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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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Wohnung kannte, ekelte sich ein bisschen, aber der Hunger trieb ihn vorwärts. Wo Abfälle lagen, da gab es gewöhnlich auch Mäuse und Ratten …
    Da war schon eine, und zwar ein Riesenbiest! Zwei dunkle Augen glänzten in der Dunkelheit. Spitze Zähne blitzten auf.
    Edgar blieb stehen. Diese Ratte war bestimmt keine Beute für ihn! Sie war fast so groß wie er. Ohne Angst saß sie auf einem Stein und blickte ihn höhnisch an.
    Der Kater überlegte, ob er weitergehen oder den Rückzug antreten sollte. Er traute sich nicht an ihr vorbei. Griffen Ratten Katzen an? Ihm fehlte jegliche Erfahrung …
    »Hihi, biste ’n Angstschisser, ja?«, nölte die Ratte. »Haste noch nie jemanden wie mich gesehen? Komm nur her, wenn du Mumm hast!«
    »Guten Tag«, sagte Edgar höflich.
    »Was soll an dem Tag gut sein, haste ’ne Meise?«, spottete die Ratte. »Die Nacht ist unser Freund, je finsterer, desto besser. Das gilt übrigens auch für Schleicher wie dich. Mondschein lädt Gesindel ein … « Sie lachte ein raues Lachen.
    Edgar wagte sich einen Schritt vor. Die Ratte saß mitten im Weg, er wusste nicht, ob er sich links oder rechts an ihr vorbeidrängen sollte.
    »Würdest du vielleicht … ein Stück zur Seite gehen, damit ich vorbeikann?«
    »Hier kommt keiner ohne Wegzoll vorbei!«
    »Wegzoll?«
    »Na, ein Stück Käse oder Schinken. Wenn du willst, dass ich Platz mache. Dalli!«
    »Aber … aber ich habe nichts …« Edgar verharrte in der Bewegung.
    »Geh zur Seite, Stinker!«, forderte eine fremde Stimme. »Hier komme ich!«
    Bevor die Ratte reagieren konnte, fegte eine große Pfote sie von ihrem Platz. Die Ratte überschlug sich in der Luft und suchte dann laut quiekend das Weite.
    Vom anderen Ende der Gasse her näherte sich ein stattlicher Kater, bestimmt doppelt so groß wie Edgar. Grüne Augen leuchteten in der Dunkelheit.
    »Und du – mach auch Platz!«
    Schon hatte sich Edgar eine gewaltige Ohrfeige eingehandelt – die erste seines Lebens. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Der Schlag schleuderte ihn zur Seite. Seine Wange schmerzte, der Gegner hatte die Krallen ausgefahren. Edgar spürte Feuchtigkeit. Blut.
    Zitternd drückte er sich gegen die Wand und wartete darauf, dass der andere Kater weiterging.
    Der Große schritt betont langsam an ihm vorbei.
    Edgar wagte kaum zu atmen, aus Furcht, ihn zu reizen. Seine Schnurrhaare zitterten vor Aufregung. Er hätte sich gerne hingesetzt und sich geputzt, aber er wollte lieber warten, bis der andere weg war. Sicher war sicher …
    Endlich war der fremde Kater vorüber und ein Stück entfernt. Edgar fuhr sich mit der Pfote über die verletzte Wange und zuckte zusammen. Es tat weh und brannte. Leise wimmerte Edgar.
    Der andere Kater musste scharfe Ohren besitzen, denn ehe Edgar es sich versah, war er zurückgekehrt und baute sich vor ihm auf. Seine Augen schwebten über ihm wie zwei grüne Monde.
    »Willst du noch was sagen, Weichei?«
    »N-n-n-nein«, stotterte Edgar und schlotterte vor Angst, da er befürchtete, dass er sich gleich eine weitere Ohrfeige einhandeln würde. Gegen diesen Gegner hatte er keine Chance. Der Große würde ratzfatz Apfelmus aus ihm machen.
    »Wie heißt du, Zwerg? Oder hast du keinen Namen?«
    »Man … man nennt mich Edgar. Manchmal Eddy oder Ed.«
    »Und was machst du hier?«
    »Ich … suche etwas zu essen. Mein Frauchen … Emma … sie hat mich nicht gefüttert … Alles ist so seltsam … Ich glaube gar, sie ist tot …«
    »Ich glaube gar, sie ist tot« , äffte der fremde Kater Edgar nach. »Weißt du das nicht?«
    »Sie hat nicht mehr geatmet und wurde ganz kalt und steif …« Traurigkeit stieg in Edgar auf, er musste einen Schluchzer unterdrücken, denn er hatte Emma sehr geliebt.
    »Dann ist sie tot. Nichts mehr zu machen. Menschen haben nur ein Leben, nicht neun wie wir Katzen. Arme Geschöpfe, dabei bilden sie sich immer so viel ein.«
    Edgar wurde ein bisschen mutiger. Der andere Kater schien zumindest daran interessiert zu sein, sich mit ihm zu unterhalten. Vielleicht würde er doch keine Prügel mehr bekommen …
    »Äh … wie ist das?«, fragte Edgar zaghaft. »Was meinst du damit – neun Leben?«
    »Wo kommst du denn her, du Dummie? Hat dir deine Mutter nichts beigebracht?«
    »Ich kann mich kaum an sie erinnern«, gestand Edgar. »Eines Tages war sie nicht mehr da – und ich kam zu Emma …«
    Erinnerungen überfluteten ihn. Warme Milch in einem Fläschchen. Streichelnde Hände. Eine flauschige
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