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_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste

_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste

Titel: _ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
Autoren: Benutzer1
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abzustatten. Bei genauerer Betrachtung war sie zwar ein wenig ungehobelt, sah andererseits jedoch der Cousine überraschend ähnlich.
    Antonia war froh, als sie vor dem Haus der Großtante aus der Kutsche stieg. Der Lakai half ihr dabei, und dann winkte sie, während sie an dessen Arm zur Haustür humpelte, zum Abschied dem Cousin zu. Zu ihrer Erleichterung machte er keine Anstalten, sie ins Haus begleiten zu wollen. Sie war besorgt gewesen, im Park übertrieben zu haben, und hatte befürchtet, er werde versuchen, ihre unerwartete Herzlichkeit auszunutzen. Aber er war viel zu dumm, als dass ihm ihr zuneigungsvolles Gehabe aufgefallen wäre.

    Am nächsten Vormittag war das Fußgelenk noch immer steif. Lady Granger hatte vergebens darauf bestanden, die Nichte solle dem Arzt erlauben, es zu untersuchen, und dann darauf gedrungen, dass Antonia ruhte und den Fuß auf einen Schemel legte. Die alte Dame war zu einer kränkelnden Bekannten gefahren und hatte versprochen, rechtzeitig zum Mittagessen zurück zu sein.
    Fügsam machte Antonia es sich bequem und las in Lord Byrons letztem Werk. Viele Damen hätten es als viel zu schockierend für eine ledige Frau empfunden, dieses Buch zu lesen, doch Lady Granger hatte es von Anfang bis Ende genossen und keine Bedenken gehabt, es ihrer Großnichte zu geben.
    Antonia war sehr in „Manfred“ vertieft, obwohl es sie störte, dass sie jedes Mal, wenn sie eine Beschreibung des Helden las, in Gedanken Marcus' Gesicht vor sich sah.
    Plötzlich betrat Hodge den Raum und verkündete: „Mr. Granger, Miss.“ Innerlich aufstöhnend, bedauerte sie, dass sie dem Butler nicht gesagt hatte, er solle sie verleugnen. Aber dann hätte er alle Besucher abgewiesen.
    Hewitt eilte in den Raum und rief aus: „Meine liebe Cousine! Wie geht es deinem verknacksten Fußgelenk?“
    „Sehr viel besser. Vielen Dank für die Nachfrage, Hewitt“, antwortete sie kühl und fragte sich, warum er gekommen sei. „Bitte, setz dich.“ Er machte jedoch keine Anstalten, der Aufforderung Folge zu leisten, sondern nahm eine Haltung ein, durch die eine Menge von seiner purpurroten Seidenweste sichtbar wurde. „Was für eine hinreißende Weste“, sagte Antonia schwach und beäugte sie voll faszinierten Entsetzens. So früh am Tag erzeugte sein Anblick ihr Übelkeit, weil er zu der Weste auch noch Hosen in einem grellen kanariengelben Farbton angezogen hatte.
    „Ich wusste, du würdest meine Weste bewundern“, erwiderte er strahlend. „Ich habe mir gedacht, dass eine Frau wie du, die Geschmack hat, meine Weste bewundern würde. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass ich die Weste dir zuliebe angezogen habe.“ Der Ausdruck in seinen Augen sollte zweifellos keck sein, wirkte jedoch nur lüstern.
    „Wirklich?“ Antonia fühlte sich zunehmend unbehaglicher und wünschte sich, sie könne den Klingelzug erreichen, um dem Butler zu läuten.
    Hewitt betrachtete sie noch gieriger, fiel vor ihr auf ein Knie und ergriff mit seinen feisten Fingern ihre Hand. „Meine liebe Cousine! Antonia! Werde die Meine! Ich flehe dich an! Sag, dass du einverstanden bist, meine Frau zu werden.“ Entsetzt starrte sie auf sein sich lichtendes Haupthaar und mühte sich dann, während sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, auf die Füße. Er missverstand ihr Verhalten, sprang auf und nahm sie mannhaft in die Arme.
    „Nein!“ schrie sie auf, als er Anstalten machte, sie zu küssen.
    Plötzlich vernahm man ein diskretes Hüsteln, und dann hörte man Hodge sagen:
    „Lord Allington, Miss Dane.“
    Vor Verlegenheit lief sie rot an und bemühte sich, Hewitt ihre Hand zu entziehen. Er hielt sie jedoch fest, so dass sie gezwungen war, sie ihm mit einem Ruck zu entreißen. „Guten Morgen, Mylord. Bitte, nehmen Sie Platz.“ Sie war erstaunt, wie ruhig ihre Stimme geklungen hatte. Innerlich zitterte sie und fühlte sich ein wenig schwindlig. Das Fußgelenk schmerzte, doch dieses unangenehme Gefühl war nichts im Vergleich zu dem grenzenlosen Ekel, den sie vor der Umarmung durch den Cousin empfand.

    Sie sammelte sich, blickte Marcus an und hoffte, in seiner Miene ein Anzeichen für Eifersucht zu entdecken, eine Regung, die bekundete, dass es schmerzlich für ihn war, sie in den Armen eines anderen Mannes angetroffen zu haben.
    Er erwiderte ihren Blick, ohne eine Miene zu verziehen. Sein Gesicht drückte nicht im Mindesten Überraschung aus, Kummer oder einen Hauch von Eifersucht, weil er die Frau, der er erst vor kurzem einen
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