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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer
Autoren: Sophie Andresky
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Fetisch-Tick mit den langen Haaren zum Beispiel. Ich kann verstehen, dassman gerne darin herumwuschelt oder sie sich versonnen um den Finger wickelt, aber sie müssen doch auch zur Frau passen. Ich sehe mit langem Haar aus wie eine Mischung aus Vetter Itt von der Addams Family und dem Angora-Meerschweinchen Godzilla, das ich als Kind hatte. Als wäre auf meinem Kopf ein großer Pinsel explodiert. Also trage ich sie kinnlang, lang genug, um sie über die Haut gleiten zu lassen, wenn ich über einem Mann knie und mich langsam südwärts küsse. Trotzdem höre ich von fast jeder Verabredung irgendwann den Spruch: «Lass doch mal wachsen.» Wieso? Damit sie mich daran ponyartig herumzerren können wie in besonders dämlichen Pornofilmen?
    Das Übelste aber ist mir neulich im Internet begegnet: Pole-Dance. Diese epileptisch zuckenden Verrenkungen an einer Stange, die man aus Bars kennt. Mich befremdet dabei nicht, dass Männer gerne sehen, wie sich sportliche Mädels an kaltem Metall schubbern und es wärmend zwischen ihre heißen Schenkel nehmen, sondern dass Männer versuchen, Frauen einzureden, dass in Wirklichkeit sie selbst das wollen. Weil es das Selbstbewusstsein stärken soll! Weil es ein gutes Bauch-Beine-Po-Training ist! Weil es Spaß macht! Jungs, habt ihr sie noch alle? Auf dieser Internetseite, die Kurse in dieser «Sport»-Art anbietet, heißt es: «Durch die anmutigen und ästhetischen Bewegungen verbessert Dance ’n’ Strip zusätzlich die Haltung, Flexibilität und die Eleganz der Teilnehmer.» Und weiterhin wird erläutert, es «verbindet auf einzigartige Weise originale Striptease-Bewegungen mit klassischen Jazztechniken». Klar, darum sehen Männer gerne dabei zu. Weil sie die Umsetzung klassischer Jazztechniken so schätzen.
    Es geht völlig in Ordnung, seinem Liebsten etwas zu bieten, was ihn anturnt. Nur ist das Bett keine Sparkasse, wo alles auf den Cent genau gegengerechnet wird. Machst du’s mir französisch plus Dildo, strip ich für dich, solche Vereinbarungen sind zwar immer gut, aber man kann sich ja auch mal etwas schenken im Bett. Und wenn er gerne sieht, dass ich wie eine Rinderhälfte an einem Fleischerhaken hänge und dabei hinternschwingend im Ghettoslang vor mich hin schimpfe: bitte schön. Aber habt doch Respekt vor unserem Hirn und erzählt uns nicht, wir würden das für uns selbst tun. Pole-Dance ist ein Jungsding! Ich würde ja auch nicht einem Mann erzählen, hey, du weißt doch, du siehst dir rasend gerne die neueste Jane-Austen-Verfilmung an, weil du eine tiefe Sehnsucht danach hast. Quatsch, er muss es tun, wenn er hinterher im Auto auf dem Kinoparkplatz fummeln will. Man kann es nicht zerreden und nicht beschönigen: Männer und Frauen sind verschieden. Das merkte ich neulich wieder, als ich mit Freunden an einer Autowaschanlage vorbeikam und wir uns gegenseitig unsere Waschstraßen-Phantasien erzählten.
    Die weibliche Variante geht so: Sie und der melancholisch tiefsinnige Literaturdozent (der natürlich Haare hat wie ein Bollywood-Star) sitzen im Auto, haben, sobald der Schaum kommt, leidenschaftlichen Sex, als gäbe es kein Morgen mehr, seine Blicke sind bewundernd und fassungslos wegen ihres göttinnengleichen Körpers, und nachdem multiple Orgasmen beide durchgeschüttelt haben, zaubert er einen Diamantring aus seinem Designerjackett und fragt hauchend, ob sie ihn auf sein transsylvanisches Schloss begleitet.
    Und jetzt das Jungsding: Er sitzt in seinem maßangefertigtensonderausgestatteten Porsche, während draußen barbusige heuschreckenbeinige Pole-Dancerinnen den Wagen einshampoonieren, mit ihren hüftlangen Haaren, versteht sich. Als sie ihn stöhnend und gurrend aus der Waschstraße schieben, stehen draußen sein Chef, sein Vater und ein Dutzend ehemalige Schulkameraden, von denen er die beiden, die immer schon größer waren als er, beim röhrenden Start seines getunten Porsches einfach überfährt.

Pssst! Diskretion bitte!
    Seit gestern weiß ich, dass sich das Schamhaar meines Nachbarn in einer gekräuselten Tribal-Tattoo-Form aus seiner Shorts erhebt, bevor es sich dann wie ein Filzlaus-Trampelpfad zum Bauchnabel hin verengt, um dort einen Stonehenge-ähnlichen Kreis aus besonders langen borstigen Haaren zu bilden, die auch noch penetrant süßlich nach Verwesung müffeln, wenn dieser Bauch aus Versehen zu nahe an die glühende Grillkohle herankommt und der magische Haarkreis abfackelt.
    Ob es die unvermutete Wärme war oder der Klecks Mayonnaise, der sich
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