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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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interessiert mich kein figurfreundliches Untenliegen, und ich beschäftige mich auch nicht mit der Frage, ob die Sonnenbank wohl wieder diesen albernen Schmetterling zwischen Pofalte und Oberschenkel hingezaubert hat. Aber jenseits von fröhlichem Gevögel und feurigem Geficke behalte ich meine Körperfunktionen wirklich gerne für mich. Ich wechsle keine Tampons in der Anwesenheit meines Partners, enthaare mir nicht die Pospalte beim Fernsehen im Wohnzimmer und kläre ihn auch nicht über Form und Konsistenz meiner Hinterlassenschaft in der Kloschüssel auf. Während es bei Männern häufig Vollzugsmeldungen sind, wie toll sie diese Frau gepimpert haben oder wie groß das Ei war, dass sie drüben hinterm Busch gelegt haben, ist bei Frauen das Schlimmste diese totale Enthemmung unter dem Einfluss von Schwangerschaftshormonen.
    Mädels?
    Ist da bei euch noch mehr geplatzt als nur die Fruchtblase? Dinge wie Dammschnitt, Milcheinschuss oder Pilzinfektionen sind mitnichten anregende Konversationsthemen. Eine Freundin von mir (Marketingleiterin, Hobbyklarinettistin, Mitte dreißig) holte neulich beim Essen mit Freunden eine durch die allerjüngste Fortpflanzung wirklich beeindruckend gewachsene Brust hervor – und spritzte kichernd über den gesamten Esstisch, um zu demonstrieren, wie viel Power hinter der Muttermilch steckt. Ich glaube, ich muss ihr mal jemanden vorstellen, denn seit diesem Abend ist sie solo. Den Andi von nebenan. Könnte passen.

Wie entsorge ich einen Mann?
    Der Sex war okay. Nur zweimal habe ich dem Typen sagen müssen, dass ich die Klitoris gerne von unten gekitzelt bekomme, und die Verhandlungen, ob das Sperma geschluckt werden muss oder nicht, liefen auch zivilisiert und höflich ab. Er duschte vorher kommentarlos und verkniff sich auch jeden dummen Spruch über Oberschenkeldellen. Hinterher hat er sogar freiwillig noch ein bisschen was gesprochen und die romantische Nase-ins-Haar-und-Duft-gelobt-Nummer gegeben. Jetzt schläft er neben mir und schnarcht nicht mal. Trotzdem: Er stört. Ich kenne seinen Nachnamen nicht, und der interessiert mich nach sexuellem Vollzug genauso wenig wie seine Zahnarztakte. One-Night-Stand-Bekanntschaften sind wie Bela Lugosi als Dracula: Im Halbdunkeln sind sie am attraktivsten, das Gebissenwerden ist mitunter durchaus ekstatisch, aber im ersten Morgenlicht muss er weg. Zurück in seinen Sarg oder wo er sonst zu Hause ist, sonst zerbröselt er vor meinen Augen zu einer halbverrotteten Zombie-Mumie, die man wie den Fluch des Pharaos nie wieder loswird. Nach Phase eins (anpeilen) und Phase zwei (abschießen) kommt jetzt also Phase drei: entsorgen. Schnell, effektiv, ohne Gegreine und Diskussion. Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, dem Happy-Hour-Stecher den Ellenbogen in die Seite zu rammen und im Dunkeln panisch zu flüstern: «Vorsicht! Das Terrarium ist offen. Roll dich nicht auf meine Vogelspinnen! Maria und Margot fremdeln gerade etwas!» Und dann muss man ganz leise flöten und ihm nett erklären, das sei derPaarungslaut, und ich müsste sie immerhin wieder einsammeln. Sehr schön ist auch die Variante, ihn so lange anzupusten, bis er hinaufdämmert, und dann zu flüstern: «Ach, ich bin ja so glücklich. Und Mama wird sich auch freuen, wenn sie dich gleich kennenlernt. Ich habe sofort gewusst, dass du der Richtige bist. Lass uns doch mit ihr zu Opa Werner ins Heim fahren und da frühstücken.» Freundinnen von mir finden meine Trennungsinszenierungen allerdings oversized und behaupten, beständiges Pupsen oder Rülpsen im Schlaf, unterbrochen von hohem Gekicher und Gebrabbel mit deutlichem Sabberfaden am Kinn, dazu noch gelegentlichen wahnsinnigen Seufzern wie «Nicht die Körperöffnungssonden» oder «Pack den Pilz beim Wanst», würde auch schon den gewünschten Erfolg bringen und einem außerdem sämtliche Abschiedsfloskeln ersparen. Aber ich finde immer, ein bisschen Phantasie und Humor hat jemand, der mir Orgasmen verschafft hat, verdient.
    Eine ganz andere Dimension bekommt eine Trennung sowieso, wenn man nicht auf drei gemeinsame Stunden, sondern vielleicht auf mehrere Jahre zurückblickt. Ein großes ungelöstes Rätsel der Menschheit ist ja, warum Männer es prinzipiell nicht merken, wenn sich eine Beziehung zum Sterben niederlegt. Auch Fäulnisgase oder die Leichenbittermienen der Mitmenschen bringen sie nicht auf die richtige Fährte. Gut, die Frau rasiert sich nicht mehr unter den Achseln, weigert sich, ihn zu küssen, kichert mit Freundinnen
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