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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz
Autoren: Jacques Berndorf
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niedergeschlagen,
als würde er damit nicht fertig, aber dann sagte er: ›Ich werde was dagegen
unternehmen!‹«
    Â»Schön«, kam es von Emma. »Was hat er denn unternommen?«
    Â»Wir sind in das Büro seines Vaters eingebrochen«, sagte
Alex Wienholt. »Sven und ich. Nachts natürlich, als der Vater irgendwo anders
war und nicht zu Hause.«
    Â»Was haben Sie denn gefunden?«, fragte ich.
    Â»Gesprächsnotizen über Verhandlungen mit einer Firma, die
einem gewissen Paolo Meier gehört. Das war wirklich unglaublich, dass Svens
Vater diese Notizen überhaupt aufbewahrte, und dann noch einfach so, in seinem
Büro. Jedenfalls schlug dieser Meier Svens Vater wohl vor, gemeinsam in den
Frauenhandel einzusteigen. Frischfleisch
aus Polen stand auf einem Zettel. Damit nicht genug, haben wir auch einen
Beleg über den Ankauf von zweitausend Kalaschnikows irgendwo in Bulgarien
gefunden. Der Verkauf brachte einen Gewinn von zwei Millionen. Das Ganze wurde
über das Stiftungskonto abgewickelt. Ach ja, ich erinnere mich an noch etwas:
den An- und Verkauf von Magnesium-Flugkörpern. Die Dinger werden von Jets aus
in die Luft abgelassen und explodieren dann. Der Explosionsherd lenkt durch die
Hitze die Steuerung der Raketen ab, die die Jets verfolgen. Es ging um fünftausend
dieser Teile. Der Verdienst betrug eins Komma sechs Millionen. Das Geld landete
auf dem Stiftungskonto, blieb drei Tage da und wurde dann auf ein Konto nach Luxemburg
überwiesen, das Dillinger gehörte. Der Käufer war eine Firma in Griechenland,
die wiederum die NATO beliefert.« Er starrte versunken vor sich hin. »Wir haben
nicht alles so genau verfolgen können und verstanden. Denn wir standen
mindestens sechzehn Firmen gegenüber, die alle miteinander verstrickt sind und
bei denen Dillinger zum großen Teil mindestens Teilhaber ist. Dafür haben wir
das Prinzip gelernt, wie man Geld ehrlich macht.«
    Â»Haben Sie diese Unterlagen noch?«, fragte Rodenstock.
    Â»Ja, natürlich. In dem Büro stand ja ein Kopierer«, Alex
grinste müde.
    Einen Moment herrschte Schweigen.
    Â»Sven wurde immer unglücklicher«, sagte Dickie endlich in
die Stille. »Er redete nicht mehr viel und sah richtig scheiße aus.«
    Â»Wenn er nachts mal bei mir war, schlief er oft keine Sekunde«,
ergänzte Isabell. »Sein Gesicht war manchmal klatschnass von den Tränen. Ich
wusste nicht, was ich tun sollte.«
    Â»Zu Pater Rufus wurde er immer pampiger«, übernahm
Benedikt das Wort. »Einmal begegneten die beiden sich zufällig auf dem
Pausenhof. Rufus wollte einfach weitergehen, aber Sven stellte sich ihm
breitbeinig in den Weg und sagte laut: ›Na, du keuscher Schwanzträger, wieder
eine neue Sauerei ausgedacht?‹ Rufus muss gemerkt haben, dass Sven anders war
als früher. Viel aggressiver. Und wahrscheinlich hat er sich zusammengereimt,
dass Sven etwas wusste.« Benedikt nickte in der Erinnerung und bekräftigte:
»Beiden, Pater Rufus und Svens Vater, muss klar gewesen sein, dass Sven über
ihre Geschäfte Bescheid wusste. Denn Sven nahm ja auch kein Geld mehr von
seinem Vater.«
    Â»Wie, er nahm kein Geld mehr?«, fragte Rodenstock.
    Â»Ja«, nickte Marlene Lüttich, eine schmale, sehr grazile,
dunkelhaarige Frau. »Er löste sich ganz von zu Hause. Jedenfalls kam er
irgendwann zu mir und fragte mich, ob er ein paar Tage bei uns übernachten
könne. Er bot sogar an, für das Gästezimmer zu bezahlen. Meine Mutter hat
getobt: ›Was bildet der Bengel sich ein? Der will bestimmt nur mit dir
schlafen.‹ Ich antwortete, sie habe nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich habe
das nicht kapiert, was war denn dabei, Sven das Gästezimmer zu geben? Na ja, er
zog wieder ab, ich konnte nichts tun, mir war das oberpeinlich. Er brauchte
Hilfe und ich habe sie ihm nicht geben können.«
    Â»Ich weiß definitiv, dass er zu Hause nicht mehr auftauchte.
Seine Eltern taten aber die ganze Zeit so, als wäre alles ganz normal und die
Welt in Ordnung. Sven schlief zunächst mal bei dem einen, mal bei dem andern.«
Sarah Schmidt griff zu einem Päckchen Tabak und begann, sich eine Zigarette zu
drehen. Sie war eine dralle, blonde Person und sprach, als würde sie nur zu
sich selbst reden.
    Das Päckchen Tabak wanderte von einem zum andern, alle
drehten sich eine und ich dachte, das ist ein gutes Zeichen, sie sind bei
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