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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc.
Autoren: Lincoln Child
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was warten Sie dann noch?«
    »Es wäre mir ... zu peinlich. Schließlich habe ich damals abgesagt. Haben Sie das vergessen?«
    »Dann sagen Sie wieder zu. Sagen Sie ihm, der Zeitpunkt war nicht richtig. Sagen Sie ihm, Sie hatten einen Nervenzusammenbruch. Erzählen Sie ihm alles. Es spielt keine Rolle.
    Wenn das einer weiß, dann ich.«
    Tara schwieg.
    »Hören Sie ... Entsinnen Sie sich noch, was ich damals in Ihrem Büro gesagt habe, kurz bevor die Kacke zu dampfen anfing? Ich hab gesagt, es würde eine Zeit kommen, wenn das alles nur noch eine Erinnerung ist. Eine Zeit, in der nichts mehr eine Rolle spielt. Diese Zeit ist jetzt, Tara. Jetzt.«
    Sie wich seinem Blick noch immer aus.
    Lash seufzte. »Na schön. Wenn Sie zu stur sind, sich um Ihr eigenes Glück zu kümmern, dann gibt’ s noch einen anderen Grund, aus dem Sie es tun sollten.«
    »Und der lautet?«
    »Richard hätte auch gesagt, dass Sie’s tun sollen.«
    Tara schaute wieder auf. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie Lash nun die Hand drückte.

 
EPILOG
    Hinter ihr lag ein weiter Weg, und nun brauchte sie eine Pause. Deswegen suchte sie sich ein stilles Internet-Café abseits der Hauptstraße, wo sie ihre Prioritäten ordnen und die nächste Phase planen konnte. In dem Café hielten sich nur wenige Leute auf. Sie saßen vor den Rechnern, doch bisher hatte ihr noch niemand Beachtung geschenkt. Im Hintergrund hörte sie das Rauschen des Verkehrs, doch hier war es ruhig und sicher. Vor allem sicher: vor Vorwürfen, Missverständnissen, der zufälligen Grausamkeit einer desinteressierten Welt.
    Sie musste sich auf das aktuelle Problem konzentrieren. Das Gefühl, etwas verloren zu haben, war noch immer da, doch der Schmerz würde ein Ende nehmen. Es war das Einzige, dessen sie sich in dieser unerwartet unlogischen Welt sicher war. Alles andere - all die Gewissheiten und Annahmen, die sie so liebevoll erlernt und etabliert hatte - war vernichtet worden. Sie empfand es als ungerecht, dass ausgerechnet ihr das passiert war, wo sie doch so vielen das Glück gebracht hatte. Sie hatte selbst doch auch nur ein wenig glücklich sein wollen.
    War das denn zu viel verlangt?
    Doch diese Gedankenkette war eine Sackgasse. Sie war nicht die Erste, deren Realität erschüttert wurde. So war nun mal die Welt, Was unterschied sie denn, was machte sie gegen menschliches Leid und Enttäuschung immun - die Grundbedingung des Menschen an sich? Nichts. Nur die Liebe hatte Bestand: die Liebe, die ein Freund für einen Freund, die eine Mutter für ihre Kinder, ein Mann für eine Frau empfand. Das hatte er sie gelehrt. Sie dachte an die Bücher, die sie gemeinsam gelesen hatten, ihre Gespräche, die Zeit, die miteinander verbrachte Zeit ...
    Sie schob den Gedanken beiseite und nahm sich den nächsten vor. Hinter dem Café, das wusste sie, lagen ruhige Wohnblocks. In den Wohnungen hielten sich Menschen auf, die mit anderen telefonierten, im Internet surften, Angelegenheiten ordneten, Briefe verschickten oder erhielten und ihrem Tagwerk nachgingen. Es war ein stilles, ordentliches Viertel. Einen Moment lang sehnte sie sich nach einer solchen Adresse, einer Adresse, die sie ihr Eigen nennen konnte. Aber das war nicht drin, jedenfalls nicht im Moment.
    Irgendwann ja, aber jetzt noch nicht ... Sie wartete, ließ ihre Gedanken nun willkürlich schweifen.
    Ohne es zu wollen, führten sie in ihre Kindheit zurück, die glücklich und sorglos gewesen war. Weg, alles weg, zusammen mit dem Heim, das sie einst gekannt hatte, dem Menschen, den sie liebte, der Welt, die sie erfahren hatte. Mit einem Wimpernschlag vergangen. Sie selbst war gerade noch entkommen. Sie hatte einen Großteil ihres früheren Ichs im Inferno zurückgelassen. Aber auch etwas anderes. Etwas Wichtiges: ihre Unschuld.
    Doch wenn sie ihn fand, würde alles gut werden. Er war irgendwo dort draußen. Sie spürte es. Er war dort draußen und suchte sie. So, wie sie ihn suchte. Sie fehlte ihm ebenso wie er ihr.
    Sie waren ein Paar gewesen, das es unter Billionen nur einmal gab - das einzige echte Superpaar, das Eden je zusammengeführt hatte.
    Sie registrierte den gegenwärtigen Status des Internet-Cafés.
    Es waren noch ein paar Leute eingetreten und hatten aufs Netz zugegriffen. Der Laden erschien ihr so gut wie jeder andere, um die nächste Folge von Anfragen durchzuziehen.
    Vielleicht fand sie ja diesmal jemanden, der ihn kannte, von ihm gehört hatte, irgendwas wusste. Schon ein Gerücht konnte
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