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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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nicht immer in unsere Gesichter! Falls, und das ist jetzt ein ganz privater, verzweifelter Aufruf an die ganze Nation da draußen, falls also jemand von euch so einen Film kennt: Mailt! mich! an!

Nichts zu meckern!
    Ich wusste, dass in dieser Welt etwas richtig schiefläuft, als ich Johannes B.   Kerner in seiner Talkshow ein Gerät vorführen sah, das den Orgasmus-Schwierigkeiten von Frauen auf den Grund gehen soll. Milde süffisant lächelnd stand er an einer Apparatur, die aussah wie eine Mischung aus Hightech-Heckenschere und Flipperautomat und ließ sich von einem ebenfalls etwas süffisant lächelnden Arzt erklären, wie man den dildoartigen Fortsatz in die Patientin einführen könne, um dann auf dem Bildschirm ihre inwendigen Muskelaktivitäten nachzumessen. Also wenn ich es unter der Aufsicht eines Arztes mit einem Flipperautomaten treiben muss, geht mir auch keiner ab. Was mich an dieser Vorführung so in Rage brachte, war aber weniger die Tatsache, dass es eine Medizin für Frauen mit Orgasmusproblemen gibt (das ist sicherlich gut und hilfreich). Richtig ätzend fand ich die Art, wie die beiden angegrauten Herren über diese Frauen redeten. Und völlig unerträglich wurde das Ganze durch eine esoterisch daherorakelnde Beziehungs-Autorin, die die üblichen Platituden von sich gab, à la, wie geheimnisvoll das weibliche Empfinden doch sei und dass Orgasmen beim Miteinander gar keine so große Rolle spielten. Spätestens an dieser Stelle war mir klar: Es ist an der Zeit, einmal ein paar grundlegende Dinge zu sagen. Erstens: Beziehungs-Autorinnen und Sex-Autorinnen sind keine Kolleginnen. Die einen schreiben über das, was Spaß macht und wie es Spaß macht. Die anderen schreiben über Probleme und wie man amproblematischsten Probleme problematisiert. Zweitens: Ein Moderator, dessen erotischstes Kapital seine hockeyspielende Gattin ist, sollte nicht darüber philosophieren, was sich in Vaginen abspielt. Und drittens: Ein weiblicher Orgasmus ist nicht an sich ein Problem! Die Frau ist kein behindertes Mangelwesen, das ständiger Betreuung und Korrektur bedarf! Ich hasse es, wenn Frauen als verunglückte Männer dargestellt werden, deren Orgasmus ein größeres Krisengebiet ist als der Nahost-Konflikt. Ein für alle Mal: Sex ohne Orgasmus ist für Frauen genauso wie Sex ohne Orgasmus für Männer. Bestenfalls nett gemeint und kuschelig. Keinesfalls geil. Keinesfalls befriedigend. Keinesfalls ausreichend. Eine Frau, die euch erzählt, es käme ihr nicht so sehr auf Orgasmen an, meint damit in Wirklichkeit: «Ich glaube nicht, dass du es jemals bringen wirst, aber weil ich dich mag und nicht will, dass du am Leben verzweifelst, stelle ich meine Bedürfnisse zurück.» Ein tolles Konzept, wenn man Mutter Teresa   II. werden will. Orgasmen sind für uns Frauen keine Nebensache. Unsere dauern länger als eure, und wir können mehrere nacheinander haben. Dabei hat sich die Natur doch was gedacht.
    Natürlich gibt es Frauen, die organische oder psychische Schwierigkeiten beim Sex haben, genauso, wie es impotente Männer gibt. Wenn eine Frau etwas Demütigendes erlebt hat, wenn sie abgelenkt ist, weil nebenan das Kind schreit, die Schwiegermutter stirbt oder der Postbote klingelt, wenn man sich gerade gestritten hat oder die Stimmung unfreundlich und rücksichtslos ist, wenn sie sich in jemand anderen verliebt hat oder nach einer Geburt oder Operation mit körperlichen Beschwerden kämpft, dann ist das etwas anderes. Aber einekörperlich und psychisch gesunde, gutgelaunte, erregte Frau hat keine Orgasmusprobleme. Es sei denn: Der sie begattende Mann stellt sich linkischer an als der Bärenmarken-Bär. Alles andere ist patriarchalischer Bullshit, der verbreitet wird, um Frauen einzureden, sie seien sexuell minderwertig und behandlungsbedürftig. Allerdings sind wir Frauen an dieser Behindertenpolitik nicht ganz unschuldig. Solange wir verbreiten, dass Kuscheln viel wichtiger ist als Orgasmen, und vor allem, solange wir im Bett lügen, uns winden und stöhnen, als läge Keanu Reeves persönlich auf uns, wird sich an alldem nichts ändern. Deshalb gibt es zwei Dinge, die Mädels tun sollten: erstens masturbieren, als wollten sie demnächst den Porno-Oscar bekommen. Denn nur, wenn sie selbst ihre beste Befriedigerin sind, können sie auch ihre Männer zu solchen ausbilden. Und zweitens: nie wieder im Bett lügen. Es hat einen Grund, wenn Frauen nicht kommen, und der liegt nicht im großen kosmischen Mysterium verborgen,
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