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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
Autoren: Arena
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erlauben, wäre ich Euch sehr dankbar. Der Herrgott wird es Euch gewiss vergelten, Missis Skeffington.«
    Die Wirtin gab einen ärgerlichen Seufzer von sich, als hätte sie alle Plagen der Welt zu tragen, aber der Appell an die Nächstenliebe der Witwe tat schließlich den gewünschten Dienst. »Also gut!« Sie holte ein paar trockene Kanten aus dem Brotkorb.
    Éanna murmelte hastig einen Dank und griff nach den Scheiben. Im Hinauseilen hörte sie Missis Skeffington ärgerlich vor sich hin murmeln: »Wird Zeit, dass dieses Hungerpack mein Haus verlässt. Gehört sich nicht für Mister O’Brien, sich damit abzugeben.«
    Doch Éanna achtete nicht auf ihre Worte. Schon war sie auf der Straße und bei Neill.
    »Damit geht die Sonne für mich ein zweites Mal auf, Miss Sullivan!«, bedankte sich der Junge mit strahlendem Gesicht. »Jetzt kann der Tag kommen.«
    »Ich hoffe, es wird ein guter für dich, Neill.«
    Er lächelte sie zuversichtlich an. »Ich nehme ihn, wie er kommt, Miss.«
    Éanna wurde erschrocken bewusst, wie viel Zeit inzwischen vergangen sein musste. Ein gemütlicher Spaziergang durch die Stadt würde es nun nicht mehr werden, wenn sie rechtzeitig zur Messe in St. Patricks sein wollte. Sie verabschiedete sich hastig von Neill und eilte die St. Thomas Street entlang.
    Alles, woran sie denken konnte, war: Brendan, Brendan, Brendan! In wenigen Augenblicken würde sie den Menschen wiedersehen, der ihr alles auf der Welt bedeutete und der ihr auf ungestüme Art zu verstehen gegeben hatte, dass er das Gleiche für sie empfand. Éannas Wangen färbten sich rot, als sie an seine Küsse dachte, und wurden noch röter, als sie sich eingestand, dass sie es kaum erwarten konnte, erneut von ihm geküsst zu werden.

Zweites Kapitel
    Schon von Weitem entdeckte Éanna Brendans leuchtenden Schopf unter den anderen Kirchgängern, die vor der St.-Patricks-Kathedrale in kleinen Grüppchen beisammenstanden und sich unterhielten. Er sah sich suchend nach allen Seiten um und ein Strahlen ging über sein Gesicht, als er sie schließlich erblickte. Mit schnellen, entschlossenen Schritten bahnte er sich einen Weg durch die Menge und kam auf sie zu. Dann standen sie sprachlos vor Glück einander gegenüber. Brendan ergriff ihre Hände und fand als Erster seine Sprache wieder.
    »Éanna, die ganze Nacht habe ich kaum geschlafen! Ich musste mich immer wieder fragen, ob ich mir unsere gestrige Begegnung nur eingebildet habe! Aber jetzt weiß ich, dass es kein Traum war! Wir haben uns wirklich wiedergefunden. Und ich verspreche dir, dich nie mehr gehen zu lassen!«
    In Brendans Stimme schwang so viel Gefühl mit, dass Éanna die Tränen in die Augen traten.
    Ihr Blick fand den seinen und so standen sie eine Weile zusammen und erst allmählich nahmen sie die Welt um sich herum wieder wahr. Die Menge bewegte sich bereits auf das Portal der Kathedrale zu. Widerwillig schlossen sie sich den übrigen Kirchgängern an, die St. Patrick zur Messe betraten.
    Der Januarmorgen war so kalt, dass Éannas Atem sogar im Innern der Kathedrale wie Dampf von ihren Lippen wehte. Doch sie achtete nicht auf die Kälte. Auch die Leuchtkraft der bleiverglasten Kirchenfenster, deren vielfarbige Pracht sich durch den Einfall der aufgehenden Morgensonne immer stärker entfaltete, war ihr nicht bewusst. Und sogar während der heiligen Messe nahm sie die meiste Zeit nicht wahr, was vorn am Altar und um sie herum geschah.
    Zwar sprachen ihre Lippen die vertrauten Gebete, Anrufungen und Fürbitten und sie schlug an den vorgeschriebenen Stellen das Kreuz, stand von der Bank auf oder kniete sich auf die Fußbank. Aber wirklich bewusst tat sie nichts von alledem.
    Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis die Messe zu Ende war und die Gemeinde sich erhob. Nur sie und Brendan blieben sitzen, als hätten sie sich insgeheim abgesprochen.
    Seine Hand suchte die ihre.
    »Brendan! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es ohne dich war«, flüsterte sie. »Ich hatte solche Angst, dich für immer verloren zu haben!« Mit großen Augen sah sie ihn an. »Ich hatte Angst, dass du allein unseren Traum verwirklichst und nach Amerika aufbrichst.«
    »Und ich habe dich all die Zeit für tot gehalten, Éanna!«, brach es aus Brendan heraus. »Mein Gott, ich habe geglaubt, ich hätte dich zu spät nach Clifton House gebracht und du wärst in diesem verdammten Arbeitshaus gestorben!«
    Éanna lief eine Gänsehaut über den Rücken. Sie wollte nicht an die Zeit in Clifton House erinnert
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