzige Spraydose vor den Mund wie Leute, die ihren schlechten Atem bekämpfen wollen. Sie drückte auf den Auslöser, und sie nickte dabei.

Elftes Kapitel
    Der Tod kommt in den besten Familien vor, und es gibt kein Hotel auf der Welt, in dem noch nie gestorben worden ist. Die Frage allerdings, wie man sich dieser stummen Gestalten diskret erledigt, ohne daß irgendein lebender Gast das auch nur ahnt, legt die Qualität einer Beherbergungseinrichtung offen.
    »Wir haben sie nicht getrieben«, bemerkte Rodenstock. »Sie war ohnehin am Ende und hat sich entschieden.«
    Ich suchte den Besitzer auf und informierte ihn, daß es eine Leiche im Haus gab. Probst reagierte, wie er immer auf Menschliches reagiert. Er lächelte und sagte: »Das hätten wir gleich.«
    Minuten später fuhr unten ein VW-Bus in strahlendem Weiß vor, der auf beiden Seiten in goldenen gotischen Lettern das Wort Antiquitäten trug. In gewissem Sinne war das richtungweisend. Der Transport der irdischen Hülle von Jessica Born ging dann so vor sich, daß die drei Hotelbediensteten mit den besten Nerven einen wunderschönen blauen Seidenteppich von beachtlichen Ausmaßen durch die Halle bugsierten.
    Eine alte Dame sah Probst schelmisch an und äußerte: »Sie alter Gauner haben wieder mal zugeschlagen.«
    »So könnte man es ausdrücken, gnädige Frau. Der Teppich marschiert in die Reinigung.«
    »Geben Sie denn wenigstens zu, daß Sie ihn dem Kaiser von China geklaut haben?« Die alte Dame hatte entzückend blaue Haare.
    »Richtig«, nickte Probst. »Und ich verkaufe ihn an den Papst.«
    Die alte Dame lachte wie ein Droschkenkutscher aus dem Wien der Jahrhundertwende.
    Wir verzichteten auf das gute Essen hier, wir verdrückten uns, während Kwiatkowski Jessica Born auf ihren vorletzten Weg in die Obduktion begleitete.
    In Brück angekommen, entschieden wir uns dafür, eine Dose Eintopf-Linsen zu veredeln, und aßen dann mißmutig das nicht sehr überzeugende Ergebnis.
    »Ich hatte Peter versprochen, ihn zu besuchen«, sagte ich.
    »Du kannst nicht alles gleichzeitig tun«, verteidigte mich meine Gefährtin.
    »Ich möchte Mäuschen spielen und dabei sein, wenn Timo Eggenrot von Jessicas Tod erfährt«, murmelte Rodenstock. »Er muß erleichtert sein.«
    »Das wird er mit Sicherheit«, nickte Dinah.
    Paul tauchte von irgendwoher auf und rief Willi hinter sich. Sie sprangen auf meinen Schoß und ließen sich nieder.
    »Hallo, ihr Schlabberdönse!« sagte ich. »Wir werden in den nächsten Tagen einen Teich bauen. Mit allen Schikanen. Mit Folie und Randsteinen, mit Binsen und Schilf. Und manchmal schmeiße ich euch einen Goldfisch rein.«
    »Lieber nicht«, sagte Rodenstock gemütlich. »Dann ist die Folie hin.«
    Emma sagte: »Ihr solltet vielleicht nicht so schnell in eure bequeme Bürgerlichkeit zurückfallen. Wo schlafen wir denn heute nacht?«
    »Wie bitte?« fragte Dinah irritiert.
    Emma stellte ihren geleerten Teller auf den Wohnzimmertisch und
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