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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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ich Leyla.«
    »Was das wohl für ein Buch ist, das dieser Mister Silver unbedingt haben will?«, überlegte Edgar laut.
    »Keine Ahnung, und es interessiert mich auch nicht«, sagte Algernon und blieb einen Moment stehen, um sich hinter dem Ohr zu kratzen. Edgar hätte gerne gewusst, ob er mit dem verletzten Ohr noch genauso gut hören konnte wie mit dem anderen, aber er traute sich nicht zu fragen. Er würde es schon noch herausfinden.
    »Aber es wäre gut, wenn Mister Carrington dieses Buch für Mister Silver beschaffen würde«, meinte Edgar. »Dann bekommt er sein Geld und muss das Antiquariat nicht aufgeben. Wenn er ausziehen muss, dann verliert Leyla vielleicht ihr Zuhause.«
    »Dann kommt sie eben zu mir, wo ist das Problem?« Algernon sah Edgar scharf an. »Hör mal, du Frischling, du redest mir ein wenig zu oft übers Geld. Man könnte glatt glauben, du seist in einer Bank zur Welt gekommen! Geld haben die Menschen erfunden. Unsereins hat andere Sorgen. Du solltest lieber lernen, wie man ordentlich jagt. Das nützt dir hier mehr als das Nachdenken über Scheine und Münzen.«
    Wieder einmal kam sich Edgar gemaßregelt vor und schämte sich. Algernon hatte recht. Er dachte über viel zu viele Dinge nach, anstatt in der Praxis des Mäusefangens Fortschritte zu machen. Und das Reden über Bücher half nicht gegen den Hunger, den er inzwischen wieder spürte.
    »Kannst du mir ein paar Tricks beibringen, was das Jagen angeht, Algernon?«, fragte Edgar leise, als sie weitergingen.
    »Wenn du mich höflich darum bittest«, erwiderte Algernon.
    »Bitte, Al. Ich weiß, ich habe viel versäumt«, sagte Edgar unterwürfig. Ein wenig Schmeichelei würde bestimmt nicht schaden, also fügte er hinzu: »Du bist sicher ein großartiger Lehrmeister, Algernon. Ich bin sehr glücklich, dass ich dich getroffen habe.«
    Ein Ausdruck der Zufriedenheit erschien auf Algernons Gesicht. Er grinste breit. »Das will ich auch hoffen.«
    »Also, was muss ich beim Mäusefangen beachten und was darf ich auf gar keinen Fall tun?«
    »Ganz wichtig ist, dass du nie vergisst, was du bist: eine Katze. Ein lautloser Schleicher auf Samtpfoten. Du kannst dich bewegen, ohne ein Geräusch zu machen. Die Maus hört dich nicht, aber du hörst sie, denn du hast die besten Ohren von ganz London. Du hörst, wie sie in ihrem Loch sitzt und vor Angst zittert. Alles, was du tun musst, ist zu warten. Reglos. Irgendwann wird es der Maus zu langweilig und sie steckt den Kopf aus ihrem Versteck. Wagt zwei, drei vorsichtige Schritte. Dann saust sie los wie der Blitz – und du musst nur deine Pfote auf ihren Schwanz legen und sie festhalten. Das ist alles. Auf den richtigen Moment kommt es an.«
    »Klingt gar nicht so schwierig«, meinte Edgar.
    »Das Timing ist wichtig, Ed«, erklärte Algernon. »Wenn du das im Blut hast, entwischt dir keine Maus mehr. Die Maus saust los, du stellst dir vor, wo sie im nächsten Augenblick ist – und zack, sie ist dein.« Er sah Edgar an. »Die ersten paar Mal geht es schief, weil die Maus zu schnell ist oder du zu langsam reagierst. Aber mit der Zeit klappt es, und wenn du es einmal draufhast, verlernst du es nie mehr. Einen Vogel zu fangen, ist schon schwieriger. Er kann fliegen – und du musst in die Luft springen und ihn mit Pfoten und Maul erhaschen. Da zählt Schnelligkeit … Junge oder kranke Vögel fängt man leichter, die passen nicht so gut auf wie ein gesunder, erwachsener Vogel.« Algernon räusperte sich. »Am schwierigsten aber ist es, einen Fisch zu fangen. Das Wasser ist tückisch, und wenn du Pech hast, fängst du keinen Fisch, sondern nimmst ein Bad – was wir Katzen normalerweise nicht gerade mögen.«
    Edgar schwirrte der Kopf, als hätte sich darin gerade eine Schar zwitschernder Spatzen niedergelassen.
    »Aber es bringt nichts, nur über die Jagd zu reden«, ergänzte Algernon. »Du musst es tun. Wieder und wieder. Übung macht den Meister. Komm mit, ich zeige dir einen Platz, wo du dein Glück versuchen kannst.«
    Edgar trabte hinter ihm her. Nachdem sie wieder eine Weile Zickzack gelaufen waren, gelangten sie in einen Park mit einem kleinen See. Eine Bank stand am Ufer, darauf saß ein alter Herr und warf Brotstückchen ins Wasser. Enten schwammen herbei und schnappten gierig nach dem Futter. Auf dem Gras dagegen trippelten Tauben herbei, in der Hoffnung, ein paar Krümel zu ergattern.
    »Sieh sie dir an«, flüsterte Algernon Edgar zu. »Sie sind groß und fett und unvorsichtig. Du musst dich
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