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E-Book statt Papierkonserve

E-Book statt Papierkonserve

Titel: E-Book statt Papierkonserve
Autoren: Marlies Michaelis
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Experiment wohl heute, zwölf Jahre später, ausfallen würde?
    Die anfängliche Begeisterung für das neue Medium wich also der Enttäuschung oder zumindest der Skepsis. Das hatte Folgen: Große Medienkonzerne wie AOL Time Warner und der Buchverlag Random House fuhren ihr Engagement im Jahr 2001 zurück. Kleine Firmen versuchten allerdings weiterhin, mit ihren Spezialprogrammen Geld zu verdienen und die Nutzer zu begeistern. Zwischen 1999 und 2007 kamen verschiedene E-Book-Reader auf den Markt – sowohl in den USA als auch in Deutschland und in anderen Ländern. 2004 erschien beispielsweise der E-Book-Reader LIBRIe. Bei diesem kam die elektronische Tinte von E-Ink zum Einsatz. Doch auch dieses Gerät konnte dem elektronischen Buch keinen Durchbruch bescheren – genauso wenig wie der 2006 eingeführte E-Book-Reader ILiad. Richtig günstig war auch dieses Gerät noch nicht. Es kostete bei seiner Einführung 650 Euro.
    Den Durchbruch hin zum Massenmarkt schaffte dann 2007 in den USA der Amazon Kindle. Mit diesem Gerät war erstmals das direkte Herunterladen von Dateien aus einem Online-Shop möglich. Bei allen vorherigen Geräten war noch der PC als Zwischenstation unumgänglich gewesen. Amazon bot zur Einführung des neuen Lesegeräts auch ein umfassendes Sortiment an – knapp 90.000 elektronische Bücher warteten auf die Leserinnen und Leser. Und der Preis war mit 399 Dollar im Vergleich zu den Vorgängern auch recht moderat. Schon 2006 führte Sony in den USA seinen ersten eigenen Reader ein – den PRS-500. In Deutschland war eine etwas veränderte Variante, der PRS-505, ab März 2009 erhältlich. Das Gerät kostete 299 Euro und fasste über 100 elektronische Bücher. Die Darstellung der Texte war sehr gut und der auf Smartphones oder Notebooks deutlich überlegen. Beim Umblättern war das Gerät allerdings noch etwas träge und auch das Fehlen einer Tastatur schränkte die Funktionen erheblich ein. Mit 255 Gramm Gewicht kam der Sony Reader schon erheblich leichter daher als viele Vorgängermodelle.
    Während in den USA seit Einführung des Kindle mehr und mehr Leserinnen und Leser zur elektronischen Variante des Buches greifen, hinkt Deutschland immer noch etwas hinterher. Erst im Jahr 2011 kam richtig Bewegung in den deutschen Markt: Im April führte Amazon den Kindle endlich auch in Deutschland ein. Allerdings zunächst noch mit englischsprachiger Menüführung. Seit Oktober 2011 gibt es nun aber den ersten vollwertigen Kindle für ein deutschsprachiges Publikum. Im selben Jahr öffnete der kanadische Anbieter Kobo seinen E-Book-Shop auch für deutschsprachige Publikationen und führte im November 2011 ein erstes Lesegerät auf dem deutschen Markt ein. Die Buchhandelskette Thalia brachte mit dem Oyo II eine neue Version ihres E-Book-Readers heraus und auch Weltbild bietet ein Lesegerät mit LCD-Display und direkter Anbindung an den eigenen E-Book-Shop an. Daneben gibt es weitere Lesegeräte ohne direkte Anbindung an einen digitalen Buchladen.
    Das Lesen von elektronischen Büchern ist komfortabel und preiswert geworden: Online-Buchhandlungen bieten hierzulande zehntausende von deutschsprachigen E-Books an, die speziellen Lesegeräte kosten zwischen 60 und 200 Euro, die Bedienung ist einfach und eine Nutzung oftmals auch ohne PC-Anschluss – allerdings nicht ohne Internetzugang – möglich. Hinzu kommt, dass neben den Readern auch Multimedia-Geräte wie das Tablet und das Smartphone E-Books in gut lesbarer Qualität darstellen. Insgesamt ist das Medium E-Book also seit Ende 2011 in Deutschland auf dem Weg vom Nischen- zum Massenprodukt. Der Weltbild-Verlag meldete beispielsweise, er habe am 25. Dezember 2011 17.500 E-Books verkauft – so viele wie niemals zuvor an einem einzigen Tag. Rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland besaßen im Januar 2012 laut Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung einen E-Book-Reader. Da wundert es nicht, dass mittlerweile auch im Alltag häufig Leserinnen und Leser elektronischer Bücher in S- und U-Bahn anzutreffen sind.
    Dank der Gutenberg-Maschine können wir nun überall auf der Welt unzählige Bücher lesen, die zusammen nicht mehr als zwei- oder dreihundert Gramm wiegen. Und an allen Orten mit Internet-Anschluss können wir zudem neue Bücher herunterladen oder unsere Notizen und Bewertungen hochladen. Das Buch ist also Teil des digitalen Raums geworden. Merkwürdig ist nur, dass es so lange gedauert hat, bis es diesen neuen Platz eingenommen hat.
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