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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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meiner medium gegrillten Niere hat als an meinen erogenen Zonen? Weiß ich, ob aus dem scherzhaft abgesprochenen Menu Französisch-A-tergo-Ölmassage nicht doch eine Drei-Minuten-Besteigung wird oder eine peitschenschwingende Natursektnummer?
    Wie also bekommt frau den Sex, den sie haben will, ohne anschließend den Mann, der dazugehört, als emotionalen Pflegefall am Hals zu haben?
    Eine Möglichkeit wäre natürlich ein Callboy. Aber machen wir uns nichts vor. Richard Gere als Luxusgigolo in
Ein Mann für gewisse Stunden
ist schon eher eine Ausnahme. Wer diesen Job macht, ist aus welchen Gründen auch immer unfähig für einen anderen. Auf dem Foto im Katalog sah der bestellte Stecher ja vielleicht noch ganz nett aus, aber wenn er dann vor einem steht, ist er behaart wie ein Gorilla und müffelt, als hätte er in Brontosaurierblut gebadet.
    Eine sehr angenehme und sichere Alternative ist dagegen der berühmte Fickfreund. Er stellt keine Ansprüche und hat an einer Beziehung kein Interesse. Er verlangt keine Glückwunschkarte zum Geburtstag und ruft abends nicht an und sagt schleimige Sachen wie: «Leg du zuerst auf.» Man trifft sich alle paar Monate, geht nett einen trinken und anschließend in die Kiste. Leider verliebt sich irgendwann doch einer von beiden, und danngeht das Elend los. Außerdem muss man ja auch vor einem Freund irgendwie das Gesicht wahren, selbst, wenn man gerade in Straps-Corsage vor ihm im Kopfstand an der Wand steht und «Fick mich, du Tier» schreit.
    Was mache ich also, wenn ich mal etwas möchte, von dem ich mir nicht sicher bin, ob der gute alte Fickfreund dafür auch Verständnis hat?
    Dieses Problem erübrigt sich in Swingerclubs, schließlich wollen alle, die da sind, besseren oder anderen Sex als zu Hause. Als allein vögelnde Dame ist man in Clubs sehr beliebt, denn der Männerüberschuss ist oft gewaltig. Leider sind ebenso oft die vegetarischen Frühlingsröllchen am Büfett wesentlich erotischer als die anwesenden Swinger. In Tigerslip und Socken stehen sie an der Bar, heißen Heinz oder Rüdiger und versuchen möglichst lässig auszusehen, während ihre Gattinnen auf Barhockern sitzend den Bauch unterm Kaufhausmieder einziehen und versuchen, möglichst verwegen auszusehen. Wenn der Abend spät wird und die Pärchen an der Bar zunehmend verzweifelt, beginnt das große Resteficken. Da nimmt man dann auch den Proll mit dem Seehundschnauzer und die leicht dellige Rückseite der viel zu laut lachenden Brigitte aus Oer-Erkenschwick. Zumindest ist ein Swingerclub ein geschützter Bereich. Die Gefahr, zu irgendetwas gezwungen zu werden, ist nachts in jeder kleinststädtischen Fußgängerzone größer. Was mich an diesen Unternehmen nur so abschreckt, ist das Knösige, Provinzielle. Ich hasse Fototapeten schon beim normalen Wohnen. Und auch, wenn ich davor mit Dieter aus Bottrop im Whirlpool sitze und über die besten Techniken, eine Muschi zu lecken, diskutiere, erotisiert mich der weichgezeichnete Sonnenuntergang nicht wirklich.Und diese Spielwiesen: plüschbezogene, kreischbunte Höhlen, Schaukeln und Kämmerchen. Wie ein obszönes Kinderparadies im Möbelhaus oder wie diese Erlebnisrutschen vor Fastfoodketten. «McFick, hallo? Wünschen Sie Ihren Bums mit Spanner oder ohne?»
    Aus der Not geboren, heiß und feucht und kein ordentlicher Kerl in Sicht, die Batterien im Vibrator altersschwach und zu spät, um nochmal loszuziehen, mache ich mir Gedanken, was eigentlich die eierlegende Wollmilchsau für sachlichen Sex wäre. Und ich denke an meine Freundinnen, die ihre spärliche Freizeit regelmäßig in Kosmetik, Pediküre, Shiatsu-Massage oder Einzelyoga investieren, um später beseelt lächelnd in ihr trautes Heim zurückzukehren. Was für Männer seit Jahrhunderten der Puff ist, ist für Frauen der Wellness-Bereich. Man wird in sauberem, nettem Ambiente nach genau abgesprochenen Grenzen zielsicher und professionell angefasst. Das hat mit Muskelverspannung eigentlich nichts zu tun, das ist Sex. Man liegt da, muss sich weder um die Bedürfnisse des anderen kümmern noch darum, ob er meine Oberschenkel attraktiv findet, denn er wird dafür bezahlt, nett und effektiv zu sein. Wenn man das weiter ausspinnt, liegt die Lösung eigentlich auf der Hand: ein Frauenbordell. Keins mit «Hey, Süße, magste mal meinen kleinen Willy sehen?», keins mit Bar und schmierigen Jacuzzis, sondern eine luxuriöse Wellness-Oase der feinsten Art. Entspannungsmassagen bei gedimmtem Licht, mit kostbaren Ölen
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