Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz
Autoren: Jaques Berndorf
Vom Netzwerk:
stritten eine Weile, bis Erwin entschied: »Also, ich gehe melken, ich bringe euch einen Schnaps mit, und ihr sagt nicht, daß ich melken war.«
    Das war ein Vorschlag, auf den sie sich einließen. Erwin setzte sich auf seinen Besen und zog davon.
    Die beiden Beamten näherten sich den Leichen bis auf etwa fünf Meter und betrachteten sie. Dann sagte der Ältere: »Wir sperren erstmal ab. Irgendwas müssen wir ja tun.« Er schob elegant seine Mütze nach vorn, der Schirm rutschte über die Augen, und er hob den Kopf: »Soweit ich weiß, müssen die doch mit einem Auto gekommen sein. Wo ist das Auto?«
    »Wahrscheinlich auf dem Parkplatz am Clubhaus«, antwortete der Jüngere.
    »Feststellen und einziehen. Nicht, daß irgendwer sich reinsetzt und abhaut.«
    »Wer sind denn die beiden?« fragte ich.
    »Golfspieler«, sagte der Jüngere. Wahrscheinlich mochte er mich nicht.
    »Mein lieber Mann!« schnaufte der Ältere und starrte die tote Frau an. »Die hat ja Nahkampfposition.«
    »Also, wer sind sie?« fragte ich erneut.
    »Der Mann ist von der Sparkasse«, gab der Ältere sein Wissen preis. »Die Frau kenne ich nur vom Sehen. Aus Daun, aus Stadtkyll oder Jünkerath? Ich glaube, sie heißt Kutschera oder so.« Er grinste flüchtig. »Man sagt, sie hatte was mit dem Banker.«
    »Wer ist man?«
    »Na ja, was die Leute so reden. Haben Sie etwa fotografiert?«
    »Nicht die Spur«, verneinte ich.
    Es wirkte komisch: Die Uniformierten schlugen kleine eiserne Stäbe rund um die beiden Toten in den Boden und bildeten mit einer Plastikschlange, weiß-rot gestreift, einen Ring von etwa fünf Metern Durchmesser. Der Ring hatte eine scharfe Delle – ungefähr an der Stelle, wo man der Frau unter den Rock sehen konnte. Der Jüngere brauchte eine Viertelstunde, um die Delle auszubügeln. Er machte das schwer atmend mit einer rosafarbenen Zungenspitze, die ihm unterhalb des martialischen Schnäuzers aus dem Mund ragte. Ich kann wirklich begreifen, daß Polizisten ihre schlechte Bezahlung anmahnen, aber ich kann auch die begreifen, die schlicht behaupten, Polizisten seien viel zu gut bezahlt.
    Plötzlich kam ein baumlanger Mann über den Hügel. Er rannte, und während er rannte, keuchte er: »Das haben wir gleich, das haben wir gleich!« Dann sah er die Polizisten und mich und sagte: »Ich hoffe nicht, daß es irgendwelche Schwierigkeiten gibt.«
    Der ältere Beamte legte etwas Eiflerisches hin. Er bemerkte: »Das ist eine Definitionsfrage. Bleiben Sie stehen, gehen Sie nicht weiter. Wer sind Sie?«
    »Der Geschäftsführer«, antwortete der Geschäftsführer. »Mein Name ist Dell, Ferdinand Dell. Hier soll etwas passiert sein.«
    »Das ist richtig«, nickte der ältere Beamte freundlich. »Sehen Sie sich diese beiden Toten dort vorne einmal an. Kennen Sie die?«
    Der Mann namens Dell beugte sich vor und murmelte: »Ja, schon. Wir haben da Frau Heidelinde Kutschera und Herrn Pierre Kinn, beide das gleiche Handicap, beide im Mittelfeld, clubmäßig. Aber sonst weiß ich nichts.«
    Der ältere Beamte entgegnete freundlich: »Sonst habe ich ja auch noch nichts gefragt.«
    »Sicher Selbstmord«, vermutete der Mann namens Dell beruhigend.
    »Das weniger«, widersprach der jüngere Beamte. »Beide mit Einschüssen.«
    »Aber sicher bald aufzuklären«, sagte Dell bittend. »Sicher hat irgendwer die hierhin gepackt.« Er war beleidigt.
    Der ältere Beamte sah ihn an. »Das glaube ich nicht, mein Guter. Und nun rennen Sie mal in Ihren Club. Ich will die genauen Personalangaben der Toten haben. Und zwar alles: Kinder, warum und wieviele, mit wem verheiratet, seit wann, finanzielle Verhältnisse und, wenn möglich, die Farbe der Unterwäsche – falls sie welche tragen. Ist das klar?« Er war wirklich gut.
    Ferdinand Dell wollte widersprechen, begriff dann aber, daß das möglicherweise für seinen Golfclub Folgen haben könnte. Daher nickte er knapp und verschwand im Sturmschritt über den Hügel.
    Der jüngere Beamte schnaufte: »Arschloch!«
    So ging die Zeit dahin. Die Sonne war freundlich und legte wilde Farbkleckse in die herbstlich glühenden Bäume.
    Gegen neun Uhr kam Erwin wieder auf seinem Rasenbesen angefahren und brüllte: »Sie sind schon da, sie kommen durch das Gatter!« Im gleichen Moment kamen sechs Männer im dichten Trupp aus der Richtung, aus der auch ich gekommen war. Hinter ihnen holperte ein Anderthalbtonner-Mercedes. Die Mordkommission war eingetroffen.
    Mit Mordkommissionen habe ich so meine Erfahrungen, zumal mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher