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Ehemann für eine Nacht?

Ehemann für eine Nacht?

Titel: Ehemann für eine Nacht?
Autoren: Anna Depalo
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vermochte.
    Nach ihrer Konfrontation im Nebenraum der Kirche war Belinda verschwunden. Es hätte Colin nicht überrascht, wenn sie mit einem Taxi direkt zu ihrem Anwalt gefahren wäre. Sein spöttischer Vorschlag, verheiratet zu bleiben, hatte bei seiner Frau offenbar das Fass zum Überlaufen gebracht.
    Der Hochzeitsempfang hatte trotz allem stattgefunden. Belindas Hochzeitsplanerin und Freundin, Pia Lumley, hatte auf Wunsch der Familie Wentworth dafür gesorgt. Bedauerlicherweise hatte jedoch keine der drei Hauptpersonen – die Braut, deren Mann oder der Bräutigam – daran teilgenommen.
    Nachdenklich betrachtete Colin die herrliche Aussicht, die sich ihm aus seinen Fenstern bot.
    Die Feindschaft zwischen den Wentworths und Granvilles war tief. Die beiden Familien waren seit Langem Landbesitzer in der englischen Grafschaft Berkshire, Nachbarn und – das war das Entscheidende – Rivalen. Angefangen bei Streitigkeiten wegen bestimmter Grundstücksgrenzen über Beschuldigungen, politischen Verrat betrieben zu haben, bis hin zur schändlichen Verführung weiblicher Verwandter, war das Zerwürfnis der Familien mittlerweile legendär.
    Colin, der gegenwärtige Träger des Titels der Familie Granville, hatte natürlich der endlosen Geschichte ein passendes Kapitel hinzugefügt, indem er in Las Vegas überstürzt eine Ehe mit Belinda Wentworth eingegangen war.
    Seit Jahren hatte er Belinda faszinierend gefunden und war neugierig auf sie gewesen. Als sich ihm die Chance geboten hatte, sie näher kennenzulernen, hatte er sie ergriffen – zunächst auf der Cocktailparty eines Freundes in Vegas und bald danach in einem Spielkasino.
    Als die Nacht im Bellagio-Kasino zu Ende ging, war ihm klar, dass er Belinda begehrte wie noch keine Frau vor ihr. Sie hatte etwas Besonderes an sich.
    Sie war eine Schönheit und ihm in intellektueller Hinsicht mehr als ebenbürtig. Und doch hatte sie es geschafft, ihn völlig fassungslos zu machen, als sie ihm am Ende des Abends eröffnete, ohne Heiratsurkunde nicht mit ihm schlafen zu können.
    Natürlich hatte er dieser Herausforderung nicht widerstehen können. Vielleicht hatte ihn seine Glückssträhne an den Spieltischen glauben lassen, er könne gewinnen, egal, wie die Chancen standen. Er war gewillt gewesen, es für eine Nacht im Bett mit Belinda zu riskieren.
    Und sie hatte ihn nicht enttäuscht.
    Die Erinnerung an die Nacht vor über zwei Jahren ließ ihn erschauern.
    Und am Vortag hatte er den Überraschungseffekt zu seinem Vorteil genutzt, als er in Belindas Trauung geplatzt war. Erst kürzlich hatte er erfahren, dass sie heiraten wollte, und vermutet, dass höchstens ein öffentlicher Eklat sie von ihren Hochzeitsplänen abbringen würde. Wenn er sie vorher informiert hätte, hätte sie ihn womöglich zu überreden versucht, die Annullierung rechtskräftig werden zu lassen.
    Todd Dillingham, der viel auf Status und Etikette gab, würde eine öffentliche Blamage wie die vom Vortag nicht verzeihen können. Zumindest rechnete Colin fest damit.
    Als es an seiner Wohnungstür klingelte, wandte er sich vom Fenster ab. Genau zur rechten Zeit.
    „Colin“, ließ seine Mutter sich vernehmen, während sie in die Wohnung eilte, „mir ist ein unglaubliches Gerücht zu Ohren gekommen. Du musst es sofort dementieren.“
    Colin folgte ihr. „Wenn es unglaublich ist, warum willst du dann ein Dementi?“
    Der Hang seiner Mutter, alles zu dramatisieren, überraschte ihn immer wieder. Zum Glück lebte er mittlerweile zumeist in sicherem Abstand zu ihr, da sie ihre Wohnung in London als ihren festen Wohnsitz ansah. Andererseits war es sein Pech, dass ihre Reise nach New York, um Freunde zu besuchen, zufällig mit Belindas Hochzeit zusammenfiel. Sicher genoss es seine jüngere Schwester Sophie, dass ihre Mutter vorübergehend nicht in London weilte.
    Seine Mutter warf ihm einen säuerlichen Blick zu. „Du solltest darüber lieber keine Scherze machen.“
    „Oh, hab ich das?“
    „Colin! Der Familienname wird besudelt.“ Sie stellte ihre Chanel-Tasche ab und nahm in einem Sessel im Wohnzimmer Platz, nachdem die Haushälterin ihr den Mantel abgenommen hatte. „Ich verlange Antworten.“
    „Selbstverständlich.“ Mit verschränkten Armen blieb Colin stehen.
    Seine Mutter wirkte in seiner modernen Einrichtung irgendwie fehl am Platz. Er war es eher gewohnt, sie in einem traditionellen englischen Wohnzimmer zu sehen, und sie war mit Sicherheit an eine ganze Schar von Bediensteten
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