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_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste

_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste

Titel: _ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
Autoren: Benutzer1
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Pferde wieder an, und die erleichterten Passagiere nahmen ihr Gepäck an sich und stiegen in das Fahrzeug. Lord Allington wehrte den Kurat ab, der beflissen versuchte, ihm den Staub von der Jacke zu klopfen, schwang sich in den Sattel und ritt davon.
    Miss Dane blieb vor dem Wagenschlag stehen, schaute dem sich entfernenden Lord hinterher und äußerte spitz: „Wie erfreulich, die Muße zu haben, durch die Gegend reiten und andere, unbedeutendere Sterbliche aus einer misslichen Lage befreien zu können!“
    Miss Donaldson warf ihrem ehemaligen Zögling einen Blick von der Seite zu. Sie bemerkte, dass Miss Danes Augen einen erzürnten Ausdruck hatten und ihre Wangen gerötet waren. Antonia bekundete stets eine Eigenständigkeit, die man eher bei einer älteren verheirateten Frau erwartet hätte, aber nicht bei einer ledigen vierundzwanzigjährigen Dame. Dennoch schien Lord Allington sie aus der bei ihr gewohnten wohlerzogenen Contenance gebracht zu haben.
    „Er ist zweifellos ein in der Gegend sehr bedeutender Gentleman“, erwiderte Miss Donaldson ruhig. „Und selbst du musst einräumen, Antonia, welch ein Glück es für uns war, dass er die Muße hatte, uns heute behilflich zu sein.“ Mr. Todd, der Miss Dane beim Einsteigen helfen wollte, hatte die Bemerkung über den Gentleman gehört und erklärte: „Das war Lord Allington aus Brightshill. Er stammt aus einer alten, in Hertfordshire ansässigen Familie. Alles Land auf dieser Seite von Berkhamsted bis hin zu den Downs gehört ihm.“ Antonia setzte sich und entgegnete mit trügerisch freundlichem Lächeln: „Das stimmt nicht, Mr. Todd. Sie haben die Ländereien von Rye End Hall außer Acht gelassen, nicht wahr?“
    „Sie sind kaum noch von Bedeutung“, antwortete der Kurat geringschätzig. „Sie und das Herrenhaus sind arg vernachlässigt. Nach dem skandalösen Benehmen des letzten Besitzers ist das kein Wunder. Falls die Gerüchte stimmen und Lord Allington tatsächlich vorhat, das Anwesen seinem eigenen ausgedehnten Besitz hinzuzufügen, dann ist das nur von Vorteil. Dann wird es ebenso gut verwaltet wie seine Ländereien, und die Pächter bekommen wieder Beschäftigung. In Rybury fehlt es an vielem.“
    Antonia wollte etwas erwidern, besann sich jedoch eines anderen und runzelte die Stirn. Miss Donaldson bemerkte die besorgte Miene der Freundin und äußerte gedämpft: „Hast du Lord Allington nie getroffen, als du noch in Rye End Hall lebtest?“
    „Du vergisst, Maria, dass ich in den zehn Jahren, in denen ich bei meiner Großtante in London gewohnt habe, nicht mehr nach Rye End Hall zurückgekehrt bin. Es muss Lord Allingtons Vater gewesen sein, der, als ich noch ein Kind war, in Brightshill lebte. Lord Allington war damals bestimmt in einem Internat und später auf der Universität. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob mein Vater und Howard die beiden gut gekannt haben.“
    Miss Donaldson dachte daran, dass ein normaler gesellschaftlicher Umgang mit den Nachbarn wohl kaum eine große Rolle im Leben des verblichenen Sir Humprey Dane, dem von niemandem eine Träne hinterher geweint worden war, oder in dem seines ebenfalls verstorbenen Sohnes gespielt hatte.
    Die Postkutsche fuhr in Rybury ein und hielt vor dem einzigen Gasthaus des Dorfes.
    Der Wirt kam aus dem Haus und begrüßte die Reisenden, die alle hocherfreut waren über die Aussicht, sich bequem hinsetzen, ein Glas Bier trinken und sich lebhaft über das soeben überstandene Abenteuer unterhalten zu können.
    Antonia und Maria schauten sich neugierig um, derweil die Postillione das Gepäck der Damen vom Wagen hoben. Im Frühling machte Rybury mit den auf dem Dorfanger blühenden Primeln und den am Bach nach kleinen Fischen angelnden Kindern den hübschesten Eindruck. Die Hauptstraße führte durch die große Wiese, und an einer Abzweigung gelangte man über eine Brücke zu einer Ansammlung von Cottages, die am Rande einer bereits ergrünten kleinen Waldung standen.
    „Brauchen die Damen ein Fuhrwerk?“ erkundigte sich der Wirt.
    „Ja, bitte, Sir. Wir müssen dieses Gepäck nach Rye End Hall schaffen. Gibt es einen Fuhrmann, der uns behilflich sein kann?“
    „Jem kann das erledigen, Madam, sobald er die anderen Passagiere bedient hat. Der Wagen ist hübsch und sauber und eignet sich besser für die Damen als das alte Ding da!“ Mit einer Kopfbewegung wies der Wirt auf die Postkutsche. „Möchten Sie, solange Sie warten, eine Erfrischung zu sich nehmen?“ Er geleitete die Damen in einen
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