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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc.
Autoren: Lincoln Child
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FLAGSTAFF
     
    Prozessliste: AR-27
    Fall Nr. 04B-2190
    OvD: Det. Michael Guitierrez
    Verhörleitung: Sgt. Theodore White
    Zeugin: Bowman, Maureen A.
    Datum/Zeit: 14.9.2004, 14.22 Uhr
     
    EZ-SCRIPT NIEDERSCHRIFT FOLGT
     
    VL Machen Sie es sich bitte bequem. Ich bin Sergeant White und werde Ihre Aussage aufnehmen. Nennen Sie bitte für das Protokoll Ihren Namen.
    Z Maureen Bowman
    VL Ihre Adresse, Mrs. Bowman?
    Z Ich wohne 409 Cooper Drive.
    VL Wie lange kannten Sie Lewis und Lindsay Thorpe?
    Z Seit sie in unsere Gegend gezogen sind. Eigentlich nicht lange. Ich würde sagen, ungefähr eineinhalb Jahre.
    VL Sind Sie Ihnen oft begegnet?
    Z Eigentlich nicht. Sie waren sehr beschäftigt. Sie hatten ja das kleine Kind und so.
    VL Hatten die Thorpes regelmäßig Besuch?
    Z Ist mir nicht aufgefallen. Es kamen schon mal Leute vom Labor, mit denen Lewis befreundet war. Ich glaube, sie kamen manchmal zu einer Dinnerparty. Nachdem die Kleine geboren war, waren die Großeltern einige Male zu Besuch. So was in der Art.
    VL Wie haben die Thorpes auf Sie gewirkt?
    Z Wie meinen Sie das?
    VL Als Nachbarn, als Ehepaar. Wie wirkten sie da?
    Z Sie waren immer sehr freundlich.
    VL Haben Sie je irgendwelche Probleme mitbekommen? Auseinandersetzungen, lauten Streit; irgendwas in dieser Art?
    Z Nein, nie.
    VL Hatten die Thorpes je irgendwelche Schwierigkeiten, die Sie mitbekommen haben? Vielleicht Geldsorgen?
    Z Nein, nicht dass ich wüsste. Wir haben, wie schon gesagt, eigentlich nie viel Zeit miteinander verbracht. Sie waren immer sehr freundlich, sehr glücklich. Ich glaube, ich habe noch nie ein glücklicheres Ehepaar gesehen.
    VL Aus welchem genauen Grund sind Sie an diesem Morgen zu den Thorpes hinübergegangen?
    Z Die Kleine.
    VL Bitte?
    Z Die Kleine. Sie hat geweint und wollte einfach nicht aufhören. Ich dachte, vielleicht ist etwas passiert.
    VL Beschreiben Sie bitte für die Aufzeichnung, was Sie vorgefunden haben.
    Z Ich ... Ich bin durch die Küchentür rein. Die Kleine war da.
    VL In der Küche?
    Z Nein, im Korridor. Im Korridor, der vom Esszimmer wegführt.
    VL Mrs. Bowman, bitte beschreiben Sie alles, was Sie gehört und gesehen haben. In allen Einzelheiten, bitte.
    Z Also, ich sah das Kind vor mir, hinter der Küche. Es schrie und war ganz rot im Gesicht. Es waren zwar keine Lampen an, aber es war ein strahlender Morgen. Ich habe alles ganz deutlich gesehen. Da spielte irgendeine Oper.
    VL Wo spielte die?
    Z Auf der Stereoanlage. Aber das Kind schrie so laut. Ich konnte kaum einen Gedanken fassen. Also bin ich losgegangen, um es zu beruhigen. Dann kam das Wohnzimmer in mein Blickfeld. Und dann habe ich gesehen ... Oh, Gott ...
     
    [VERHÖRPAUSE]
     
    VL Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen, Mrs. Bowman. Da, neben Ihnen, auf dem Tisch, sind Taschentücher.
     
    Lash legte die Niederschrift beiseite. Er brauchte nicht noch mehr zu lesen: Er wusste genau, was Maureen Bowman gesehen hatte.
    Ich glaube, ich habe noch nie ein glücklicheres Ehepaar gesehen.
    Es war fast Wort für Wort das Gleiche, was Lindsay Thorpes Vater ihm mit seinem traurigen, leeren Blick in dem Restaurant in New London erzählt hatte. Das Gleiche, was seither jedermann aussagte.
    Was war bei diesem Ehepaar schief gelaufen? Was war passiert?
    Lashs Erfahrungen in Sachen Pathologie entstammten zwei höchst unterschiedlichen Zeiträumen: Zuerst war er als forensischer Psychologe beim FBI tätig gewesen und hatte die Auswirkungen von Gewalt studiert. Später hatte er als Fachmann in seiner Privatpraxis mit Menschen gearbeitet, um dafür zu sorgen, dass Gewalt nie eine notwendige Alternative darstellte. Er hatte schwer geackert, um diese beiden Welten voneinander getrennt zu halten. Doch in diesem Haus spürte er, wie sie sich einander annäherten.
    Sein Blick fiel auf den anderen Umschlag, auf dem »Eigentum von Eden Inc.« und »Vertraulich« stand. Er wickelte den Siegelfaden auf und öffnete die Lasche. Der Umschlag enthielt zwei nicht etikettierte Videobänder. Lash nahm sie heraus und wog sie kurz in den Händen. Dann stand er auf und begab sich zum Fernseher. Er schaltete ihn an und legte eines der Bänder in den Videorecorder.
    Auf dem schwarzen Bildschirm wurde ein Datum sichtbar, dem eine lange Zahlenkolonne folgte. Dann tauchte plötzlich ein überlebensgroßes, gut aussehendes Gesicht auf: brünettes Haar, haselnussbraune Augen, deren Blick einen durchdrang. Es war Lewis Thorpe, und er lächelte.
    Der erste Schritt vor einer Bewerbung bei
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