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Ehemann für eine Nacht?

Ehemann für eine Nacht?

Titel: Ehemann für eine Nacht?
Autoren: Anna Depalo
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warf Belinda einen Pullover in den Koffer auf ihrem Bett.
    Sie hatte in Oxford Kunstgeschichte studiert und dann in mehreren Auktionshäusern gearbeitet, ehe sie ihre gegenwärtige Stelle als Expertin für impressionistische und moderne Kunst im vornehmen Auktionshaus Lansing’s angetreten hatte.
    Damit hatte sie ihre Familie glücklich gemacht. Sie war immer die pflichtbewusste Tochter gewesen – wenn sie auch nicht immer tat, was sie verlangten, so war sie zumindest nicht rebellisch.
    Noch nie hatte sie Anlass für Klatsch und Tratsch gegeben … bis zum vergangenen Wochenende. Ein einziger Fehltritt stand nun im Mittelpunkt einer detaillierten Berichterstattung in Mrs Hollings Rosa-Seiten-Kolumne im New York Intelligencer:
    Es sollte die High-Society-Hochzeit des Jahres sein.
    Aber dann … oje!
    Falls Sie es noch nicht gehört haben sollten, liebe Leserin, in der Stadt macht die große Neuigkeit die Runde, dass kein Geringerer als der Marquess of Easterbridge die Wentworth-Dillingham-Hochzeit hat platzen lassen, als er die erstaunliche Behauptung vorbrachte, seine kurze Ehe mit der reizenden Ms Wentworth, die er vor zwei Jahren in Las Vegas – ausgerechnet! – geschlossen hat, sei nie rechtskräftig annulliert worden.
    Belinda verzog das Gesicht, als ihr der Text von Mrs Hollings Kolumne immer wieder durch den Kopf ging.
    Mrs Hollings hatte einfach nur die erste Salve abgefeuert. Dieser verdammte Klatsch. Das Fiasko in der Kirche St. Barts hatte sich in den letzten drei Tagen wie ein Lauffeuer ausgebreitet.
    Sie mochte nicht einmal an die weitere Reaktion ihrer Familie denken. Anrufe von ihrer Mutter und Onkel Hugh hatte sie in den letzten Tagen ignoriert. Auch wenn ihr klar war, dass sie sich mit den beiden auseinandersetzen musste, noch war sie nicht bereit dazu.
    Stattdessen hatte sie am vergangenen Tag ausgiebig mit ihren engsten Freundinnen Tamara und Pia telefoniert. Die beiden hatten großes Mitleid mit Belinda und zugegeben, dass ihnen die geplatzte Hochzeit eigene Probleme beschert hatte. Tamara war einem der Trauzeugen aus dem Weg gegangen, Sawyer Langsford, Earl of Melton, weil ihrer beider Familien seit Langem wollten, dass sie heirateten. Und Pia hatte eingeräumt, dass einer der Hochzeitsgäste ihr früherer Geliebter war, James „Hawk“ Carsdale, Duke of Hawkshire. Er hatte sie drei Jahre zuvor nach einer Liebesnacht verlassen, nachdem er sich schlicht als Mr James Fielding ausgegeben und sich nicht einmal verabschiedet hatte.
    Kurz gesagt, die geplatzte Hochzeit war für sie und ihre beiden Freundinnen eine einzige Katastrophe gewesen.
    Zum Glück, dachte Belinda, habe ich ein Flugticket in der Tasche. Am folgenden Morgen würde sie ihr properes kleines Apartment an der Upper West Side verlassen und geschäftlich nach England fliegen. Noch vor der Hochzeit, die dann gar nicht stattgefunden hatte, hatten sie und Todd beschlossen, ihren Honeymoon auf einen späteren Termin zu verschieben. Und jetzt war sie froh, dass sie schon eine Geschäftsreise geplant hatte. Zwar konnte sie nicht vor ihren Problemen weglaufen, aber ein gewisser Abstand zum Ort des Verbrechens – nämlich New York – würde ihr helfen, einen klaren Kopf zu bekommen, damit sie einen Plan fassen konnte.
    Ihre Hochzeit mit Todd hätte ihre gesellschaftliche Stellung festigen sollen, doch dank Colins Auftritt war das genaue Gegenteil eingetreten, und nun war Belindas Ruf ruiniert.
    Eine Annullierung der Ehe oder eine Scheidung sollte problemlos zu erreichen sein. So etwas passierte doch jeden Tag, oder? Sie selbst war davon ausgegangen, dass ihre Ehe längst annulliert sei.
    Belinda hielt mit dem Kofferpacken inne.
    Sie erinnerte sich genau, wie sie die Annullierungspapiere angestarrt hatte, als sie sie zum Unterschreiben erhalten hatte. Schnell hatte sie den schmerzlichen Stich abgetan, den sie verspürt hatte. Die Papiere waren lediglich eine Erinnerung an ihren Fehltritt, und niemand brauchte etwas davon zu wissen.
    Belinda legte den Pullover, den sie in der Hand hielt, in ihren Koffer und schluckte, weil sie plötzlich Panik überkam. Sie rieb sich die Stirn, als könne sie so ihre aufkommenden Kopfschmerzen vertreiben.
    Doch es war hoffnungslos, dass ein hochgewachsener, vermögender Marquess wie von Zauberhand aus ihrem Leben verschwinden würde.
    Schon vor jener schicksalhaften Nacht in Vegas hatte sie Colin im Laufe der Jahre immer wieder auf gesellschaftlichen Veranstaltungen getroffen und ihn, na ja,
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