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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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hochhoben.
    »Ist ja gut, meine Schöne«, sagte eine brüchige Altmännerstimme. »Hast du Langeweile? Tja, heute scheint wohl kein einziger Kunde zu kommen, sonst hättest du mich sicher geweckt. Ich habe ein wenig geschlafen, und jetzt habe ich Lust auf meine Pfeife.«
    Edgar schob seinen Kopf ein Stück weiter vor, um den Mann besser beobachten zu können. Dieser setzte Leyla auf einen großen Karton, wo sie sich zusammenrollte, zog eine Pfeife aus der Tasche, holte eine Tabakdose aus der Schublade des Tisches, der wie alles andere über und über mit Büchern beladen war. Dann zog er einen Hocker herbei, setzte sich und begann, umständlich seine Pfeife zu stopfen. Dabei brabbelte er vor sich hin.
    »Ich verstehe nicht, warum die Kundschaft ausbleibt. Dabei gibt es hier doch die schönsten und erbaulichsten Bücher. Und niemand kann mir vorwerfen, dass ich sie zu teuer verkaufe. Wenn es so weitergeht, meine liebe Leyla, dann kann ich bald meinen Laden schließen … Und nur Gott weiß, wovon wir dann leben sollen, du und ich …« Er riss ein Streichholz an und entzündete damit seine Pfeife. Der Geruch nach Tabak erfüllte den Raum – und Edgar musste an den Doktor denken, der so oft bei Emma gewesen war. Er hatte auch nach Tabak gerochen.
    Leyla maunzte, und der Buchhändler strich ihr über den Rücken und begann, sie zwischen den Ohren zu kraulen.
    »Du bist mein Zuckerstückchen, und ich bereue nicht, dass ich dich als winziges Kätzchen gekauft habe. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Miss Mulligan zeigte mir ihren Wurf Siamkatzen, die Kleinen waren gerade mal zwei Tage alt … Ja, Leyla, du konntest noch nicht einmal die Augen aufmachen. Ich habe dich gesehen und mich gleich in dich verliebt. ›Dieses kleine Kätzchen da muss es sein!‹, habe ich zu Miss Mulligan gesagt. Du hast mich einen ganzen Wochenverdienst gekostet, Leyla, aber ich habe es nicht bereut. Du bist ganz sicher die schönste Katze Londons – und eines Tages werde ich dir einen stattlichen Siamkater zuführen, mit dem du wunderbare Junge bekommst, die alle deine blauen Augen haben …«
    Leyla fauchte ihn zornig an und drehte ihm dann beleidigt ihren Rücken zu.
    »Was hast du denn auf einmal, meine Kleine?« Der Buchhändler erhob sich ächzend, worauf Leyla vom Tisch sprang. Der Mann humpelte durch den Raum. »Ach ja, ich muss meine neue Lieferung auspacken … Hoffentlich ist das Buch für Mister Silver endlich dabei, er wartet schon so lange darauf …« Er machte sich im hinteren Teil des Raums zu schaffen.
    Leyla spazierte zu den beiden Katern. »Ich kann es nicht leiden, wenn er mit dem Kater anfängt, den er für mich aussuchen will«, fauchte sie. »Ich suche mir meine Freunde selber aus.« Ihre Schnurrhaare zitterten vor Wut, und ihre blauen Augen schienen Funken zu sprühen.
    Edgar blickte sie fasziniert an.
    »Vollkommen richtige Entscheidung, meine Liebe«, schnurrte Algernon. »Das würde ich mir auch nicht gefallen lassen. Mir ist sowieso schleierhaft, warum du bei diesem alten Sack bleibst. Komm doch mit uns, dein Leben wird dann bestimmt ein Stück aufregender.«
    »Von dir lasse ich mir auch nicht vorschreiben, was ich tun soll, Al«, wies Leyla ihn zurecht. »Außerdem liebe ich dieses Antiquariat. Kennst du einen Ort, an dem es so viele Bücher gibt wie hier? Und hier stört mich niemand, wenn ich lesen will. Im Übrigen kann ich meinen alten Herrn nicht im Stich lassen, es würde ihm das Herz brechen. Und das mit dem Kater rede ich ihm noch aus, das verspreche ich euch.«
    »Schade«, murmelte Algernon und seufzte tief. »Ich hätte dich so gern Tag und Nacht um mich. Ich würde dir die schönsten Plätze Londons zeigen und auch, wo es die fettesten Mäuse gibt …«
    »Vergiss es«, sagte Leyla hochmütig. »Und jetzt wird es allmählich Zeit, dass ihr geht, bevor euch mein alter Herr entdeckt und rausschmeißt. Er kann sehr unangenehm werden!«
    Algernon und Edgar krochen aus ihrem Versteck, nachdem sich Leyla vergewissert hatte, dass der Buchhändler noch immer mit dem Auspacken beschäftigt war. Die Katze begleitete ihre beiden Besucher zur Tür.
    »Also dann – bis bald«, verabschiedete sich Algernon und wollte den Laden verlassen, als die Tür aufgedrückt wurde und ein Kunde das Antiquariat betrat. Die Ladenglocke läutete. Edgar und Algernon sprangen geistesgegenwärtig hinter einen Stapel Bücher.
    Der neue Besucher war ganz in Schwarz gekleidet und
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