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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley
Autoren: Jacques Berndorf
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nickte betulich. »Das hört sich überzeugend an. Gut, daß Sie das so klar ausgesprochen haben. Nur etwas steht dagegen: Ich bin nicht so dämlich, so etwas zu tun. Mord, mein lieber Baumeister, lohnt sich nie.«
    »Moment, Moment«, wandte ich ein. Wahrscheinlich bestieg Jessica gerade das Auto von Emma, und Dinah gab gleich Vollgas. »Ich behaupte ja nicht, daß Sie es waren. Ich stimme Ihnen sogar zu, eigentlich wirken Sie zu intelligent für so eine Tat. Aber Sie sind mächtig. Sie haben eine Gruppe zur Verfügung, die die Kunst der Einschüchterung beherrscht. Prügelnde Rabauken. Die haben den armen Peter zerschlagen und anschließend meinen Freund Rodenstock und mich. Auf daß wir uns nicht mehr einmischen. Abgesehen von diesen Prügelknaben gibt es noch zwei russische Torpedos, die mit ziemlicher Sicherheit alles für Sie tun, was Sie befehlen. Die Herren Wassilij und Pjotr. Also: Morde auf Befehl.«
    »Woher haben Sie diese Erkenntnisse?«
    »Einen Teil aus privaten Quellen, einen anderen von den Bullen.«
    Eggenrot schnaufte unwillig. »Komisch, wie sich Laien meine Welt vorstellen. Ich schicke niemanden mit einem Mordauftrag los und die Herren aus Rußland kenne ich nicht.«
    Ich atmete vorsichtig aus, weil es aus weiter Ferne zweimal langgezogen hupte. Das war das Zeichen. Sie waren mit Jessica unterwegs. Hurra!
    »Ich möchte etwas Grundsätzliches klarstellen!« sagte er.
    »Nur zu!«
    »Sehen Sie, dies ist eine Smith and Wesson.« Er zog eine gewaltige Waffe aus dem Hosenbund und legte sie etwas dramatisch auf seinen rechten Oberschenkel. »Man sagt einem Unterweltkönig nach, er sei bewaffnet. Mit so einer Zimmerflak, versteht sich. Das nimmt Lieschen Müller als normal hin. Was Lieschen Müller nicht weiß, ist die Tatsache, daß die Behörden der schönen Domstadt Köln mir schon vor fünfzehn Jahren einen Waffenschein ausgestellt haben. Der wird jährlich erneuert. Der Grund ist ganz einfach: Ich bin ein Botschafter. Die normale Alltagsgesellschaft hat es zugelassen, daß ich mein Metier etablieren konnte, damit ich sie vor diesem Metier schütze und auf meine Art Sorge dafür trage, daß nichts, aber nun wirklich gar nichts ausufert. Es gibt viel mehr geheime Konferenzen zwischen mir und Polizisten, als Sie sich im Traum vorstellen können. Das ist Politik, und ich werde selbstverständlich eine so herausragende Position nicht in Gefahr bringen. Schon gar nicht, weil so ein Arsch wie von Schöntann Schwarzgelder sammelt, um sich letztlich selbst zu bereichern.«
    »Trotzdem eine letzte Frage: Sie haben eine Firma auf Mallorca, die sich mit den heiklen Trinkwasserproblemen der Insel beschäftigt und die viel Geld macht. Nun wird behauptet, daß Sie Gelder, die ursprünglich aus den Deals hier am Nürburgring stammen, über verdeckte Kanäle auf die Insel geleitet haben. Was sagen Sie dazu?« bluffte ich.
    »Wieder einmal übersieht man die Leistungsfähigkeit meines Gehirns«, erwiderte er leichthin. »Ich habe eine gutgehende Firma auf Mallorca. Jessica ist übrigens Mitinhaberin. Selbstverständlich haben wir Gelder dorthin transferiert, sowohl Jessica wie ich. Selbstverständlich sind diese Gelder erst nach Abzug aller fälliger Steuern dorthin geflossen. Es ist immerhin meine Firma, oder?« Er lachte leise und arrogant. »Wahrscheinlich werden Sie jetzt fragen, ob Jessica und ich nach Mallorca verschwinden.« Er wartete nicht auf eine Reaktion von mir, er gab schon die Antwort. »Wir werden nach Mallorca gehen. Das ist eine Entscheidung, die schon mindestens drei Jahre alt ist. Die, die wirklich wichtig sind, wissen das längst, und kein Polizist der Welt wird uns aufhalten. Wenn wir in irgendwelchen Prozessen als Zeugen benötigt werden, kommen wir selbstverständlich unserer Bürgerpflicht nach. Wir wollen nämlich Deutsche bleiben.«
    Eine lange Zeit war es still.
    »Gut«, murmelte er dann, mit seinen Gedanken längst woanders. »Wenn Sie mal auf Mallorca sind: Herzlich willkommen.« Er öffnete die Wagentür und stieg aus. Er steckte die Waffe zurück in seinen Hosenbund und beugte sich vor, um mir zuzunicken.
    »Sie sind ein gefährlicher Mann«, sagte ich und rutschte hinter das Steuer.
    Als ich in Daun den Burgberg hochfuhr und am Kurfürstlichen Amtshaus nach einem Parkplatz suchte, wußte ich, daß der unermüdliche Probst, Herrscher über kostbare und skurrile Antiquitäten, für uns gesorgt hatte.
    Die Angestellten seiner Edelküche hatten ihre Autos hinter der evangelischen
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