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Ehemann für eine Nacht?

Ehemann für eine Nacht?

Titel: Ehemann für eine Nacht?
Autoren: Anna Depalo
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zog eine Braue hoch. „Intrige?“
    „Ja. Auf meiner Hochzeit mit der Neuigkeit aufzutauchen, dass du versäumt hast, den Antrag auf die Annullierung unserer Ehe einzureichen.“
    „Kein Grund, meine Vorfahren in Sippenhaft zu nehmen.“
    „Doch. Schließlich sind deine Vorfahren schuld, dass wir uns in diesem Schlamassel befinden. Sie sind der Grund, weshalb …“ Belinda zeigte Richtung Kirchenschiff. „… die Hochzeitsgäste dort geradezu elektrisiert von der Neuigkeit waren, dass eine Wentworth einen Granville geheiratet hat. Was sollen wir jetzt tun?“
    „Verheiratet bleiben?“, schlug Colin spöttisch vor.
    „Nie und nimmer!“
    Belinda wollte den Nebenraum gerade verlassen, als Onkel Hugh und Bischof Newbury hereinstürzten.
    Im Hinausgehen hörte sie ihren Onkel sagen: „Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung, Easterbridge, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, was für eine!“
    Anscheinend war die Hölle in den geheiligten Hallen losgebrochen.
    Rache.
    Ein unschönes Wort.
    Rache deutete auf persönliche Feindschaft hin. Vielmehr, überlegte Colin, sind die Wentworths und die Granvilles ja seit Generationen hintereinander her.
    Vielleicht wären die Begriffe Fehde oder Vendetta angebrachter.
    Seine Beziehung zu Belinda war auf intime Art und Weise mit der Wentworth-Granville-Fehde verknüpft. Wegen dieser Fehde hatte seine und Belindas Leidenschaft füreinander in Las Vegas den Reiz des Verbotenen gehabt. Und deswegen hatte Belinda ihn am Morgen danach auch sitzen lassen.
    Seitdem war er fest entschlossen, alles zu tun, damit Belinda zugab, dass es heftig zwischen ihnen knisterte – auch wenn er ein Granville war. Zu seinem Plan gehörten komplizierte Schachzüge, um die Wentworths ein für alle Mal zu bezwingen und damit die Wentworth-Granville-Fehde zu beenden.
    Colin genoss die Aussicht aus den deckenhohen Fenstern seiner Maisonette-Wohnung im dreißigsten Stock, während er auf den Besuch wartete, der unvermeidlich aufkreuzen würde. Das Time Warner Center am Columbus Circle bot betuchten Ausländern, die in New York eine Bleibe suchten, Privatsphäre und Luxus zugleich.
    Er schob die Hände in die Hosentaschen und betrachtete die Baumwipfel des Central Parks in der Ferne. Weil Sonntag war, war er leger gekleidet. Es war ein wunderschöner sonniger Tag, genau wie tags zuvor.
    Allerdings hätte am vergangenen Tag beinah die Hochzeit seiner Frau stattgefunden.
    In ihrem Hochzeitskleid hatte Belinda wie ein Engel ausgesehen, obwohl ihre Miene ganz und gar nichts Engelhaftes an sich gehabt hatte, als sie ihn zur Rede gestellt hatte. Vielmehr wirkte Belinda hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihn genüsslich zu erwürgen, und der Schmach, sterben zu wollen.
    Colin musste lächeln, als ihm eine bestimmte Erinnerung kam. Unter Belindas einnehmendem Äußeren schlummerte eine leidenschaftliche Natur, und das zog ihn zu ihr hin. Er wollte die glatte Politur wegwischen, damit die wundervolle, natürliche Frau darunter zum Vorschein kam.
    Wenn er nach seinem gestrigen Eindruck ging, hatte Belinda sich in den vergangenen zwei Jahren nicht sehr verändert. Ihre Leidenschaft war genauso groß – zumindest in seiner Nähe. Ihr ehemaliger Verlobter schien nicht das gleiche Feuer in ihr zu entfachen. An Dillinghams Seite war sie kühl und beherrscht gewesen, hübsch, aber distanziert. Erst als er, Colin, die Trauung unterbrochen hatte, war es mit ihrer Porzellanpüppchen-Fassade vorbei gewesen.
    Ihr prächtiges dunkles Haar war aufgesteckt gewesen, sodass ihr atemberaubendes Gesicht, ihre schönen haselnussbraunen Augen, ihre edle Nase und vollen Lippen bestens zur Geltung gekommen waren. Das elfenbeinfarbene Brautkleid hatte ihre Kurven betont, und nur wegen der kurzen Spitzenärmel und des Spitzeneinsatzes über dem Dekolleté hatte es nicht unangebracht sexy gewirkt.
    Colin biss die Zähne zusammen. Belinda hatte hinreißend ausgesehen, genau wie bei ihrer beider Hochzeit. Doch als sie ihn geheiratet hatte, war sie aufgeregt und voller Erwartung gewesen. Ihre Augen hatten geleuchtet, und ihre sündhaft vollen Lippen hatte ein strahlendes Lächeln umspielt. Sie hatte rein gar nichts von der gestelzten Arroganz der Wentworths an sich gehabt, sondern nur diese fantastische Mischung aus Leidenschaft und Sinnlichkeit ausgestrahlt. Ihre Unnahbarkeit war erst am nächsten Morgen zum Vorschein gekommen. Doch selbst jetzt war Colin froh, dass er Belinda noch immer aus der Reserve zu locken
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