Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eden

Titel: Eden
Autoren: Tony Mochinski
Vom Netzwerk:
tat er nicht.
    »Okay«, sagte er mit zugeschnürter Kehle.
    »Buddy«, fragte Fred Turner, der Einzige, der noch bei ihnen stand. »Was ist mit den anderen?«
    »Wir haben es alle geschafft«, antwortete Buddy, während er sich in Eden umschaute. Es war alles noch so, wie er es in Erinnerung hatte. Die einzigen Veränderungen lagen an der Jahreszeit: Hügel aus geräumtem, schmutzigem Schnee.
    »Außer Sal«, fügte er leise hinzu, und suchte nach dessen Frau. »Wo ist sie?«
    »Camille hat es auch nicht geschafft«, erklärte Mickey.
    »Scheiße«, flüsterte Buddy, aber in gewisser Weise erleichterte es ihn. Er hatte sich ganz und gar nicht darauf gefreut, Bianacullis Witwe vom Schicksal ihres Gatten berichten zu müssen. Er hatte den anderen so viel zu erzählen, aber erst musste er herausfinden, was aus Harris und Bobby geworden war. Mickey fasste ihn am Arm. »Setzen wir uns irgendwo hin und reden.«
    »Gib mir noch’ne Minute.« Buddy wischte seine Hand fort und folgte Julie.
    »Julie. Julie!«
    Sie blickte sich zu ihm um und winkte schwach. Dann verschwand sie im Haus. Er sah ihr an, dass sie geweint hatte. Buddy schluckte und wusste, Harris war tot. Er sah hoch und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass jemand – war das Diaz? – ihn aus einem Fenster anstarrte. Aber sobald er hinüberschaute, zog der Kerl sich zurück.
    Buddy klopfte nicht. Er ging in Harris’ Haus und fand Julie auf der Couch.
    »Julie.«
    »Hallo, Buddy.« Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Nase.
    Als Julie aufstand, sah Buddy, dass ihr Bauch sich wölbte, obwohl sie immer noch schlank war.
    »Darf ich?«, fragte er.
    »Sicher«, sagte sie, ohne ihm in die Augen zu blicken.
    Er kniete sich hin, streckte den Arm aus und legte ihr eine große Pranke auf den Bauch. Stellte sich die Wärme unter dem Pullover vor, das neue Leben.
    »Gut gemacht, Harris«, flüsterte er.
    Julie fiel auf die Knie und heulte. Buddy hielt sie und spürte, dass ihm selbst die Tränen kamen. Er ließ es zu, und sie weinten gemeinsam.
    Nach einer Weile legte er die Hand noch einmal auf Julies Bauch und fühlte einen leisen Tritt. Er lächelte durch die Tränen.
    »Ja, Harris, du hast’s drauf.«
    Es war spät am Abend, als Buddy das Haus verließ, in dem Julie jetzt allein wohnte.
    Der Vollmond stand am Himmel, und es schneite. Ohne den Gestank und das Heulen der Untoten wäre es eine wunderschöne Winternacht gewesen.
    Die Pläne waren fertig. Alle, die Bescheid wissen mussten, waren informiert und warteten schon. Sie würden an einen besseren Ort aufbrechen, einen Ort, den Buddy und die anderen für sie gefunden hatten. Einen Ort, den Sal Bianaculli noch gesehen hatte, bevor er starb. Sein letzter Wunsch war gewesen, dass Camille dort ihren Lebensabend verbringen konnte.
    Diejenigen, die es nicht zu wissen brauchten, deren Schicksal Buddy am Arsch vorbeiging, wussten von nichts. Sie würden am kommenden Morgen aufwachen und feststellen, dass ein paar Leute mehr verschwunden waren. Sie würden ihre Tage weiter in Eden fristen, von ihren Vorräten leben, im Frühjahr die nächste magere Ernte einbringen und durchhalten, so gut es eben ging.
    Ohne die Satteltaschen bewegte Buddy sich schnell und leise. Er trug schwarze Jeans, schwarze Kampfstiefel und einen schwarzen Rollkragenpullover über einem langärmeligen schwarzen T-Shirt. Seine einzigen Waffen waren die schallgedämpfte 9mm-Pistole in der rechten Hand und das Messer in der Scheide an der linken Wade.
    Er glitt durch die Nacht wie ein Geist. Fred Turner, der auf der Mauer Wache stand, schien nichts davon zu bemerken, als Buddy hinter ihm die Straße überquerte. In den Häusern schliefen die meisten, nur durch ein oder zwei Vorhänge schimmerte schwaches Licht.
    Buddy war nicht mehr der Mann, der er einmal gewesen war. Er war ein besserer Mensch geworden, aber er wusste, dass noch genug von seinem alten Selbst in ihm steckte, um sich weder von Fred Turner noch von irgendjemanden sonst in Eden daran hindern zu lassen, was er sich vorgenommen hatte. Mit den meisten hier in Eden hatte er keinen Streit, aber heute Nacht würde er nicht zögern, jeden von ihnen oder sie allesamt umzubringen, falls es nötig wurde. Falls sie sich ihm in den Weg stellten, während er das Richtige tat.
    Ganz ähnlich wie Fred nach Johns Tod war Diaz seit Shannons Ende auf dem absteigenden Ast. Aber während der alte Turner nur mit glasigem Blick und schweigend ins Leere starrte, hatte Diaz sich in die Droge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher