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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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geschuckelt wird. Kichernde Schulmädchen geben sich die surrenden kleinen Geräte wie Hamster im Zooladen in die Hand, und eine ganz verwegene scharfe Mutti trägt mit hochroten Bäckchen Nippelklemmen mit Federverzierung zur Kasse, als wollte sie damit zu Hause die berühmte Tanznummer aus Loriots
Ödipussi
zum Besten geben («Meine Schwes-ter heißt Po-ly-es-ter   …»). Überhaupt Plastik. Passend zu dem Barbie-und-Ken-tun-es-Ambiente ist auch das Sortiment. Vibratoren in Dödelform, hautfarben und geädert mit «realistischer» Eichel und dick wie eine Kochwurst waren gestern. Heute besorgt frau es sich mit kleinen ergonomisch nach dem Kitzler geformten Kieselsteinen, die man da beilegt, wo es am schönsten ist. Finesse statt Ficken. Ganz humorvolle Masturbationsmaiden bevorzugen Vibratoren in Form eines Maulwurfs. Wer bitte will schon von engerlingfressenden Gartenparasiten gepoppt werden? Aber er lächelt freundlich und, ja, ein bisschen verschmitzt, dieser Maulwurf, genauso wie die Verkäuferin. Und da liegt auch das Problem. Sex ist nicht freundlich verschmitzt, sondern, siehe oben, eine schmutzige Sache. Die Idee dieser Kaufhaus-Lustgrotten ist an sich nett: Kommt die Frau nicht zum Sex, kommt der Sex zur Frau. Zwischen Ballettschlüppcheneinkauf für dieKleinste und dem Geburtstagsgeschenk für Tante Hilde springt Mutti schnell mal in die bunte Welt der multiplen Badeschaumfreuden und verlässt umso befriedigter den Einkaufstempel.
    Mich würde allerdings nichts, wirklich nichts, in der Welt dazu bringen, dort einzukaufen. Erstens bin ich nicht wirklich scharf darauf, mit meiner Nachbarin, meiner Trainerin von der Rückenschule oder wen ich da sonst noch so treffe die Vorzüge des neuen Turbodildos zu diskutieren. Zweitens geht in diesem Ambiente zwischen Billigfriseur, Jeansdepot und Kochtöpfen jeder Rest von Prickeln verloren. Ein bisschen verwegen möchte man sich doch vorkommen. Klar, es ist toll, dass wir alle so wahnsinnig aufgeklärt, abgeklärt und routiniert über unsere Körperöffnungen reden. Aber spannender ist es schon, wenn ein bisschen Rotlichtmilieu dazukommt.
    O Gaby, Mutter aller Klebrigkeit, zieh dir die Haut hinter die Ohren, breite die neuesten Freudenspender aus und mach ein Käffchen, ich komme!

Sind wir nicht alle ein bisschen Kleo?
    Männer sind ja generell ein Geschenk an die Menschheit. Glauben sie zumindest. Wenn ein Mann in den Spiegel sieht, hört er augenblicklich wahlweise die ersten Takte von «Freude schöner Götterfunken» oder «I’m too sexy». Alle Spuren seines wundersamen Wandelns auf Erden versteht er als kostbare Hinterlassenschaft, auch die ausrasierten Nasenhaare im Waschbecken, den Zahnpastarotz auf dem Badezimmerspiegel oder das gebrauchte Kondom im Biomüll (wo es trotz des Geruchs nach verrottenden Eingeweiden nicht hingehört). Aber manchmal muss mann eben doch etwas besorgen, das sich in Geschenkpapier wickeln und formvollendet überreichen lässt. Es drohen Feiertage aller Art: Geburtstage, Valentinstage, Jahrestage, Kennenlerntage, dazu Entschuldigungen und natürlich Bagger- und Überredungsaktionen.
    Damit ist der Mann herausgefordert, denn das Wichtigste, das Allerwichtigste bei einem Geschenk ist mitnichten der Preis, obwohl das uns Frauen immer vorgehalten wird (und obwohl es den meisten Geschenkideen tatsächlich guttut, wenn man ein paar Euro mehr investiert), sondern dass er sich dabei Gedanken gemacht hat. Liebe Männer, rechnet schon mal mit der Frage, warum ihr ausgerechnet
das
gekauft habt. Frauen hören auch gerne die Entstehungsgeschichte eines Geschenks. Frauen wollen wissen, was überlegt und wieder verworfen wurde, wo danach gesucht wurde, wie es schließlich zum entscheidenden Hinweis kam. Deshalb niemals, aber wirklichniemals, fertig gebundene Blumensträuße kaufen, die in Läden in großen Eimern herumstehen, und auch keine Pralinenpackungen, auf denen bereits «You are so sweet» steht. Frauen wollen keine Instant-Präsente, sondern unter Qualen und Einsatz des eigenen Lebens exklusiv für sie erlegte Mammuts. Besonders schön sind auch Geschenke, die mit Aktionen verbunden sind, z.   B. ein Designerbademantel zusammen mit einem Gutschein für ein gemeinsames Bad im Whirlpool. Oder ein Körbchen voller Aphrodisiaka und seinem Handy, das sie für ein ganzes langes Wochenende abschalten darf. Oder ein Sklavenhalsband für ihn mit dem Versprechen, es in einem schönen Hotelzimmer ununterbrochen zu tragen – nackt
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