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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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für eine fertige Kolumne ein ausgedehnter Cunnilingus am heimischen Schreibtisch offeriert, und, zack, klemm ich mir den kleinen Finger im Höhenverstellungshebel des Chefsessels ein. Jetzt muss ich erst mal mit neun Fingern weitertippen. Aber wenigstens hat mich diesmal niemand gebissen.

Berühren, belecken, besteigen. Sex-Sightseeing in drei Metropolen
    Wenn der Amerikaner mal Sex hat – also
falls,
denn meistens ist er ja damit beschäftigt, Burgerbratfilialen in der Wüste Gobi zu eröffnen, direkt mit dem Herrgott über die Rechtmäßigkeit von Teenagersex zu verhandeln oder irgendjemanden zu verklagen, der vergessen hat, auf seinen Autoreifen den Hinweis anzubringen, dass diese nicht zum Verzehr geeignet sind – wenn also der Amerikaner endlich mal Sex hat, salutiert er zuerst vor den Stars & Stripes, um die entfernt stationierten Truppen zu unterstützen, trinkt dann eine eiskalte Diätcola zur Förderung der Wirtschaft und betrachtet anschließend lange das Konterfei seines Präsidenten, damit ihm die eheliche Pflicht wenigstens keinen Spaß macht.
    Das sind natürlich alles dumme, gemeine Vorurteile, die mit der Wirklichkeit nicht das Geringste zu tun haben. Oder? Wenn ihr wissen wollt, wie das Land so drauf ist, in dem ihr gerade seid, dann seht euch ihre Erotik-Museen an. Es gibt keins? Das wäre ja auch eine Aussage.
    Ich jedenfalls liebe Erotik-Museen, denn sollte es irgendetwas zwischen Fummeln und Ficken geben, was man noch nie wissen wollte: Hier erfährt man es. Also machte ich mich auf einen ganz privaten Pilgerweg von Berlin über Hamburg nach Kopenhagen und schließlich New York, um mir die Liebesbräuche fremder Völker anzusehen. Eines kann ich gleich sagen: Unter den possierlichen Rammlern ist der Amerikaner der Exot.
    Über Deutschland lässt sich schnell alles Wesentliche berichten: Da gibt es eines in Berlin am Bahnhof Zoo und eines in Hamburg, fußläufig zur Reeperbahn.
    Die Sammlung des Berliner BEATE UHSE EROTIKMUSEUM zeigt hauptsächlich Nippes (winzige Pimmelchen aus Elfenbein, die sich beim Zuklappen des Kleinods in winzige Mündchen versenken u.   Ä.), einige Filme aus der Zeit, wo die Bilder laufen und Großmama blasen lernte, und vor allem Devotionalien aus der Firmengeschichte der rührigen Frau Beate U. aus F., die beweisen, dass Krokolederhandtaschen eine Menge vom patenten Pimpern verstehen. Das könnte auch das Motto des Museums sein, denn hier lernt man, wie es geht, wenn es nicht mehr ganz so gut geht. Und konsequenterweise fügt sich an die Ausstellungsräume nahtlos der Shop an, wo man alles käuflich erwerben kann, was rappelt und zappelt, sobald man eine Batterie reinschiebt – und damit meine ich nicht meinen schwulen, hyperaktiven Nachbarn nach der vierten Tasse Espresso. Kegelclubs und Hausfrauen auf schüchternen Abwegen sind hier bestens aufgehoben, wirklich schockierend ist rein gar nichts, und der Shoppingbummel durch die Welt der Flutschgels und essbaren Tangas lässt sich prima als Sightseeing-Trip tarnen.
    Das EROTIC ART MUSEUM in Hamburg dagegen widmet sich dem anderen Kulturgut unseres Landes, denn immerhin sind wir ja die mit den Dichtern und Denkern, und neben der Bildung haben wir auch noch reichlich Kunst zu bieten. So findet man in dem wunderbar wrackig restaurierten Speicherhaus über tausend Gemälde, Stiche, Fotografien und Zeichnungen zwischen wow und wasistdasdenn. Jan Saudeks auf den Buckelnrachitischer Mädchen masturbierende Zwerge haben hier schon genauso gehangen wie Illustrationen zu Werken der erotischen Weltliteratur. Wer schmieriges Ambiente und Wichskabinen erwartet, ist auf dem ganz falschen Dampfer. Denn auch wenn man den einen oder anderen Finger in der einen oder anderen Möse stecken sieht, so besteht doch beides immer aus Kohlestift, Pastellkreiden oder Öl. Ich würde mal sagen: perfekt für das zweite oder dritte Date, bei dem man sich ja freut, wenn es neben viel Hirn langsam mal ein bisschen Unterleib gibt.
    Die Dänen sind hier schon ganz anders drauf. Da geht es nicht um Erotik, auch weniger um Kunst, sondern um Sex. Das ist erfrischend und saftig, dänisch eben. Das MUSEUM EROTICA in der Fußgängerzone Kopenhagens hat nichts mit Ehehygiene oder Fortbildung zu tun, sondern mit Lust an der Lust. Das schätze ich ja sowieso sehr am Sex: Sex ist die demokratischste Sache, die es gibt. Egal, wie hässlich oder pervers man ist, man trifft immer noch einen, der genau darauf steht. Und die Dänen finden das offenbar gut, denn
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