Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Isabell. Sie liebten Sven
und mussten zusehen, wie er mit einer anderen Frau herumzog. Wobei ich vermute,
dass keiner von Ihnen glücklich über Svens große Liebe Gabriele war. Früher
oder später hätte Sven die Eifel wahrscheinlich verlassen. Und damit auch Sie,
Sie alle … Und bitte, wirklich: Greifen Sie zu den Schnittchen, die werden
nicht besser.«
    Einige lächelten dünn, aber alle blieben auf der Hut.
    Â»Haben Sie irgendwelche Vorstellungen, wie der Abend hier
ablaufen soll?«, fragte Rodenstock gemütlich.
    Â»Wir wollten eigentlich erzählen, was wirklich passiert
ist.« Das war Alex Wienholt mit geradezu unglaublich fester Stimme. »Wir
dachten, einer fängt an und jeder, der etwas zu sagen hat, sagt was. Also, wir
haben kein fertiges Drehbuch, wenn Sie das meinen. Aber Benedikt soll anfangen,
der hat das meiste mitbekommen.«
    Â»Das ist in Ordnung«, sagte ich. »Benedikt, Sie haben das
Wort.«
    Benedikt blickte sich aufmerksam um, ganz das Abbild von
Harry Potter. »Ja, wo fang ich an …« Er grinste jungenhaft, als habe er einen
Teil seiner Hausaufgaben wegen Faulheit nicht erledigt. »Also, wir kennen uns
alle ewig, weil unsere Eltern sich auch schon ewig kennen. Wie Sie wahrscheinlich
wissen, sind unsere Familien alle nicht gerade arm und alle Eltern legen sehr
viel Wert auf eine gute Ausbildung. Na ja, außer bei Dickie vielleicht, die
hat’s echt schwer. Aber ohne Dickie wären wir nichts, sie gibt nie auf, sie hat
gute Ideen, sie setzt das alles um. Während wir noch diskutieren, hat sie schon
am Problem gearbeitet.«
    Dickie weinte lautlos, die Tränen liefen ihr über das Gesicht.

    Er fuhr fort: »Dickie war die Erste, die kapiert hat, um
was es eigentlich ging.«
    Â»Um was ging es denn?« Emma fragte hart und schnell.
    Â»Um Leben und Tod«, erwiderte Benedikt ernsthaft. »Die
meisten von uns haben das viel zu spät geschnallt.«
    Â»Das heißt, die Geschichte zog sich schon länger hin?«,
fragte Emma nach. »Wann hat die Geschichte begonnen?«
    Â»Etwa vor einem Jahr, würde ich sagen«, antwortete Karsten
Bleibtreu. Er war ein hoch aufgeschossener Blonder mit einem schmalen Gesicht,
das durch eine Brille klug wirkte. »Vor einem Jahr wurde die Sache ernst, aber
keiner hat das begriffen, außer eben Dickie und Sven selbst natürlich. Er stand
schon lange mit seinem Vater und Pater Rufus auf Kriegsfuß. Und Pater Rufus
scheute keine Gelegenheit, Sven das Leben schwer zu machen. Als Sven dann
entdeckte, dass sein Vater und Pater Rufus richtig irre Dinger durchzogen, und
sagte: ›Jetzt wird es ernst, jetzt wird Pater Rufus mich vernichten‹, da haben
wir gedacht, na ja, das wollte der immer schon, also was soll’s? Uns war das
Ausmaß dessen nicht klar, was Sven herausgefunden hatte.«
    Leise sagte Isabell: »Eines Nachts sagte Sven mal, wir waren
allein in unserem Gartenhaus: ›Wenn es hart auf hart kommt, werden sie Leute
schicken, die mich töten.‹ Ich hab gedacht, der spinnt, jetzt nimmt er sich
aber langsam zu wichtig.«
    Â»Wen meinte er mit ›sie‹, wer würde Leute schicken?«,
wollte Rodenstock wissen.
    Isabell zögerte keine Sekunde mit der Antwort: »Ich habe
selbstverständlich gedacht, er meinte Rufus und seinen eigenen Vater. Deshalb
habe ich auch sofort erwidert, dass ich das für unmöglich halte. ›So was tut
dein Vater niemals‹, habe ich gesagt. Sven hat nur fein gelächelt und nicht
mehr darüber geredet. Was war ich nur für ein dummes Huhn! Aber war ja auch
bequemer, dumm zu bleiben.«
    Â»Moment, jetzt mal langsam«, sagte ich. »Benedikt, wann
haben Sie sich zum ersten Mal für Sven in das Buchhaltungssystem seines Vaters
eingehackt? Ich nehme doch an, dass er Sie darum gebeten hat.«
    Â»Das ist richtig«, nickte Harry Potter mit einem Lächeln,
als könne er kein Wässerchen trüben. »Das ist gut ein Jahr her. Ich habe alle
Daten kopiert, die ich finden konnte, und sie Sven geben. Und zwei Wochen
später habe ich mich in das System der Schule eingeklinkt und die Konten
gesucht, die Pater Rufus verwaltet hat. Und dann entdeckten wir
Übereinstimmungen. Gewisse Kontenbewegungen bei dem einen lösten bei dem
anderen etwas aus. Sven hat genickt und gesagt: ›Genau das habe ich erwartet,
die beiden Schweine. Das ist unfassbar!‹ Anfangs wirkte er eher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher