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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park
Autoren: Michael Connelly
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gesagt, ich will mehr Geld, und damit ist es mir ernst. Ich werde mich um Bosch kümmern, aber danach muss ich untertauchen. Und dafür brauche ich mehr Geld.«
    Aufgebracht zeigte Anthony Garland auf Pratt, der immer noch auf der Bank saß.
    »Sie blödes Stück Scheiße«, zischte er. »Sie waren derjenige, der mit dem Vorschlag an uns herangetreten ist. Das ganze blöde Schlamassel war von Anfang bis Ende Ihre Idee. Sie fädeln alles ein und verschulden den Tod von zwei Menschen, und dann besitzen Sie die Dreistigkeit, noch mal anzukommen und mehr Geld zu verlangen.«
    Pratt zuckte mit den Achseln und breitete die Arme aus.
    »Beim augenblicklichen Stand der Dinge stehe ich, genau wie Sie, vor folgender Wahl – entweder ich halte einfach still und warte ab, wie viel sie mir anhaben können, oder ich tauche auf der Stelle unter. Was Sie sich in diesem Zusammenhang allerdings klarmachen sollten, ist, dass sie sich in solchen Fällen immer auf einen Handel mit den kleinen Fischen einlassen, um an die dicken Fische ranzukommen. Ich bin ein kleiner Fisch, Anthony. Und der dicke Fisch? Das sind wohl Sie.«
    Er wandte sich dem alten Mann zu.
    »Und der dickste Fisch? Das sind Sie.«
    T. Rex Garland nickte. Er war ein nüchterner Geschäftsmann. Inzwischen schien er den Ernst der Lage zu begreifen.
    »Wie viel?«, fragte er. »Wie viel brauchen Sie, um unterzutauchen?«
    Pratt zögerte nicht.
    »Ich will eine weitere Million, und so viel müsste Ihnen die Sache wert sein. Ohne mich können sie Ihnen nichts anhaben. Sobald ich untergetaucht bin, ist die Sache aus der Welt. Deshalb will ich eine Million, und diese Summe ist nicht verhandelbar. Auch nur ein Cent weniger, und die Sache ist es mir nicht wert, unterzutauchen. Dann gehe ich eben das Risiko ein, mich auf einen Deal mit ihnen einzulassen.«
    »Und was ist mit Bosch?«, wollte der alte Mann wissen. »Sie haben doch selbst gesagt, er wird keine Ruhe geben. Und jetzt, wo er weiß, dass nicht Raynard Waits …«
    »Um ihn kümmere ich mich, bevor ich verschwinde«, fiel ihm Pratt ins Wort. »Sozusagen als Extrabonus.«
    Er fasste in seine Hosentasche und zog einen Zettel heraus. Er schob ihn auf der Bank dem alten Mann zu.
    »Die Kontonummer und der SWIFT-Code. Es sind dieselben wie beim letzten Mal.«
    Pratt stand auf.
    »Sie können es sich ja überlegen. Ich gehe kurz pinkeln zum Bootshaus rüber. Und wenn ich zurückkomme, möchte ich eine Antwort.«
    Pratt ging dicht an Anthony Garland vorbei, und sie starrten einander hasserfüllt in die Augen.
SIEBENUNDDREISSIG
    Harry Bosch blickte auf die Monitore im Observierungsfahrzeug. Das FBI war die ganze Nacht damit beschäftigt gewesen, an acht Stellen des Parks Kameras zu installieren. Eine ganze Seitenwand des Kastenwagens wurde von Flachbildschirmen eingenommen, auf denen die Bank, an der T. Rex Garland und sein Sohn auf Abel Pratts Rückkehr warteten, aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu sehen war. Die Kameras waren an vier Parklaternen, in zwei Blumenbeeten, in dem kleinen Leuchtturm auf dem Bootshaus und in der künstlichen Taube auf dem Kopf der Lady of the Lake angebracht.
    Zusätzlich hatten die FBI-Techniker auf die Bank ausgerichtete Mikrowellen-Tonempfänger installiert. Die Abhörmaßnahme wurde von Richtmikrofonen in der künstlichen Taube, in einem Blumenbeet und in der Zeitung unterstützt, die Pratt in den Abfallkorb gesteckt hatte. Im Observierungswagen saß ein Tontechniker des FBI namens Jerry Hooten, der riesige Kopfhörer aufhatte und die akustischen Signale so bearbeitete, dass der Empfang optimal war. Deshalb waren Bosch und die anderen in der Lage gewesen, Pratt und die Garlands die ganze Zeit zu beobachten und jedes gesprochene Wort mitzuhören.
    Die anderen waren Rachel Walling und Rick O’Shea. Der Staatsanwalt saß vorn in der Mitte, vor sich die Bildschirme. Er war derjenige, der das Sagen hatte. Walling und Bosch saßen links und rechts von ihm.
    O’Shea nahm seinen Kopfhörer ab.
    »Was meinen Sie?«, fragte er. »Er wird gleich anrufen. Was soll ich ihm sagen?«
    Auf drei Monitoren war zu sehen, wie Pratt die Toilette betrat. Laut Plan sollte er sich vergewissern, dass sich niemand darin aufhielt, und dann mit seinem Handy im Observierungsfahrzeug anrufen.
    Rachel zog ihren Kopfhörer auf den Hals hinab, Bosch ebenfalls.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Das müssen Sie entscheiden, aber wir haben vom Sohn noch nichts, was sich als Geständnis in Hinblick auf Gesto verwerten
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