Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz
Autoren: Jaques Berndorf
Vom Netzwerk:
denen, die von leibhaftigen karrieresüchtigen Staatsanwälten befohlen werden. Aber es war kein Staatsanwalt dabei, und deshalb benahmen sich die sechs äußerst diszipliniert. Der Mann, der das Team leitete, war klein, kugelig, rundgesichtig, spröde und sachlich. Er sah erst die Beamten an, dann mich und erklärte: »Guten Morgen. Räumen Sie bitte mal diesen blöden Plastikstreifen da weg. Bewegen Sie sich vorsichtig. Johnny, du gehst in das Clubhaus. Sämtliche Informationen über die Toten. Ich will keinen Menschen hier sehen, nicht mal den Präsidenten von diesem Verein hier. Keinerlei Auskünfte. Klaus, du nimmst die Temperatur der Toten. Und zwar die von oben, aber auch die von Körperteilen, die den Rasen berühren. Falls es geht, brauche ich die Rektaltemperatur. Zumindest bei der Frau wird das möglich sein. Die Körperlage nicht verändern. Werner, du fotografierst, was du sehen kannst, ohne die Leichen zu bewegen, besonders die Wunden. – Baumeister? Sie sind doch der Baumeister, oder?«
    »Bin ich«, bestätigte ich.
    »Gut, mein Name ist Wiedemann. Erzählen Sie mal, wie Sie hierher gekommen sind und was Sie bisher unternommen haben. Und sagen Sie nicht, Sie hätten nicht fotografiert. Rodenstock hat erzählt, Sie haben alles längst getan, wenn andere es Ihnen verbieten wollen.«
    »Ich habe fotografiert, besonders die Frau. Ich vermute Sperma.«
    Wiedemann nickte, es machte ihm anscheinend nichts aus, einem Laien recht zu geben. »Sonst noch etwas?«
    »Ja. Weit vorgeschrittene Totenstarre. Ich vermute, es passierte gestern abend. Wenn eine Stelle auf dem Platz ideal für einen Mord ist, dann diese.« Ich wies auf die Toten. »Die beiden kamen auf den Täter zu, und sie sahen ihn nicht, wenn er dort hinter den Tannen stand. Und er hatte massenhaft Zeit. Teuflisch gut.«
    Der Beamte dachte darüber nach und nickte wieder. Dann drehte er sich um. »Wolf, du gehst an den Abschlag der Bahn. Dann gehst du den Weg. Du hast eine Stunde Zeit. Ich will wissen, wie sie sich bewegten, wo sie getroffen wurden.«
    Der Mann, den er Wolf nannte, war ein älterer Mann, der ihn nur ansah und sich dann entfernte.
    Wiedemann erläuterte: »Wolf ist ein Spezialist. Er wird uns am Ende sagen können, ob die Toten Blähungen hatten und bei welcher Wegmarke sie furzten.«
    Dann kam er auf mich zu und setzte sich neben mich ins Gras. »Das ist wirklich ein eiskaltes Ding«, murmelte er. »Wie geht es Rodenstock?«
    »Ich weiß es nicht, ich habe lange nichts mehr gehört«, sagte ich.
    Er grinste mich von der Seite an. »Holen Sie ihn her«, meinte er. »Der alte Mann wird hier gebraucht. Wissen Sie, was mir Sorgen macht?«
    »Ja«, nickte ich, »die Einschußkanäle. Beim Mann im Nacken.«
    Wiedemann schüttelte sanft den Kopf, sah mich aber nicht an. »Das wäre zu einfach. Das Loch im Nacken des Mannes ist kein Einschuß. Es ist ein Ausschuß, mein Lieber. Daran gemessen hat der Mörder schlicht und ergreifend eine Waffe benutzt, die mindestens mit dem Kaliber zehn Millimeter arbeitet. Haben Sie auch die Wunde über dem rechten Ohr der Frau gesehen? Genau gesehen? Einschuß? – Quatsch, Ausschuß! Der Einschuß liegt oberhalb des linken Ohres. Mit anderen Worten: glatter Schädeldurchschuß. Also, holen Sie Rodenstock. Wissen Sie, warum?«
    »Weil Sie ihn mögen«, vermutete ich. »Ich mag ihn ja auch.«
    Er lächelte leicht. »Weil Rodenstock ein Spezialist für merkwürdige Tötungsarten ist. Wußten Sie das nicht?«
    »Das wußte ich nicht«, gab ich zu.
    »Sie können natürlich verschwinden«, ergänzte er gutmütig. »Wenn ich Sie brauche, werde ich Sie finden.«
    »Im Dorf, neben der uralten großen Linde«, sagte ich. »Das riecht nach einem deutschen Melodram.«
    »Liebe und so?«
    »Liebe und so. Hier wird erzählt, die beiden hatten was miteinander.«
    »Hm, und wenn wir die jeweiligen Partner kassieren?«
    »Ich würde das sofort tun«, stimmte ich zu.
    Wiedemann überlegte und sagte dann laut zu den beiden Uniformierten: »Sammeln Sie mal sanft die beiden jeweiligen Ehepartner ein. Nach Daun auf die Station bringen, ganz sanft verhören, ganz sanft fragen, nichts von Alibi wissen wollen. Aber bitte darauf achten, ob sie eins haben. Auf keinen Fall dulden, daß sie an den Tatort kommen. Sagen Sie ihnen, die Freigabe der Leichen erfolgt frühestens in etwa fünf Tagen. Benehmt euch so salbungsvoll wie ein Bestattungsunternehmer. Wissen Sie, ob in diesem Golfclub irgendein Zoff herrscht?« fragte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher