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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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von hinten vorsichtig anpirschen und sie überrumpeln. Los, versuch es!«
    Edgar beobachtete die Vögel. Sein Herz klopfte schneller. Die Tauben kamen ihm riesig vor. Er fand es eigenartig, wie sie während des Trippelns mit dem Kopf ruckten. Richtiges Jagdfieber wollte sich nicht einstellen …
    »Worauf wartest du noch, du Dödel?«, zischte Algernon von hinten. »Glaubst du, sie fallen von allein tot um und rupfen sich dann selbst? Mann, Mann, Mann, du bist ja echt dümmer als erlaubt! Mach endlich!«
    Nur noch wenige Meter trennten Edgar von der Taube, die gerade ein Brotstück aufgepickt hatte und damit beschäftigt war, den Brocken herunterzuwürgen. Der schwarze Kater spannte alle Muskeln an und bereitete sich auf einen großen Sprung vor.
    »JETZT!«, kommandierte Algernon.
    Edgar flog durch die Luft, die Pfoten nach vorne ausgestreckt, die Krallen ausgefahren. Die Taube machte eine halbe Drehung, erkannte die Gefahr und flatterte hoch. Edgars Krallen verfehlten den Vogel und bohrten sich in die Erde.
    »Hahaha!«, lachte Algernon. »Das war toll. Ich schmeiß mich weg. Hahaha!«
    Edgar ärgerte sich, weil er die Beute nicht erwischt hatte und Algernon ihn auslachte. Aber es kam noch schlimmer. Der Mann auf der Bank war auf Edgar aufmerksam geworden, sprang auf und schleuderte seinen Stock nach ihm.
    »Mach, dass du wegkommst, du Mistvieh!«
    Der Knauf des Stocks traf Edgar am Kopf. Nicht mit voller Wucht, aber immerhin so fest, dass es ordentlich wehtat. Edgar rollte zur Seite, sprang auf und flüchtete hinter einen Busch. Sein Kopf dröhnte, und ihm war schwindelig.

 
     
     
     
     
     
    N a, du Held, alles klar bei dir?« Algernon tauchte neben Edgar auf und schaute ihn besorgt an. »Tut’s sehr weh?«
    »Ja«, antwortete Edgar, obwohl er erst mit »Geht schon!« hatte antworten wollen. Aber plötzlich verließ ihn alle Lust, tapfer zu sein. Er hatte die Nase voll. Er hatte Hunger, Algernon hatte ihn ausgelacht und der Mann hatte ihn mit seinem Stock am Kopf getroffen. Es reichte. Edgar sehnte sich nach dem friedlichen Leben in Emmas Wohnung zurück.
    »Kneif einfach den Hintern zusammen«, sagte Algernon. »Unsereins verträgt schon was. Man muss hart im Nehmen sein, wenn man auf der Straße lebt.«
    Edgar antwortete nicht. Am liebsten hätte er sich irgendwo verkrochen, wo er seine Ruhe hatte.
    Aber Algernon wich ihm nicht von der Seite. Er stupste ihn kumpelhaft mit der Pfote an.
    »Lass den Kopf nicht hängen«, meinte er. »Okay, es ist heute vielleicht nicht dein Tag. Die Nacht wird besser, ich versprech’s dir. Am besten suchen wir uns jetzt ein trockenes Plätzchen, wo wir ein paar Stunden pennen können. Ich weiß auch schon, wo. Komm mit, Eddy!«
    Lustlos trottete Edgar hinter Algernon her. Anfangs war sein Blick etwas verschwommen, weil ihm noch immer der Schädel dröhnte. Aber nach und nach wurde es besser. Vielleicht lag es auch daran, dass Algernon einer Taube nachjagte und sie ebenfalls nicht erwischte.
    »Die Biester sind heute irgendwie ziemlich schnell«, kommentierte der Straßenkater seinen missglückten Versuch. »Aber uns wird schon noch etwas Essbares über den Weg laufen. Komm, Edgar, wir sind gleich da.«
    Algernon führte Edgar zu einem mächtigen Baum. Mit einem großen Satz sprang er auf eine Astgabel. »Na, los, komm schon. Trau dich und spring!«
    »Da rauf?«, fragte Edgar zweifelnd.
    »Drücke ich mich so unklar aus? Jetzt mach schon!«
    Edgar nahm Anlauf und sprang. Es klappte, er landete neben Algernon.
    »Und? Was sagst du jetzt? Ein prima Platz, oder?« Der Straßenkater kletterte noch ein Stück höher. Dort teilte sich der Stamm und bildete eine Kuhle. Algernon entfernte mit den Hinterpfoten das Laub, das sich darin gesammelt hatte. »Hier ist ein wunderbarer Schlafplatz, windgeschützt und sicher. Habe ich übrigens noch niemandem gezeigt. Ich hoffe, du weißt die Ehre zu schätzen.« Er streckte sich in der Kuhle aus.
    Edgar folgte Algernon und legte sich neben ihn. »Nicht schlecht«, musste er zugeben. »Fast wie in meinem Körbchen, das ich bei Emma hatte.«
    Algernon gähnte. »Ich mache jetzt ein Nickerchen, und wenn du klug bist, schläfst du auch eine Runde.« Er machte sich ganz flach und schloss die Augen.
    Edgar brauchte noch eine Weile, bis er eine richtig bequeme Lage fand, denn er wollte Algernon nicht zu dicht auf die Pelle rücken. So gut kannten sie sich schließlich auch noch nicht. Am Ende legte er den Kopf zwischen die Pfoten und entspannte
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