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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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hatte einen eleganten Spazierstock bei sich. Etwas Unheimliches umgab ihn. Edgar konnte sich nicht genau erklären, was es war, aber sein Fell sträubte sich, seit der Mann den Laden betreten hatte. Es war nicht direkt ein Geruch … Edgar hatte eher den Eindruck, dass etwas Böses von dem Besucher ausging.
    Algernon schien ganz ähnlich zu fühlen. Er saß sehr wachsam da, alle Sinne waren angespannt. Seine grünen Augen fixierten den Mann. Der buschige Schwanz zuckte unruhig.
    »Guten Tag, Mister Carrington«, grüßte der Besucher. Er hatte eine ölige Stimme, die Edgar einen weiteren Schauder über den Rücken laufen ließ. »Ich bin gekommen, um mein Buch abzuholen. Ich hoffe, es ist endlich da.«
    Der Buchhändler trennte sich von seinen Kisten und kam in den vorderen Teil des Raumes. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und verbeugte sich höflich vor seinem Kunden, sein Gesicht mit der runden Nickelbrille wirkte zerknirscht.
    »Es tut mir unendlich leid, Mister Silver, aber Sie sind wieder einmal umsonst gekommen«, erklärte er. »Ich habe die Lieferung, die gestern Abend gekommen ist, gerade kontrolliert, aber Ihr Buch ist nicht dabei.«
    »Aber Sie haben mir versprochen, dass es bis zum Ende des Monats da sein wird«, erwiderte Mister Silver ungehalten.
    »Ja, ja, ich weiß. Normalerweise klappt das auch. Aber der Titel, den Sie bestellt haben, ist sehr speziell … Es gibt nur noch wenige Exemplare. Ich versichere Ihnen, dass ich mein Bestes gebe, um Ihren Wunsch zu erfüllen.«
    »Das will ich auch hoffen, sonst bin ich die längste Zeit Ihr Kunde gewesen«, brummte Mister Silver und klopfte mit seinem Stock auf den Boden, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Sie sind schließlich nicht der einzige Buchhändler in dieser Stadt.«
    »Bitte, bitte, jetzt verurteilen Sie mich doch nicht so schnell«, sagte Mister Carrington unterwürfig. »Sie waren schließlich jahrelang mit mir zufrieden, ich konnte Ihnen doch immer Ihre Sonderwünsche erfüllen.«
    »Mir läuft die Zeit davon«, antwortete Mister Silver. »Ich brauche dieses Buch wirklich sehr dringend.«
    »Ich … äh …«, der Buchhändler überlegte, »ich könnte vielleicht ein Telegramm schicken und fragen, wo die Lieferung bleibt.«
    »Ja, tun Sie das!«, sagte Mister Silver. »Ich werde in zwei Tagen wiederkommen und hoffe, dass Sie mir dann konkret Auskunft geben können, wann ich mit dem Buch rechnen kann. Guten Tag!« Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Laden. Die Glocke bimmelte anklagend.
    Mister Carrington zog ein kariertes Taschentuch aus seiner Jackentasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Pfeife war inzwischen erloschen.
    »Leyla«, ächzte er, »kannst du mir verraten, warum dieser Kunde so anstrengend ist? Wir dürfen ihn nicht verlieren. Er ist der Einzige, der uns großzügig entlohnt, wenn wir ihm ein seltenes Buch beschafft haben. Ohne dieses Geld können wir den Laden schließen.«
    Die Siamkatze strich tröstend um seine Beine.
    Mister Carrington bückte sich und hob sie hoch. Er legte seine Wange auf ihren Rücken, und Edgar hatte den Eindruck, dass er tatsächlich ein paar Tränen vergoss. Aber vielleicht täuschte er sich auch …
    Nach einigen Augenblicken hatte sich der Buchhändler wieder gefasst. Er hob den Kopf, rückte seine Brille zurecht und streichelte Leyla.
    »Wir geben uns nicht geschlagen, nicht wahr, meine Schöne? Wir werden kämpfen! Ich werde nachher gleich zum Postamt gehen, um dieses Telegramm aufzugeben. Und bald wird dieses verflixte Buch kommen! Mister Silver wird mit uns zufrieden sein …«
    Leyla schnurrte.

 
     
     
     
     
     
    W enig später waren Algernon und Edgar wieder auf der Straße unterwegs. Sie unterhielten sich über den seltsamen Kunden.
    »Hast du es auch gespürt?«, fragte Edgar. »Er hatte etwas sehr Merkwürdiges an sich. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll … Ich glaube, in seiner Nähe vergeht einem das Lachen und man muss an lauter schreckliche Sachen denken …«
    »Hm, ganz geheuer war mir der Typ auch nicht«, gab Algernon zu. »Leyla hat mir schon öfter von Mister Silver erzählt, aber es war das erste Mal, dass ich ihn mit eigenen Augen gesehen habe. Sie empfindet übrigens ganz ähnlich wie du. Es ist, als würde ein Schatten den Laden betreten und dieser Schatten besteht aus Kälte und Bosheit.  – So hat sie ihn einmal beschrieben.«
    »Hm.« Edgar dachte nach. Er hatte an diesem Tag schon so viel Neues erlebt,
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