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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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ausrief und sich aus dem Staub machte (wahrscheinlich, um sich kathartischer Geißelung hinzugeben). Und erst diese Entjungferungsorgie. Himmel, was für ein Hantier! Kaum zu glauben, dass nach so vielen vorbereitenden Gesprächen mit sämtlichen Freundinnen schließlich nur zweieinhalb Minuten und die berühmtesten drei Worte der Bettgeschichte übrig blieben: «War’s das jetzt?» Offensichtlich, denn der glückliche Erste lag auf mir wie ein erschossener Grizzly, und er grunzte und roch auch so ähnlich. Als das erst mal geschafft war, eröffnete sich endlich ein breites Feld zum Experimentieren, und wie im Chemie-Unterricht waren die Pannen eigentlich immer das Lustigste. Es hat schon was, zu sehen, wie ein Mann in einem Hotel nackt auf dem Boden kniet, um einen Spermafleck auf dem Rauputz trocken zu föhnen, den er verursacht hat, als er sein Kondom zugeknotet hinter sich gegen die Wand warf. Auch ein Ikea-Möbel unter lautem Getöse zu zervögeln gehört zum Standard (nicht umsonst gibt es ein Ikea-Hochbett, das «Gutvik» heißt   …). Eher was für Fortgeschrittene war dagegen der Nachmittag, an dem potenzielle Schwiegereltern zum Kaffee kamen und der Kater die am Vorabend gekauften Liebeskugeln ins Wohnzimmer tüllte. Dabei hatten die sich noch nicht einmalals besonders lustvoll erwiesen, denn man spürt sie eigentlich nur, wenn man die Knie leicht beugt und den Hintern wespenartig schwingt, worauf ein zartes Klöngeln aus Richtung Uterus ertönt, sodass vom Gebrauch in der Öffentlichkeit eher abzuraten ist. Aber insgesamt hat sich doch alles ganz gut eingespielt. Man weiß, wofür der magische Punkt zwischen Hintertürchen und Hodensack beim Mann gut ist (um durch sanften Druck die Ejakulation zu verzögern) und wie man ein Kondom mit dem Mund abrollt (ohne Zahnkontakt!). Vielleicht wird man nicht mehr beim Anblick von Barbarella-Comics geil. Und auch in der U-Bahn während der Rushhour gegen einen fremden Männerrücken gepresst zu werden lässt mein Höschen nicht mehr feucht werden. Aber wenn es dann dazu kommt, wenn man weder Migräne hat noch Vorstandssitzung, wenn die Pille richtig eingepegelt ist und der Mann überzeugt, dass eine Intimrasur nicht tuntig ist, wenn es also im reifen Alter von gut dreißig zum Sex kommt, dann weiß man auch, was man tut und dass der Partner nicht vor Leidenschaft schreit, sondern aus Verzweiflung, wenn sein Eichelfädchen bei der Fellatio im Zungenpiercing klemmt. Und so kann man als erfahrene, eingespielte, liebeshungrige Partnerin die Jahre, bis der Sex durch Ischias und Bluthochdruck wieder problematischer wird, in Frieden genießen.

Nicht schon wieder Zwerge
    Es gibt Dinge, die sind immer wieder schön: schnurrende Katzen, belgische Borkenschokoladen-Trüffel oder ein gegenseitiger Chamäleon-Zungen-Wettbewerb bei der 69 zum Beispiel. Anfangs kann man gar nicht genug bekommen. Aber alles, was so schön anfängt, kennt man irgendwann, und nach einer Phase der angenehm bequemen Vertrautheit rückt sie dann an wie das unvermeidliche Putzkommando eines Pornokinos im Morgengrauen: die Langeweile. Jeder noch so attraktive, noch so heiße, noch so geliebte Mensch wird irgendwann öde, und jeder noch so heiße, noch so wunderbare Sex verwandelt sich irgendwann in ein zähes, graues Gähnen. Das ist ein Naturgesetz. So steht es in allen Illustrierten, also muss es ja wahr sein. Ich bin ein friedliebender, optimistischer Mensch, aber ich kann kaum beschreiben, wie dermaßen nervig ich diese Leier finde. «Liebe Briefkastentante, mein Ehemann hat im Bett die Leidenschaft eines plattgefahrenen Waschbären», «10   Tipps, damit die Liebe auch im kritischen dritten Jahr noch heiß wie Frittierfett bleibt», «Lieber Dr.   Sommer, gibt es ein Leben nach dem Kamasutra?» Dass Liebe zwangsläufig fad wird und dass man dann die Anstrengung eines Iron-Man-Kampfes investieren muss, um sie wieder auf Hochtouren zu bringen, ist ein Mythos, groß wie King Kong und mindestens ebenso hässlich. Sieht man ihn sich einmal näher an, entdeckt man schnell, wie perfide er funktioniert. 1.   Phase: allen, die noch nicht glücklich liiert sind, einreden, nur das Unbekannte sei spannendund nur die Überraschung das große Glück. Das erste Mal, egal wobei, ist der Höhepunkt, danach geht es nur noch bergab. 2.   Phase: glücklichen Menschen einreden, dass die Leidenschaft vergehen muss. Zwangsläufig. Weil das eben so ist. 3.   Phase: krampfhafte Wiederbelebungsmaßnahmen einer
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