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Eden

Titel: Eden
Autoren: Tony Mochinski
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geflüchtet. Er kiffte Tag und Nacht, soff wie ein Loch und brachte sich nach Meinung der meisten ganz langsam selbst um. All das hatte Julie ihm erzählt.
    Um ihn herum fiel Neuschnee vom Himmel. Bis zum Morgen würde von seinen Fußspuren nichts mehr zu sehen sein.
    Buddy erreichte Diaz’ Haus und ging geradewegs hoch zur Eingangstür. Soweit er feststellen konnte, brannte nirgends im Haus Licht. Er richtete die schallgedämpfte Pistole auf den Türknauf, aber dann überlegte er es sich anders. Er packte den Knauf und drehte. Die Türe schwang auf.
    Er ging hinein und drückte die Tür hinter sich zu, aber nicht ins Schloss. Der Flur war still und dunkel. Er ging ins Wohnzimmer. Es wirkte, als hätte es schon länger niemand mehr benutzt. Diaz war vermutlich oben in seinem Zimmer.
    Dass die Haustür nicht verriegelt war, konnte ein Warnzeichen sein. Möglicherweise erwartete Diaz ihn. Er hatte Buddy bei Mickey stehen und Julie folgen sehen. Ganz gleich wie zugedröhnt er war, es musste ihm klar sein, dass sie mit Buddy reden würden.
    Falls es eine Falle war und Diaz irgendwo im Haus lauerte, wünschte Buddy sich, er würde endlich zuschlagen. Er war voller Zorn.
    »Hallo, Buddy.«
    Diaz wirkte nicht überrascht. Er lag im ersten Stock auf seinem Bett, in Boxershorts auf der Decke, als hätte er schon eine Ewigkeit auf diesen Moment gewartet. Diaz hatte eine fette Wampe und ein Mehrfachkinn, das er seit Tagen nicht rasiert hatte. Auf seinem Gesicht und in seinen Augen lag ein träger, resignierter Ausdruck.
    Neben dem Bett auf den Möbeln brannten Kerzen. Ein Sturmgewehr lehnte an der Zimmerwand, zu weit entfernt, um es vom Bett aus zu erreichen. Der Dominikaner machte nicht den Eindruck, als hätte er vor, es irgendwann in der nächsten Zeit zu holen.
    Diaz nahm einen Zug aus seiner Tüte, inhalierte tief und hielt den Rauch in der Lunge. Dann atmete er aus. Er musterte die auf ihn gerichtete Waffe träge.
    »Willst du auch mal?« Diaz bot ihm den Joint ab. Buddy stand nur da.
    »Ich weiß, warum du hier bist, Buddy.«
    Das Haus knackte in der Kälte.
    »Komm schon, Mann, sag irgendwas«, bettelte Diaz lahm. »Du machst mir Angst, Mann.«
    Buddy überlegte, ob er die Pistole oder das Messer benutzen sollte.
    »Du hast keine Angst davor zu sterben, oder?«, fragte er mit giftiger Stimme.
    »Wieso auch?« Diaz streckte die Arme in einer Geste aus, die weit mehr einschloss als nur sein Zimmer. »Das ist kein Leben, was wir hier haben, Mann.«
    Die Tüte brannte herunter, während sie einander ansahen. Buddy verächtlich, Diaz lustlos.
    »Wir haben nicht geglaubt, dass du jemals zurückkommst, Mann. Ich habe es Mickey erzählt, weil ich darauf gehofft habe, dass du kommen wirst, dass du mir den Gefallen tust.«
    Diaz nahm einen letzten Zug an seinem Joint, hielt den Rauch ein, solange er konnte.
    »Ich will einfach nur zu Shannon, Mann«, seufzte er fast im Selbstgespräch.
    Buddy trat ans Bett und streckte den Arm mit der Waffe aus.
    »Soll ich nach meinem Gewehr greifen, damit es dir leichter fällt?«, fragte Diaz müde.
    »Fick dich ins Knie. Ich brauche keine Entschuldigung.«
    »Nur eine Bitte …« Einen Augenblick kam Leben in Diaz. Er hievte sich auf die Unterarme, und seine Wampe schwappte über den Bund der Shorts. »Nicht ins Gesicht, okay?«
    Buddy drückte ab, und Blut spritzte aus einem Loch neben Diaz’ Nabel. Diaz sah ungläubig hinab. Blut spritzte ihm übers Gesicht, als ein zweiter und ein dritter Schuss in seinem Bauch und seiner Brust einschlugen. Er fiel nach hinten und starrte kurzatmig zur Decke.
    Der Raum war still bis auf die Musik, die aus der iPod-Dockingstation neben dem Bett drang.
    Buddy ging hinüber und drückte den Schalldämpfer zwischen Diaz’ Augen. Sie traten vor …
    »Geht klar.«
    … und Buddy drückte ab, bis das Magazin leer war und die Pistole nur noch knackte.
    Er wischte mit Diaz’ Decke das Blut vom Schalldämpfer und von seinen Händen. Dann lud er die Waffe nach und ging durch das Zimmer, um die Kerzen auszupusten. Er hatte seine innere Ruhe wieder, und es gab keinen Grund, sie brennen zu lassen. Eine hätte umfallen und ganz Eden in Brand setzen können.
    Die Straße war menschenleer und still. Er bewegte sich schnell. Ein Gefühl der Erleichterung erfüllte ihn.
    »Buddy«, zischte eine Stimme, aber es war Bear, und Buddy erschrak nicht. Bear tauchte lautlos neben ihm auf, die Kettensäge umgedreht auf den mächtigen Rücken geschnallt. Julie, Gwen und Mickey
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