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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc.
Autoren: Lincoln Child
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meinen.«
    Lash hielt mit seinem Gekritzel inne. »Sind Sie Mediziner, Mr. Torvald?«
    »Nein. Aber meine verstorbene Frau war Therapeutin von Beruf. Ich würde auf den ersten Blick erkennen, wenn jemand an Depressionen leidet.«
    Lash legte den Block beiseite. »Wir versuchen nur, uns ein Bild von der Lage zu machen, Sir.«
    Torvald beugte sich plötzlich vor, sodass sich ihre Gesichter sehr nahe waren. »Ein Bild? Hören Sie zu. Ich weiß nicht, was Sie oder Ihr Unternehmen aus diesem Fall zu erfahren hoffen. Aber mir scheint, ich habe genug Fragen beantwortet. Außerdem steht fest, dass es keinerlei Anhaltspunkte gibt. Es gibt keine Antwort. Lindsay hatte keine Veranlagung zum Selbstmord. Und Lewis ebenfalls nicht. Sie hatten alles, für das zu leben sich lohnt. Alles.«
    Lash blieb schweigend sitzen. Es war nicht nur Trauer, was er hier zu sehen bekam. Es war auch ein Bedürfnis: das verzweifelte Bedürfnis, etwas zu verstehen, das man vermutlich nicht verstehen konnte.
    »Ich will Ihnen noch was sagen«, sagte Torvald. Er war Lash noch immer sehr nahe und sprach nun leise und schnell:
    »Ich habe meine Frau geliebt. Ich glaube, unsere Beziehung war so gut, wie ein Ehepaar es sich nur wünschen kann.
    Aber ich hätte mir ohne zu zögern den rechten Arm abgeschnitten, wenn uns das so glücklich hätte machen können, wie meine Tochter und Lewis es waren.«
    Mit diesen Worten schob er seinen Stuhl zurück, erhob sich vom Tisch und verließ das Restaurant.

 
5
    Flagstaff, Arizona. Zwei Tage später.
     
    Da der Stellplatz bereits von zwei Audis A8 belegt war, parkte Lash den Mietwagen, einen Taurus, am Bordstein und nahm den Steinplattenweg in Angriff. Unter seinen Füßen knirschten braune Tannennadeln. Die Adresse 407 Cooper Drive war ein ansehnlicher Bungalow mit einem niedrigen, breiten Dach in einem eingezäunten Grundstück. Hinter dem Zaun verlief das Gelände abschüssig und ließ das Panorama des vom Morgennebel leicht verwischten Stadtzentrums sehen. Dahinter und im Norden ragten massig die braunvioletten San Francisco Peaks in die Höhe.
    Als Lash vor der Haustür stand, klemmte er sich mehrere große Umschläge unter den Arm, kramte in seinen Taschen nach dem Schlüssel und zog ihn heraus. An einem Kettchen baumelte ein weißes Beweismittel. Der Chef der Phoenix-Niederlassung war in den tristen grauen Schlafsälen Quanticos Lashs Klassenkamerad gewesen und hatte die Hindernisläufe auf der Yellow Brick Road mit ihm zusammen durchlitten, deswegen war er ihm noch einige Gefallen schuldig. Lash hatte einen dieser Gefallen in den Schlüssel zum Thorpe-Haus umgewandelt.
    Als er aufschaute, registrierte er die unter dem Dachsims befestigte Überwachungskamera. Der frühere Hausbesitzer hatte sie anbringen lassen, doch seit den polizeilichen Ermittlungen war sie abgeschaltet. Da das Haus verkauft werden sollte, sobald die Akte amtlicherseits geschlossen war, hatte man die Anlage nicht mehr eingeschaltet.
    Lash schaute wieder nach unten, schob den Schlüssel ins Schloss und öffnete es mit einer Drehung seiner Hand.
    Das Innere des Hauses vermittelte etwas typisch Wachsames, Lauschendes, das sich immer in Gebäuden fand, in denen jemand eines unnatürlichen Todes gestorben war. Die Haustür führte direkt ins Wohnzimmer. Dort hatte man die Leichen entdeckt. Lash ging langsam voran, schaute sich um und registrierte Standplatz und Qualität der Möbel: ein kakaofarbenes Ledersofa mit passenden Sesseln, ein antiker Schrank, ein teuer aussehender Flachbild-Fernseher. Tja, an Geld hatte es den Thorpes wohl nicht gemangelt. Zwei wunderschöne Seidenbrücken waren auf dem Teppichboden drapiert. Auf einer der Brücken waren noch die Kreidespuren des gerichtsmedizinischen Teams zu sehen. Da der unerwartete Anblick Erinnerungen an den letzten Tatort aufrührte, den Lash inspiziert hatte, ging er schnell weiter.
    Hinter dem Wohnzimmer verlief ein Korridor durch das gesamte Haus. Rechts von ihm lagen Esszimmer und Küche.
    Links befanden sich offenbar mehrere Schlafräume. Lash stellte sein Gepäck auf dem Sofa ab und ging bis zur Küche.
    Dort gab es noch eine Tür, die einen Blick auf den schmalen Seitengarten und das Nachbarhaus erlaubte.
    Lash durchquerte den Korridor in Richtung der Schlafzimmer. Dort lag auch das ganz in blauem Taft und Spitze gehaltene Kinderzimmer. Im Schlafzimmer der Eltern: Nachttische mit dem typischen Sortiment an Taschenbüchern, Tablettenröhrchen und Fernbedienungen. Ein dritter Raum, wohl
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