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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse
Autoren: Zoë Beck
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bis ich mich frage, wie der alte Sack von nebenan dazu kommt, mir neue Schuhe zu kaufen. Also rufe ich Mama in ihrer Galerie an, aber sie ist nicht da, sagt ihr Assistent, zu einer Kundin gefahren, um die Wände auszumessen, oder so was in der Art. Ich rufe Mama auf dem Handy an, und sie sagt, sie hat zwar gerade keine Zeit, weil sie dabei ist, ein paar Bilder zu verkaufen, aber so viel kann sie mir sagen: Sie hat sich den Alten zur Brust genommen, auch wenn sie findet, dass ich das selbst hätte machen sollen, schließlich wäre ich alt genug, um meine Bedürfnisse zu formulieren und klar zu artikulieren und dafür einzustehen und sie durchzusetzen. Oder so ähnlich. Dann legt sie auf, ruft zehn Sekunden später wieder an und sagt: »Edvard, rübergehen und Danke sagen musst du aber selbst. Das kann ich nicht auch noch für dich machen.«
    Rübergehen und bedanken?
    Scheiße.
    Aber was soll ich machen? Ihm die Schuhe zurückgeben? Dann müsste ich mich nicht bedanken.

Freitag, 26.8., 12:39 Uhr
    Warum muss ich mich überhaupt bedanken? Er hat seinen Köter auf den Bürgersteig kacken lassen, damit ich reintrete!

Freitag, 26.8., 12:40 Uhr
    Ich kann die Schuhe nicht zurückgeben. Ich habe gerade versucht, sie auszuziehen. Meine Füße wollen sie aber nicht mehr hergeben. Sie fühlen sich an, als könnten sie nie wieder in anderen Schuhen laufen, so klasse sind die Sneakers.

Freitag, 26.8., 12:45 Uhr
    Ich muss wohl rübergehen und mich bedanken.
    Aber erst schaue ich auf Facebook nach, was Constanze so macht.

Freitag, 26.8., 13:30 Uhr
    Ich bin so blöd. Ich habe mich aus Gewohnheit als Jason bei Facebook angemeldet, um auf Constanzes Profil zu kommen, weil sie es so eingestellt hat, dass nur ihre Facebook-Freunde ihre Einträge lesen können. Sie hat geschrieben: »Letzter Ferienfreitag – freu mich aber auf die Schule am Montag! Dann hab ich wenigstens Ablenkung.« Und ich Trottel klicke auf »Gefällt mir«.
    Ich mache es sofort rückgängig, aber Constanze hat es schon gemerkt und chattet mich sofort an. Ich tue so, als wäre ich James und hätte mich aus Versehen falsch eingeloggt. Ohne auf ihre Antwort zu warten, schließe ich den Chat und lösche Jasons Profil. Dann melde ich mich als James an, um weiter auf dem Laufenden bleiben zu können. Constanze chattet sofort James an und beschwert sich bei ihm darüber, dass Jasons Profil weg ist. »Wie sollen wir denn nun um ihn trauern können?« Ich verspreche, eine Facebook-Seite zu seinem Gedenken anzulegen.
    Bei Henk gibt es fünfzig neue Kommentare unter dem Foto, auf dem ich neben die Autobahn kotze. Ich traue mich endlich, es mir genau anzusehen: Mein Vater sitzt auf dem Beifahrersitz und winkt fröhlich in die Kamera. Meine Mutter sieht aus, als würde sie sich schrecklich langweilen. Ich umklammere die Leitplanke, als hinge mein Leben an ihr, und bin im Gesicht weißlich grün, was sich deutlich von der knalligen Sicherheitsweste abhebt.
    Er hat einen Ausschnitt von mir vergrößert und hochgeladen. Meine Zunge hängt raus, und meine Augen sind ganz verdreht. Bildunterschrift: »Zombie Eddie«.
    Ich hasse es, wenn er mich »Eddie« nennt. Aber immer noch besser als »Mädchen«.

Freitag, 26.8., 16:50 Uhr
    Habe auf dem Facebook-Profil von James einen Artikel gepostet, in dem es darum geht, dass die meisten Frauen auf Männer ohne Brustbehaarung stehen. Dass sich die Brustbehaarung beim Mann evolutionär bedingt zurückentwickelt, steht auch drin. Constanze hat den Link sofort geteilt. Dann hat sie mich, also James, angechattet.
    »Du kannst ja deutsch!«
    Ich Idiot habe einen deutschen Artikel gepostet. Also denke ich mir irgendeinen Schwachsinn aus, so von wegen Deutschunterricht in der Schule gehabt, und dass ich Deutsch studieren würde.
    »Das hat Jason mir nie erzählt!«
    »Wahrscheinlich hast du ihn nicht nach mir gefragt.«
    »Stimmt. Er hat nur geschrieben, dass du studierst.«
    Glück gehabt! Aber es war verdammt knapp …
    Fühle mich jedenfalls sehr viel besser. Thema »Brustbehaarung« wäre damit abgehakt.
    Hoffentlich liest Henk sich den Artikel durch!

Samstag, 27.8., 09:12 Uhr
    Gerade drei Brusthaare entdeckt. Überlege noch, ob ich sie rausreißen soll. Sind ja schließlich absolut nicht angesagt, Brusthaare.

Samstag, 27.8., 09:55 Uhr
    Halbstündigen Vortrag von Mama beim Frühstück bekommen, weil ich mich noch nicht für die Schuhe bedankt habe. Es hätte ihn doch mit Sicherheit sehr viel Überwindung gekostet. Und natürlich auch
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