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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut
Autoren: Katharina Burkhardt
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Kanne.
    »Der Tee ist leider alle. Ich kann dir einen neuen machen oder Wein oder Wasser anbieten.«
    Zu Mias Überraschung entschied er sich für Wasser. Tee, dachte sie verwundert, und Wasser? Bisher hatte Arthur in ihrer Gegenwart meistens Alkohol getrunken.
    Als sie aus der Küche zurückkehrte, begutachtete Arthur gerade den Mercedes-Stern, der an einem roten Band von einer Topfpflanze baumelte.
    »Genau so einer ist mir vor einer Weile abhanden gekommen«, sagte er mit undurchdringlicher Miene.
    Mia bemühte sich, ebenfalls ernst zu bleiben. »Was für ein Pech. Schlimm, wie viel Vandalismus es in Hamburg gibt.«
    »Ja, schlimm. Ich habe gehört, dass unter den Tätern auch immer mehr Frauen sein sollen. Ist das nicht erschreckend?«
    »Sehr erschreckend. Ich kann mir gar nicht erklären, wie Frauen zu so was fähig sind.«
    »Aus Enttäuschung vielleicht. Oder aus Zorn. Rache ist ein weit verbreitetes Motiv.«
    »Wie niederträchtig.«
    »Sehr niederträchtig, ja.«
    »Da fällt mir was ein.« Mia verbarg ihr Grinsen hinter ihren langen Haaren und trat zu einer Kommode. Aus einer Schublade nahm sie einen Autoschlüssel. »Der hier gehört dir.«
    »Ach, richtig.« Arthur wog den Schlüssel in seiner Hand, als sei er tonnenschwer. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann überlegte er es sich anders und steckte den Schlüssel in seine Tasche.
    »Danke«, sagte er nachdrücklich und klang dabei so, als meine er nicht nur die Rückgabe seines Autoschlüssels, sondern viel, viel mehr. »Ich war sehr überrascht, dass du heute in der Kirche warst. Nach allem …« Er brach unsicher ab.
    »Ich dachte, du könntest etwas Beistand gebrauchen«, erklärte Mia. »Aber dann wurde mir klar, dass das der falsche Rahmen dafür war.«
    Arthur nickte bedauernd. »Das stimmt. Es war eine ziemlich scheußliche Veranstaltung, was?«
    »Nein, das fand ich gar nicht. Nur eben einfach zu groß für private Momente.«
    Sie sahen sich schweigend an. Abgesehen von seiner Erschöpfung sah Arthur gesünder aus als vor einem Jahr, fand Mia. Was auch immer er in den vergangenen Monaten gemacht hatte, es hatte ihm gut getan. Seine ozeanblauen Augen blickten traurig, aber zum ersten Mal entdeckte Mia in ihnen keine lauernden Abgründe, sondern nur etwas, das neugierig auf mehr machte.
    »Wie geht es dir denn eigentlich?«, fragte Arthur.
    »Oh, bestens.« Mia strahlte. »Es ging mir schon lange nicht mehr so gut. Beruflich läuft alles super. Und mein Roman ist auch fertig.«
    »Großartig. Das freut mich. Hast du schon einen Verlag?«
    »Nein, noch nicht. Aber du bist doch wohl kaum hergekommen, um mich das zu fragen, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.« Arthur fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich wollte mich bei dir bedanken.« Seine Stimme klang leise, zögernd tastete er sich von Wort zu Wort weiter. »Dafür, dass du heute an mich gedacht hast. Und überhaupt … für ziemlich viel.« Sein Blick glitt zu dem Mercedes-Stern hinüber. »Die letzten Jahre waren für mich etwas … hm … schwierig. Es tut mir leid, dass du einige der besonders schwierigen Momente zusammen mit mir aushalten musstest.«
    Arthurs Entschuldigung überraschte Mia vollkommen. »So wild war das doch alles gar nicht«, stammelte sie verwirrt. Tausend Dinge gingen ihr gleichzeitig durch den Kopf, sie wusste gar nicht, was sie zuerst sagen sollte. Doch da stand Arthur schon auf, und sie hatte den Moment verpasst.
    »Ich habe gehört, dass du jetzt mit Stefan Büttner zusammen bist«, sagte er auf dem Weg zur Tür.
    »Huch?« Jetzt war Mia erst recht verwirrt. »Woher weißt du das denn?«
    Arthur grinste. »Du weißt doch, dass ich immer gut informiert bin.« Er warf Mia, die ihm folgte, einen eigenartigen Blick zu. »Pass gut auf dich auf. Stefan ist ein netter Kerl, aber er behält seine Finger leider nicht immer da, wo sie hingehören.«
    Was mischte sich Arthur in ihre Angelegenheiten ein? Mias altvertrauter Ärger flammte wieder auf. »Darüber regst du dich auf? Wo du selbst nicht besser bist?«
    »Was soll das denn heißen?« Arthur ging auf Abwehr. »Carol konnte mir in meiner Funktion als Ehemann sicher eine Menge vorwerfen. Untreue gehört aber garantiert nicht dazu.« Als er Mias ungläubiges Stirnrunzeln sah, fügte er hinzu: »Klar, das sah für dich immer ganz anders aus, und ich gebe gern zu, dass ich Abwechslung liebe, wenn ich ungebunden bin. In einer Beziehung sind mir aber andere Dinge wichtig.«
    Mia wusste nicht, ob sie
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