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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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sie zeigen sich als fröhliches, friedvoll fickendes Völkchen mit einer bisweilen an die Grenze des Erträglichen gehenden Toleranz. Begrüßt von einem goldenen Riesenpenis, schlendere ich durch die großen hellen Räume, vorbei an lebensgroßen Szenen aus
Fanny Hill
und griechischen Vasen, auf denen gerammelt wird, als würde es in späteren Jahrhunderten verboten. Ich sehe mir alte Pornofotos an, begutachte eine Aufnahme des weltlängsten Penis und informiere mich über die Dauerbrenner der dänischen Dildo-Industrie. Schwule Pornographie, so lerne ich, ist auch nicht intelligenter, origineller oder geiler als heterosexuelle. Es gibt das gleiche Augenzusammenkneifen und Stöhnen, alsmüsste der, der unten liegt, gerade einen Basketball gebären. Anabolikagemästete Popeyes stopfen erbärmlich knickende halberektive Fleischwürste in wundrote Öffnungen. Die Münder werden genauso zu Maulsperrenschnütchen geformt wie bei Muschimandy und Co., als sollte ein Dentist den Zahnstein an den Schneidezähnen entfernen. Und auch hier behalten die Jungs ihre Schuhe im Bett an und werden in die Brustwarzen gekniffen. Pornostar zu sein ist offenbar nie wirklich lustig, egal, auf welchem Ufer man herumhüpft. Nachdem ich die Transvestiten und die Geschlechtskrankheiten hinter mir gelassen habe, erwartet mich ein etwas separierter Bereich, in dem die abwegigen Dinge auf Fotos und in Filmen zu sehen sind. Ein Mädchen gönnt einem Pony eine Fellatio, ein anderes Mädchen wird von einem Hund geleckt, und ein Mann fickt ekstatisch ein Huhn – immerhin 4,3   Prozent aller Sodomisten bevorzugen Geflügel, noch vor Schafen, was ich nicht ganz nachvollziehen kann (also so ein wolliges, warmes, leise blökendes Schaf   … aber lassen wir das). Auf einer riesigen Fernseherwand im letzten Raum sieht man Dutzende Pornofilme durcheinander, hetero, lesbisch, schwul oder bi, im Rudel oder alleine, mit Spielzeug und ohne, und auch Lassie und Flipper sind wieder mit dabei. Der Däne also ist schon irgendwie merkwürdig, aber knuffig. Er hat wenigstens Spaß an dem, was er tut, selbst wenn man das in manchen Fällen gar nicht so genau wissen möchte.
    Ein bisschen von der dänischen Leichtigkeit würde man den Amerikanern wünschen. Steht an der Eingangstür des NEW YORKER MUSEUM OF SEX noch das witzige Schild «Bitte die Ausstellungsstücke nicht berühren, belecken, streicheln oder besteigen», geht esinnendrin erst mal sehr merkwürdig weiter, und fast sehne ich mich zurück nach dem oral beglückten Pony aus Dänemark: Direkt am Eingang des ersten Raumes steht ein Vollgummifuß bereit (vielleicht eine Masturbationshilfe für Fußfetischisten mit Sozialphobie?), den man anfassen darf. Der mittlere Zeh wurde abgebissen. Was in dem Menschen vorging, der sich hier nicht zurückhalten konnte, oder ob die Knabberspur nur ein Gag des Museums ist und der Chef selbst die Zähne anlegte, damit seine Besucher was zum Kichern haben – wer weiß.
    Allerdings frage ich mich das nur so lange, bis ich eine Ansammlung von Sexualpraktiken sehe, von denen ich – ich schwöre es – in den meisten Fällen noch nie gehört habe. Eigentlich müsste ich diese Reise als Fortbildung beim Finanzamt einreichen. Fesseln, herumpieseln, sich als Baby verkleiden und die Windeln einsauen – okay, kennt man. Vampirspiele mit Blut, Atemkontrolle mittels Gasmasken oder vor kleine Kutschen gespannte Frauen im Ledergeschirr (Pony Girls, da sind sie wieder, die Ponys), das kann man notfalls auch noch mit der Schwiegermutter erörtern. Etwas Mitleid aber hatte ich mit einem wuscheligen, niedlichen Plüsch-Waschbären, der auf einer Glasplatte saß, sodass man seine unten eingenähte Plüschmuschi besichtigen konnte. Die Vorstellung, wie sich ein kahlköpfiger, schwitziger Orthopäde mit Schmerbauch laut stöhnend an diesem flauschigen Viech vergeht, machte mich nicht gerade feucht.
    Auch die Comics von drallen Strapsmaiden, die einander mit Soße bestreichen, auf Gemüse anrichten und verspeisen, werden in meinen erotischen Phantasien wohl nie auftauchen. Geradezu verschaukelt fühlte ich mich dann bei den gezeigten Pornofilmen, in denennackte Darstellerinnen in aufreizenden Posen Heliumballons zum Platzen bringen. Der Knall bringt den Kick, wenn ich das richtig verstanden habe.
    Na ja, falls das so funktioniert, ist es allemal billiger, als die blasende Berta von der Reeperbahn zu bemühen. Viel aufwendiger dagegen treiben es die Freunde von Frauen, welche sich als
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