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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition)
Autoren: Claudia Brendler
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beantwortete. Bruce befahl uns zu wenden, ein Vorschlag, den Jennifer mit seidenweicher Stimme aufgriff. Worauf beide Navis wie vom Donner gerührt verstummten. Quirin küsste mein Ohr, flüsterte mir atemlos alle möglichen Vorschläge zu, was wir zu Hause am See tun könnten, statt Christianes Rotwein zu suchen, wovon Sex auf einem Surfbrett in tiefem Wasser noch der harmloseste war. Die Navis begannen ein vorsichtiges Gespräch, Wendemöglichkeiten in zweihundert oder vierhundert Metern Entfernung betreffend, aber darunter, ich spürte es genau, schwangen zartere Gefühle mit. Picco baggerte seine künftige Gattin immer ungestümer an, und ich sah ein, dass mir nichts anderes übrigblieb, als Quirins Vorschläge anzunehmen. Schon wegen des Ganghebels, der sich in meine Hüfte bohrte. Ganz abgesehen von einem eifersüchtigen, uns immer heftiger stupsenden Hund. Energisch schob Quirin Floh zurück auf seinen Platz, und ich wandte mich Bruce zu, der mich in unerwartet softem Ton fragte, ob ich diese Navigation wirklich beenden wolle. Ich berührte die Okay-Taste.
    »Und wo willst du jetzt hin, Baby?«
    Ich drückte die Nachhause-Taste, und die Adresse von Mirls Haus leuchtete auf.
    »Hoam«, sagte ich, startete den Motor und fuhr an.

Glossar
oder
Kleine Verständnishilfe für in Bayern ausgesetzte Großstädterinnen
    Apfeldatschi: flacher, gedätschter Kuchen. Wahlweise mit oder ohne Streusel. Im süddeutschen Sprachraum sind auch Zwetschgendatschi und Reiberdatschi (Kartoffelpuffer) bekannt. Gina lernt den Apfeldatschi als Trost zu schätzen in Situationen, in denen sie vom Leben in der Fremde gebeutelt (gedätscht) ist, sowie als Belohnung nach hohem Kalorienverbrauch.

    ausgschamt: unverschämt (nicht etwa: ausgeschämt). Die alte Burgl gebraucht es im Sinne von schamlos und meint damit in einem Atemzug Christiane Breitner, Gina und alle anderen ausgschamten Weiber aus der Stadt.

    Biafuizl: Bierfilz, Bierdeckel. Der erste Teil des Wortes lässt sich von lateinisch bibere (trinken) ableiten. Weltweit werden pro Jahr ca. 1,8 Milliarden Hektoliter Bier gebraut und verbraucht, ungefähr die Hälfte davon in Bayern.

    Britschn: Schlampe, Frau mit liederlichem Lebenswandel in jeder Hinsicht. Burgl zitiert hier Hemingway, in dessen Texten des Öfteren von Frauen als »Pritschen« bzw. als »Matratzen« die Rede ist. Es könnte sein, dass Burgl dies in diesem Moment nicht reflektiert.

    brunzn (auch biesln, soachen ): So wie die Inuit tausend Varianten für das Wort Schnee haben, hat der Bayer unzählige, liebevoll gewählte Verben für die Entleerung der Blase nach Genuss von viel Flüssigkeit. Ist man in Bayern mit dem Auto unterwegs, wird es einem auffallen, dass immer wieder auf die Entfernung zum nächsten WC hingewiesen wird. Nicht in Kilometern, sondern in Minuten, was sicher damit zu tun hat, dass der Bayer um den Wasserhaushalt seiner Mitmenschen sehr besorgt ist und Getränke grundsätzlich in Gläsern ab 0,5 Liter Fassungsvermögen ausschenkt. Vielleicht steht die Menge der ausgeschenkten Flüssigkeiten in den verschiedenen Bundesländern auch im Verhältnis zur Staudichte auf den Autobahnen. Schenkte man in Nordrhein-Westfalen beispielsweise, wo eine Flüssigkeitsmenge über 0,2 Liter schon als beinahe frivol gilt, größere Mengen aus, bekäme man schnell ein Brunzproblem auf den Randstreifen. (Hier ist das bayerische Wort als Übung nicht nur zwanglos in einen hochdeutschen Satz eingeflochten, sondern darüber hinaus mit einem hochdeutschen Substantiv verschmolzen, ganz im Sinne nicht aufzuhaltender Globalisierung.)

    dableamln: blumiger, eher seltener Begriff für veralbern

    damisch: dämlich. In ihren bisherigen Vorträgen wies Christiane Gina immer wieder darauf hin, dass dämlich im Gegensatz zu herrlich steht und daher diskriminierend ist. In Bayern wird es aber liebevoller gebraucht, und männliche und weibliche Elemente werden vermischt, im Sinne einer gesunden Ausgewogenheit von Yin und Yang, auf die besonders das Karöttchen Wert legt: a damischer Hirsch. Wegen dieser Ausgewogenheit beschließt das Karöttchen auch, sein erstes eigenes Restaurant Chez Lutz in Bayern zu eröffnen.

    Duttln, auch Duttn: Ein anderer Begriff für Airbags, Milchbar, Hupen, Bommeln, Kazongas. Daher ist ein Duttara jemand, der noch nicht von der Brust, in diesem Fall der Mutterbrust, losgekommen ist.

    eini (Gegensatz: aussi ): hinein. Der sprachsensible Bayer unterscheidet zwischen: eini (hinein) und eina
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