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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
Autoren: Arena
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zurückmusste!« Erschrocken blickte Éanna auf. »Wie spät ist es eigentlich? Schaffe ich es noch bis zur Messe?«
    Emily nickte beruhigend. »Wenn du jetzt sofort aufbrichst, wirst du rechtzeitig dort sein. Schade nur, dass wir unser Gespräch dann später fortsetzen müssen. Ich habe nämlich auch Neuigkeiten. Du wirst es kaum glauben, wenn ich es dir erzähle!«
    »Was denn?«
    Emily schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln. »Nein, für dich ist es jetzt Zeit, Brendan zu treffen. Aber wenn du wiederkommst, möchte ich alles ganz genau wissen. Dann revanchiere ich mich auch, versprochen!«
    Hin- und hergerissen sah Éanna ihre Freundin an. Sie hätte so gerne gewusst, was Emily ihr zu sagen hatte, aber sie konnte Brendan nicht warten lassen. Entschlossen sprang Éanna auf und umarmte ihre Freundin zum Abschied. »Bis später also. Und vergiss nicht, was du mir erzählen wolltest!«
    Emily schüttelte lachend den Kopf. »Keine Sorge. So gute Nachrichten vergisst man nicht.«
    Éanna war dermaßen in Eile, als sie das Journey’s End verließ, dass sie den Jungen in der schmalen Toreinfahrt erst bemerkte, als es bereits zu spät war. Der Zusammenstoß war schmerzhaft und riss sie abrupt aus ihren verträumten Gedanken.
    Der Junge war für sein Alter von kleiner Gestalt, hatte ein blasses Gesicht, eine kecke Adlernase und eine freie Stirn, unter der helle lebhafte Augen hervorleuchteten. Dickes schwarzes Haar fiel ihm wirr und breit auf die Schultern. Auf dem Kopf trug er einen alten schwarzen Hut, der so durchlöchert war, als wäre er das Ziel mehrerer Ladungen Schrot gewesen. Bekleidet war er mit einem verschlissenen und viel zu weiten Schwarzrock, der ihm bis über die Knie reichte. Im Gegensatz zu seinem vergleichsweise kräftigen Oberkörper wirkten seine Beine in den löchrigen Flickenhosen wie dünne, krumme Stecken. Was nicht verwunderte, wenn man wusste, dass seine Beine schwer verkrüppelt waren und er sich nur auf seinen selbst gezimmerten Holzkrücken vorwärtsbewegen konnte.
    »Mir scheint, Ihr seid mit Euren Gedanken ganz woanders, Miss!«, rief er ihr lachend zu und rieb sich die Stirn. Er klang dabei so munter und unbeschwert, als wäre er an diesem kalten Morgen einem warmen Bett entstiegen und hätte gerade ein üppiges Frühstück verzehrt.
    Éanna, die eine kurze Entschuldigung gemurmelt hatte und schon im Begriff gewesen war weiterzueilen, hielt inne und blickte den abgemagerten Jungen genauer an. Irgendetwas an ihm brachte eine Saite in ihr zum Klingen, die an jenem dunklen Tag verstummt war, als ihr kleiner Bruder für immer von ihnen gegangen war. Er rührte ihr Herz und so lächelte sie ihn an und schüttelte seine Hand, als er seinen schwarzen Hut vor ihr zog und eine Verbeugung andeutete. »Neill Duffy, Miss. Stets zu Euren Diensten.«
    »Schön, dich kennenzulernen, Neill. Ich bin Éanna Sullivan. Du bist mir hier bisher noch gar nicht aufgefallen. Und an dich würde ich mich bestimmt erinnern!«, zog Éanna ihn lachend auf.
    Neill schüttelte den Kopf. »Könnt Ihr gar nicht, Miss. Ich schlafe erst seit heute dahinten.« Damit deutete er auf einen Hausflur, wenige Meter von der Toreinfahrt des Journey’s End entfernt. »Und das hier ist mein neues Revier.« Er hob seine Krücken an und gab ihr so zu verstehen, dass er seinen Lebensunterhalt bestritt, indem er um Almosen bettelte.
    »Aber sag, was ist dir bloß zugestoßen, dass deine Beine dir den Dienst versagen?«, fragte Éanna mit einem Blick auf seine Krücken behutsam nach.
    »Tja, bis vor zwei Jahren war mit meinen Beinen alles in Ordnung. Doch dann bin ich unter ein umstürzendes Fuhrwerk geraten und danach war für mich die Arbeit im Steinbruch schnell zu Ende.«
    Éanna rührte die Art, in der Neill ihr seine Geschichte erzählte. Kein Hauch von Bitterkeit war in seiner Stimme zu hören und sie fühlte das übermächtige Bedürfnis, etwas für ihn zu tun. Doch was konnte das schon sein? Sie hatte ja selbst keinen Penny in der Tasche! Da fiel ihr das herrliche Frühstück ein, das sie wenige Minuten zuvor noch genossen hatte. Sicher konnte die Wirtin nichts dagegen haben, wenn sie Neill einen Kanten Brot nach draußen brachte.
    Doch so einfach wie gedacht ließ sich diese nicht überzeugen.
    »So! Und jetzt willst du dem Burschen da draußen vermutlich ein morgendliches Almosen bringen!«, knurrte sie übellaunig, nachdem Éanna ihr Neills Geschichte erzählt hatte.
    Éanna nickte. »Wenn Ihr so gütig seid, mir das zu
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